Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0642 - Voodoo-Man

0642 - Voodoo-Man

Titel: 0642 - Voodoo-Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
miteinander gesprochen hatten… Die Möglichkeiten waren vielfältig.
    Trotzdem hoffte er, daß es noch nicht passiert war.
    Denn sonst war er an keinem Punkt dieser Erde mehr sicher.
    Er klemmte sich den zum Bersten vollen Koffer unter den Arm und warf einen letzten Blick auf sein kleines Appartement. Zu mehr hatte sein Lohn als Hotelpage nicht gereicht.
    Er zuckte mit den Schultern und versuchte, optimistisch zu denken. Zumindest mußte er die dämliche Uniform nie wieder anziehen.
    William öffnete die Tür und erstarrte.
    Vor ihm standen ein Mann und eine Frau.
    Er kannte sie.
    Den Mann hatte er angegriffen…
    »O Scheiße«, murmelte er, schleuderte ihnen den Koffer entgegen und schlug die Tür zu.
    Zamorra setzte blitzschnell den Fuß zwischen Tür und Rahmen, während Nicole das Koffergeschoß abwehrte, das natürlich prompt aufging. Die Holztür wurde zurückkatapultiert - direkt gegen Gauthiers Gesicht, der nicht schnell genug ausweichen konnte.
    Er ging mit einem Aufstöhnen zu Boden und hielt sich die blutende Nase.
    Zamorra und Nicole bahnten sich einen Weg durch den Wäscheberg und schlossen die Tür hinter sich. Es war besser, so wenig Aufsehen wie möglich zu erregen.
    Zamorra zog einen Stuhl heran und setzte sich vor den ehemaligen Hotelboy.
    »Wir sollten uns unterhalten«, sagte er ruhig.
    William nickte und griff nach einem T-Shirt aus dem Wäscheberg, um das Blut aus seiner Nase aufzuhalten.
    »Das geht nie wieder raus«, warnte Nicole.
    »Ist doch ohnehin alles egal«, entgegnete der Ex-Page düster. Er sah zurück zu Zamorra. »Hey, das tut mir echt leid, Mann. Ich hab' noch nie jemanden verletzt, weißt du… und, keine Ahnung wieso, aber ich wußte nicht, was ich machen sollte, und da war die Lampe…«
    Der Dämonenjäger unterbrach seinen Redefluß. »Darum geht es jetzt nicht.«
    Williams Reaktion hatte seinen Verdacht bestätigt, daß der Hotelangestellte nichts weiter war als ein Opfer, das von einer anderen Macht gesteuert wurde. Er hoffte nur, daß William sie auf die Spur der Hintermänner bringen konnte.
    »Erzähl uns einfach die ganze Geschichte von Anfang an,« fuhr er fort.
    William zögerte. »Das kann ich nicht, Mann. Ich habe eine Schwester in Bartes. Wenn herauskommt, daß ich geredet habe, dann sind Marie und Vincent nicht mehr sicher…«
    In der gleichen Sekunde leuchtete das Amulett hell auf und baute einen leuchtend grünen Schutzschirm um Zamorra auf.
    Sie wurden magisch angegriffen!
    ***
    Zufrieden betrachtete Sinistre die Voodoo-Puppe, die vor ihm lag. In ihrer Brust steckte ein langer Nagel. Spielerisch drehte er ihn ein wenig von einer Seite zur anderen.
    Das sollte reichen, dachte er. Gern hätte er jetzt seinen Geist ausgesandt, um das Ergebnis zu überprüfen, aber das mußte warten. Zuerst mußte er sein eigenes Wohlergehen sicherstellen.
    Er stand auf und ging zu einem Regal, das hinter einem schmutzigen alten Vorhang verborgen war. Er zog den Vorhang beiseite und nahm eine Schale heraus, die mit einer übelriechenden, gelben Flüssigkeit gefüllt war.
    Dann zog er sein Hemd aus. Seine Haut war übersät mit Narben - Andenken an die Folterknechte »Papa Docs«, des gnadenlosen Diktators, den die Haitianer nach langen qualvollen Jahren schließlich aus dem Land gejagt hatten.
    Aber da war noch etwas anderes außer Narben: große, graue Flecke, an denen die Haut trocken und dünn wie Pergament war und durch die das darunterliegende Fleisch rosig schimmerte. Sinistres Finger machten ein knirschendes Geräusch, als er darüber strich.
    Vorsichtig tunkte er seine Hand in die Flüssigkeit und rieb die grauen Stellen sorgsam ein, während er Beschwörungen sprach und Kraft in seinen Körper fließen ließ.
    Das war sein wahres Geheimnis, das niemand jemals erfahren durfte.
    Liberté Dupont, der mächtigste Voodoo-Zauberer, den Haiti in diesem Jahrhundert hervorgebracht hatte und den ein irrer Diktator aus Furcht vor einem Fluch einsperren ließ, war nie aus den Kerkern seiner Insel entkommen.
    Er war darin gestorben.
    Le Roi Sinistre war seit acht Jahren tot.
    ***
    Rasch zog Zamorra Nicole in das Schutzfeld. Er wollte auch nach William greifen, aber der wich mit angstgeweiteten Augen vor ihm zurück.
    Der Dämonenjäger sah sich um, konnte aber keine Gefahrenquelle erkennen. Das hieß, daß der Angriff von einem anderen Ort kam, sozusagen ferngesteuert wurde - so wie man es von Voodoo kannte. Er hoffte nur, daß die Magie nicht »abgefälscht« wurde und einen

Weitere Kostenlose Bücher