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0640 - Hexentränen

0640 - Hexentränen

Titel: 0640 - Hexentränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ihn!
    Lord Richard war da!
    »Das ist er doch!« stöhnte Pascal auf. Ted nickte ihm grimmig zu. »Ja, wie er leibt und lebt, aber hinter der Barriere sind wir vor ihm sicher. Er kann sie nicht durchdringen.«
    »Woher wollen Sie das wissen? Sie konnten doch auch hindurch.«
    Ted hob die Schultern. »Ich weiß auch nicht alles«, gestand er plötzlich. »Ich weiß eigentlich weniger, als Sie annehmen. Irgendwie hat sich das Wissen um diese Dinge in mir gebildet. Wie, kann ich nicht erklären.«
    »Aber…«
    »Ich glaube, ich weiß, was Sie sagen wollen«, unterbrach der Reporter. »Sagen Sie es noch nicht. Im Moment sind wir nur Statisten, Zuschauer. Wir werden Zeugen, wie eine uralte Legende ihr Ende findet. Ich habe Sie gebeten zu kommen, weil Sie hier den Abschluß des mysteriösen Falles miterleben werden. Dann wissen Sie wenigstens, was Sie in die Akten schreiben können. Jetzt warten wir nur noch auf Gregor und Michaelis!«
    Sprachlos sahen die beiden Polizisten und Eva Groote ihn an.
    Hier sollte der Mythos vom Clan der Lords enden?
    Im Zauberwald Broceliande?
    Plötzlich wurden Yacoubs Augen groß. »Hier gibt's doch diesen Zauberer, der schon am Hofe König…«
    »Ruhig«, unterbrach Ted ihn erneut. »Sprechen Sie den Namen nicht aus. Nicht hier, in seinem unmittelbaren Reich. Doch Sie haben recht, er ist es. Er zieht seine Fäden durch sämtliche Epochen und viele Welten, glaube ich.«
    »Monsieur Ewigk, Sie werden mir noch unheimlicher als bisher…«
    »Dazu habe ich Ihnen bisher keinen Grund gegeben!«
    Yacoub erwiderte nichts. Er sah wieder nach draußen. Dort veränderte sich die Szene.
    Drei Gestalten materialisierten.
    Gregor, Michaelis und - Mikael ar Varrak, der Hölzerne!
    Er nährte sich mit schleppenden Bewegungen dem Lord, dem Mörder. Vor ihm blieb er stehen.
    »Dein magischer Wolf tötete mich, Mörder«, sagte er knarrend. Durch die Barriere vernahmen die vier Menschen die Worte deutlich. »Ich will Rache, Lord Richard.«
    Der Lord sah von einem zum anderen. Hinter die Barriere warf er keinen Blick.
    Michaelis und Gregor rückten auf. In Michaelis’ Hand blitzte wieder das Schwert.
    Er wandte sich Lord Gregor zu. »Stimmt es nicht, daß Feuer Feind der Schwarzen Magie ist?«
    Gregor nickte nur.
    »Dann brenne, Mörderlord und Verräter!« schrie Michaelis auf.
    Sein Schwert wirbelte durch die Luft, klirrte auf einen Stein. Ein Funke sprang über, wurde zu einem Feuerstrahl und erfaßte den Hölzernen. War es Zauberei? Innerhalb von Sekunden stand Varrak in hellen Flammen und stürzte sich als lohendes Fanal auf Richard.
    »Ich töte dich!« schrie die hölzerne Flammensäule.
    Ted fühlte nicht, wie sich Evas Hände in seine Schultern krallten. Gebannt verfolgte er das unglaubliche Schauspiel. Dazu also war Varrak zu untotem Leben erweckt worden! Holz brannte, und brennendes Holz wurde Richard zum Verhängnis!
    Mikael ar Varrak erlebte seinen endgültigen Tod, aber er nahm seinen Mörder mit ins Verderben. Die Flammen griffen auf Richard über. Das Sarazenenschwert blitzte auf und begann, die brennende Säule zu zerteilen, die Varrak gewesen war. Der Lord trennte sich von seiner Nemesis und warf sich zu Boden, um die Flammen zu löschen, die ihn erfaßt hatten. Doch es gelang ihm nicht.
    Es ging rasch zu Ende. Seine verzweifelten Schreie erstarben, als Satan erschien, um sich zu holen, was ihm versprochen war.
    Nur die beiden Geisterlords blieben zurück.
    »Der Racheschwur ist erfüllt«, sagte Michaelis grimmig und schob sein Schwert in die Scheide zurück. »Es ist getan. Der Mörder und Verräter starb, wie Mörder und Verräter sterben sollen, durch Schwert und Flamme.«
    Da brach zwischen ihnen die magische Sperre zusammen.
    Nichts unterband mehr den Kontakt zwischen Menschen und Geisterlords, und doch tat keiner einen Schritt, um sich der anderen Gruppe zu nähern, denn zwischen ihnen stand plötzlich ein uralter Mann, dessen Gesicht ewige Jugend ausstrahlte. Eine weiße Druidenkutte hüllte seine Gestalt ein, und ein langer Bart wallte bis zum Gürtel herab. Seine Augen funkelten.
    »Ihr werdet eure Ruhe jetzt finden, Lords«, erklärte er mit weithin hallender Stimme. »Der Verrat ist gerächt. Ich entlasse euch in die Ewigkeit.«
    Lautlos verblaßten die Gestalten der beiden Geister. Sie verschwanden, als habe es sie niemals gegeben. Dann wandte sich der Uralte langsam um.
    »Du begehrst meine Freundschaft, Ted Ewigk?« fragte er und erwartete doch keine Antwort auf seine Frage.

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