0642 - Voodoo-Man
den William ihnen genannt hatte.
Der Tote war Fagan, der gescheiterte Handtuch-Dieb!
Offenbar wurden nicht alle Gäste so freundlich behandelt wie Nicole…
Nicole ging zurück zur Tür und betrachtete das Schloß. Es sah nicht sehr kompliziert aus. Mit ein wenig Werkzeug sollte es zu knacken sein. Nicole tastete nach dem Taschenmesser in den zahlreichen Taschen des Overalls. Zuerst fand sie nur die kleinen Beutel voller Salz, die Zamorra während der holprigen Fahrt fluchend für sie beide gefüllt hatte. Für eine Schrecksekunde befürchtete sie, das Messer läge noch im Hotelzimmer, aber dann ertastete sie es unter einem der Salzbeutel.
Nicole ging vor der Tür in die Hocke und lauschte. Sie konnte draußen kein Geräusch hören. Beruhigt begann sie damit, das Schloß zu knacken.
Sie war so auf ihre Arbeit konzentriert, daß sie nicht bemerkte, wie sich Fagan hinter den Kisten aufrichtete!
***
Die letzten Fässer waren aus dem Gang zu den Höhlen geschafft worden. Die kleine Gruppe stand verschwitzt und erschöpft um Marie herum. Sie wußte, daß ihre Leute eigentlich nicht in dem Zustand waren, um zu kämpfen, aber es war zu spät, den Plan noch zu ändern. Wenn sie jetzt nicht handelten, würde wohl keiner von ihnen den nächsten Morgen erleben.
Bey und Cathal standen ein Stück von den anderen weg. Sie waren eng umschlungen und verabschiedeten sich voneinander.
Marie räusperte sich und nahm als erste Fackel und Benzinkanister auf. Nach und nach folgten ihr die anderen.
Bey bemerkte den Aufbruch und löste sich langsam aus der Umarmung seiner Frau. Er küßte erst sie und dann die Koransure, die er als Glücksbringer immer um den Hals trug.
Cathal blieb neben der Treppe stehen und versuchte erfolglos, ihre Tränen zurückzuhalten.
Niemand sagte ein Wort, als die kleine Gruppe hintereinander den Geheimgang betrat. Marie spürte jedoch ihre Blicke im Rücken. Die Leute warteten auf anspornende Worte von ihr, aber sie hatte nicht die Kraft, sie ihnen zu geben. Die Hochstimmung der letzten Tage war verflogen. Die Bilder aus ihren Träumen standen lebhaft vor ihren Augen. Marie fühlte sich, als führe sie ihre Leute nicht zur Revolution, sondern zur Schlachtbank.
Sie ahnte nichts von dem, was sich gerade über ihr abspielte.
***
Nicole hörte ein scharrendes Geräusch.
Ohne sich umzudrehen, hechtete sie zur Seite und rollte sich ab. Als sie hochkam, sah sie, wie Fagans Fäuste mit voller Wucht gegen die Tür krachten.
Er war zum Zombie geworden!
Der Untote drehte sich zur Seite und machte einen Schritt auf Nicole zu. Sie wich aus und prallte mit dem Rücken gegen das Regal.
Instinktiv griff sie nach einer der Konservendosen und warf sie nach dem Untoten.
Der knurrte, als ihn das Wurfgeschoß am Kopf traf, und taumelte zwei Schritte zurück. Er fiel gegen den Tisch, der unter seinem Gewicht allerdings nicht nachgab. Für einen Moment kämpfte er um sein Gleichgewicht und kam dann grunzend wieder hoch.
Und wurde vom nächsten Geschoß getroffen, das ihn wieder gegen den Tisch fallen ließ.
Nicole nahm eine neue Dose in die Hand. Sie wußte, daß sie nicht ewig so weitermachen konnte. Sie machte sich auch nicht die Hoffnung, daß dem Untoten irgendwann der Kopf abfallen würde, wenn sie ihn weiter mit Dosen bewarf. Sie wollte einfach nur Zeit gewinnen, bis ihr eine Idee kam.
Sie wollte sich nicht auf einen Zweikampf mit dem Zombie einlassen. Im Freien konnte sie ihre überlegene Schnelligkeit nutzen, aber hier, auf engstem Raum in dem kleinen Zimmer, nutzte ihr die wenig. Allerdings bot sie dem Untoten jede Möglichkeit, sie mit seiner überragenden Stärke zu töten.
Das nächste Wurfgeschoß traf in an der Brust, ließ ihn aber noch nicht einmal taumeln. Nach und nach schien er sich an die plötzlichen Treffer zu gewöhnen.
Nicole überlegte kurz, ob sie das Amulett rufen sollte, entschied sich aber dagegen. Selbst wenn sie damit den Zombie töten konnte, würde sie ihre Anwesenheit im Dorf verraten. Sie wußte nicht, wie lange Sinistre brauchen würde, um sie in der Gaststätte aufzuspüren, aber sie hatte keine Lust, dann noch eingesperrt zu sein.
Also mußte es anders gehen.
Sie betrachtete das Regal, während sie den Zombie mit drei oder vier Würfen wieder zurücktrieb. Es schien nicht an der Wand befestigt zu sein.
Nicole schätzte die Entfernung zwischen ihr und dem Untoten ab. Könnte klappen, dachte sie optimistisch. Sie ließ die Dosen, die sich noch in der Hand hielt, fallen
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