0645 - Das Teufels-Denkmal
ihn nicht töten, nur verletzen, aber die beiden Silberkugeln hätte ich mir sparen können, Hoffmann wurde nicht getroffen.
Selten hatte mich jemand so genarrt. Auch ich hätte jetzt einen selbstständigen Schatten gut gebrauchen können, stattdessen lief ich wieder in das Lager zurück.
»Er ist weg!«, schrie Branco. »Verdammt, der Schatten ist nicht mehr hier!«
»Seit wann?«
»Du - du…«, er atmete heftig. »Du warst kaum weg, da verschwand auch der Schatten.«
»Wohin?«
Er hob die Schultern. »Wir haben nichts sehen können. Er jagte in den Himmel.«
Ich nickte. »Okay, dann wollen wir hoffen, dass die Gefahr vorbei ist und dass ihr auch ohne mich zurechtkommt.«
Erstaunt schaute er mich an. »Du - willst weg?«
»Wo kann ich das Denkmal finden?« Branco fuhr mit der Zunge über seine Lippen. »Aber das ist gefährlich«, erklärte er mit hechelnder Stimme.
»Das ist sogar sehr gefährlich, glaub mir.«
»Ich weiß es. Also wo?«
Er schlug mir auf die Schulter, das Gesicht verkniffen. So sah ein Mensch aus, der sich zu einer bestimmten Sache entschlossen hatte. »Du wirst mir jetzt nicht widersprechen, John, denn ich werde dich begleiten. Ich weiß einfach, was ich meinem toten Vater schuldig bin.«
»Denkst du an die Gefahr?«
»Ja, an die denke ich.«
»Dann solltest du…«
»Keine Widerrede. Komm jetzt!«
Er lief einfach weg. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich an seine Fersen zu heften…
***
Es war der Augenblick der Stille, des Erkennens und des Begreifens, dass nichts mehr lief. Dass der andere gekommen war und seine Trümpfe fest in den Händen hielt, obwohl Suko sich noch nicht zu ihm umgedreht und ihn angeschaut hatte.
»Und wenn ich doch schieße, van Akkeren?«
»Töte ich sie!«
Suko schloss die Augen. Er wusste, wer mit sie gemeint war. Er wusste auch, dass es ein Fehler gewesen war, Julia und den deutschen Kommissar allein und schutzlos gehen zu lassen.
»Suko…«
Es war die Qual in Julias Stimme, die den Inspektor so tief traf und ihn nicht antworten ließ. »Suko, es tut mir Leid, wirklich, aber ich konnte nichts…«
»Schon gut, Julia. Was ist mit Harry?«
»Ich glaube, er hat ihn totgeschlagen.«
Suko atmete durch die Nase. In diesem Moment kam er sich ebenfalls wie ein Denkmal vor, so unbeweglich stand er auf der Schwelle und gab keine Antwort.
»Willst du dich nicht umdrehen, Chinese?«
»Okay, van Akkeren, okay.« Suko drehte sich auf der Stelle um. Seine Hacken bohrten dabei Löcher in den weichen Boden. Da die Lampe noch immer strahlte, konnte er van Akkeren anleuchten und entdeckte auch Julia, die im Griff dieses Widerlings festhing. Van Akkeren hatte sie in den Polizeigriff genommen. Bewegte sie sich hektisch und falsch, brach er ihr den Arm.
Er stand hinter ihr. Dunkel gekleidet, das Gesicht als schwammige, helle Maske, und er wusste Bescheid, denn er fuhr Suko scharf an. »Ich weiß, dass du mit bestimmten Waffen ausgerüstet bist, deshalb hüte dich davor, den Stab zu ziehen und das bestimmte Wort zu rufen. Diese Frau hier würde es nicht überleben.«
Suko nickte. »Einverstanden. Was hast du noch vor?«
»Du wirst deine Arme ausstrecken, dich umdrehen und die Arme vorgestreckt lassen, wenn du auf das Denkmal zugehst. Mehr verlange ich nicht von dir. Geh zu ihm. Geh hin, er will dich begrüßen, er freut sich auf dich!«
Dahinter verbarg sich ein satanischer Trick, das wusste Suko. Und er überlegte, ob er nicht einen Armbruch bei Julia riskieren sollte. Das war zwar schlimm, aber sie würde es überleben.
Van Akkeren war raffiniert. Er hatte sich in die Lage des Inspektors hineinversetzt und war auch seinem Gedankengang in etwa gefolgt. »Damit dir die Entscheidung nicht zu schwer fällt, Chinese, ich habe hier noch etwas.« Jetzt bewegte er den linken Arm, und Suko sah die Umrisse einer Schusswaffe aus seiner Hand ragen. »Die Kugel wird schneller sein als deine Hände. Also streck sie vor.«
Suko ließ die Dämonenpeitsche fallen. Sie hatte bei Baphomet das Gegenteil bewirkt und mitgeholfen, Suko in diese Situation zu bringen. Er ließ sie liegen, nicht einmal einen letzten Blick gönnte er ihr, als er sich umdrehte und die Arme vorstreckte, wie es ihm van Akkeren befohlen hatte.
Suko kam sich gedemütigt vor.
Zudem hörte er hinter sich die Stimme der Geisel. Sie klang jammernd und gehetzt zugleich. »Bitte, nicht wegen mir. Ich - ich habe es mir selbst zuzuschreiben, ich…« Sie verstummte, weil sie von ihm keine Antwort
Weitere Kostenlose Bücher