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0640 - Hexentränen

0640 - Hexentränen

Titel: 0640 - Hexentränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schon sehr lange«, sagte Merlin. »Ich weiß es. Aber ich sehe all das mit anderen Augen. Ich weiß, daß ihr alle so denkt, selbst Zamorra. Doch ihr wißt nicht, was wirklich hinter allem steht und worum es geht. Ich kann nicht anders handeln.«
    Erneut hob er die Hände.
    »Warte einen Moment«, sagte Teri. Sie pflückte die Reste ihres Tangas von dem Ast, auf dem sie das kleine Etwas zwischen Teds Sachen zum Trocknen aufgehängt hatte. »Wir wollen doch nicht, Ted, daß Carlotta das hier bei dir findet und dich fragt, mit wem du dich wieder herumgetrieben hast. Gib ihr diesen Kuß von mir, ja? Oder sagen wir mal, die Hälfte davon. Die andere Hälfte bleibt für dich.«
    Damit schmiegte sie sich noch einmal eng an Ted und küßte ihn heftig und ausdauernd. Dann warf sie Merlin eine Kußhand zu und nickte. »Jetzt…!«
    Da versetzte der Zauberer auch sie zurück an den Ort, von dem er sie geholt hatte.
    »Ich bleibe hier«, sagte Ted Ewigk und begann sich langsam wieder anzuziehen.
    ***
    ... gleich wieder seine Weiterführung zu erleben. Erneut glitt Baba Yaga in die Traumebene ab. Wieder sah sie sich im Zauberwald. War es die gleiche Szene wie vorhin? Oder wurde sie nur fortgesetzt? Yaga versuchte sich darauf zu konzentrieren, versuchte das herauszufinden. Aber je mehr sie sich konzentrierte, desto unsicherer wurde sie.
    Was bedeutete das?
    Nicht einmal das konnte sie herausfinden.
    Sie wußte nicht, daß die Szenen mit dem Para-Mädchen Eva die gleichen waren, die auch Merlin bereits in seinen Erinnerungen gesehen hatte! Nur die Perspektive war eine andere. In seiner Traumerinnerung war Merlin selbst in die Szene eingebunden gewesen; er, Evas Vater. In Yagas Bildern war wiederum die Hexe an diese Stelle getreten, sah das gleiche Bild mit ihren eigenen Augen. Sie war fern von Merlin, und er war fern von ihr. Sie beide entsannen sich des gleichen Geschehens, und doch waren sie niemals gleichzeitig in dieser Rolle gewesen, um darin an Evas Seite durch den Wald zu wandern und miteinander zu plaudern.
    Eine Erinnerung - für zwei Personen, und für jede individuell!
    Es war eine Falle.
    Der Wald hatte sie Yaga gestellt, als die ihm innewohnende Magie herausfand, es sei jetzt an der Zeit, der schon geschwächten Hexe einen weiteren Schlag zu versetzen.
    Die Musik, die sie vernommen hatte, war imaginär. Sie unterstützte Yagas Abgleiten in Schlaf und Traum, und der Wald zeigte ihr das, was sie sehen sollte.
    Und was vielleicht eine wirkliche Erinnerung war…?
    Ich muß das herausfinden, dachte sie verzweifelt. Ich muß wissen, ob es wirklich meine Erinnerung ist, und warum ich sie träume! Ich…
    Verzweifelt? Warum verzweifelte sie? Es gab doch keinen Grund dafür! Tiefer glitt sie ab, ohne wirklich zu erkennen, was mit ihr geschah.
    Es war eine Traumfalle!
    Baba Yaga, die Traumfrau, die sonst selbst andere mittels derer Träume manipulierte, war jetzt selber eine Gefangene eines Traumes geworden, der sie zu verschlingen drohte. Der um so stärker wurde, je länger sie in ihm verweilte. Und sie mußte darin verweilen, mußte immer wieder in ihn zurückkehren, um nach weiteren Details zu suchen und Wahrheiten zu finden.
    Aber je länger dieser Zustand anhielt, um so gefährlicher wurde es für sie.
    Denn sie erhielt den Traum mit ihrer eigenen Kraft am Leben. Je länger sie träumte, desto mehr Kraft mußte sie aufwenden, um die Existenz dieses Traumes zu erhalten.
    Es würde so lange andauern, bis sie schließlich keine Kraft mehr besaß. Dann erst würde der Traum enden. Und Baba Yaga würde automatisch aus dem Zauberwald verbannt werden.
    Damit hatte der Wald endlich eine Möglichkeit gefunden, die Hexe zu besiegen. Denn wenn sie die Kraft verlor, sich im Inneren des Waldes zu halten, wenn sie gezwungen war, ihn zu verlassen, um nicht ihre eigene Existenz zu verlieren, dann war alles vorbei. Dann hatte sie es nicht geschafft, den Hinweis zu finden.
    Dann hatte sie verspielt, hatte seinerzeit vergeblich ihr und Zamorras Leben gegen Merlins Versprechen getauscht. Es würde verfallen.
    Irgendwo tief in ihrem Inneren versuchte eine leise Stimme aus dem Unterbewußtsein, ihr das begreiflich zu machen.
    Doch sie konnte nicht auf diese Stimme hören. Sie durfte sich nicht von ihr ablenken lassen.
    Sie mußte doch weiter träumen…
    ***
    Merlin hob den Kopf. »Etwas ist anders geworden«, sagte er leise.
    Er hatte nicht gefragt, warum Ted Ewigk noch nicht zurückkehren wollte. Es war vorwiegend Neugier, die den Reporter

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