0645 - Das Teufels-Denkmal
bestellen.«
»Von wem?«
»Von meiner Tante. Sie hat mir eine Karte aus Honolulu geschrieben mit dem Vermerk Gruß an alle.«
»Wie schön.« Ich lachte und stand auf. »Solltest du nichts Besseres vorhaben, Alter, ich würde gern nach unten fahren und frühstücken. Ich habe nämlich Hunger.«
»Willst du nicht erst Harry Stahl anrufen?«
»Weshalb?«
»Ich meine ja nur.«
»Der wird sich schon melden.«
»Geh schon vor, ich komme gleich nach.«
Im Frühstücksraum war nicht viel los. Man hatte ein Büfett aufgebaut, das sich sogar sehen lassen konnte. Ich setzte mich ans Fenster, von wo ich ins Grüne schauen konnte, denn rund um das Hotel waren Büsche und Sträucher angepflanzt worden.
Statt Kaffee bestellte ich Tee, aß Rührei und Schinken. Anschließend Brot und Konfitüre.
Da saß mir Suko bereits gegenüber. Sein nächtliches Erlebnis hatte sich nicht auf seinen Appetit niedergeschlagen, denn er gehörte zu den Personen, die richtig abräumten und es genossen, aus dem Vollen schöpfen zu können.
»Stärkst du dich für van Akkeren?«, fragte ich, als ich Pflaumen aus einer Schüssel löffelte.
»Und für Hoffmann.«
»Der liegt dir im Magen, wie?«
»Nein, höher. Auf der Brust.«
Ich konnte Suko verstehen und wollte nicht in Hoffmanns Haut stecken. Noch einmal würde er es nicht schaffen, seinen Schatten auf Suko loszulassen.
Zum Abschluss trank ich noch einen Saft und bemerkte meine innere Unruhe. Sie drehte sich um Hoffmann und van Akkeren. Ich wunderte mich aber auch darüber, dass der Kommissar noch nicht angerufen hatte. Gerade als ich das Thema anschnitt, erschien ein Page mit einer Tafel, auf der mein Name geschrieben war.
»Telefon«, sagte Suko.
Ich sprang hoch. Im Weglaufen riet ich meinem Freund, so langsam Schluss zu machen.
»Keine Sorge, ich werde schon pünktlich sein.«
Ich musste in eine kleine Kabine und hörte die Stimme des Kommissars, die ziemlich aufgeregt klang.
»Wir haben sie, John!«
»Was? Wo?«
»Am Bahnhof.«
»Und jetzt?«
»Wir haben noch nicht zugeschlagen. Die beiden machen den Eindruck, als wollten sie verreisen.«
»Welcher Zug käme in Frage?«
»Der nach Budapest. Ein Ferienexpress.«
»Und wann fährt der los?« Das Blut schoss mir in den Kopf. Plötzlich stand alles auf des Messers Schneide.
»In vierzig Minuten…«
»Das schaffen wir.«
Harry Stahl lachte. »Ein Wagen wird Euch abholen.«
»Danke. Harry. Und noch etwas. Greift sie nicht an. Tut nichts. Wenn Hoffmann seinen Schatten auf Unschuldige loslässt, können wir für nichts garantieren.«
»Geht in Ordnung.«
Ich legte auf und merkte, dass ein Adrenalinstoß durch meinen Körper jagte. Plötzlich war ich aufgeregt. An das Glück konnte ich kaum glauben. Aber würde alles so laufen, wie wir es uns vorgestellt hatten? Das war die große Frage. Ich persönlich glaubte nicht daran, dass das Glück auf unserer Seite bleiben würde. Dazu waren beide viel zu gefährlich.
Suko wischte sich die Lippen ab, als ich erschien. Ich setzte mich nicht erst, sondern winkte ihn hoch.
»Haben wir sie?«
»Fast.«
»Und wo?«
»Am Hauptbahnhof.«
»Dann nichts wie hin.« Plötzlich konnte er rennen. Ich gönnte es ihm. Wenn jemand motiviert war, dann mein Freund Suko…
***
Wir brauchten nicht lange auf den Wagen zu warten. Als wir das Hotel verließen, rollte ein Wartburg die Auffahrt hoch. Der Fahrer trug Uniform. Ich kannte ihn, es war Brinkmann, und er riss uns die Türen auf.
»Wie lange kann es dauern, bis wir am Bahnhof sind?«, fragte ich beim Einsteigen.
»Der Verkehr ist nicht so dicht wie bei der Messe. Wir schaffen es bestimmt.«
Das konnten wir nur hoffen. Auch wenn sich der Betrieb in Grenzen hielt, so war er meiner Ansicht nach noch zu stark, denn viele Westler verstopften mit ihren Wagen die Straßen und schienen sich gegen uns verschworen zu haben, denn alle rollten in die gleiche Richtung, dem Bahnhof entgegen.
Suko, der vorn saß, drehte sich um. »Hoffentlich reicht es«, knirschte er.
»Das kannst du wohl sagen.«
Brinkmann fuhr schnell. Er hupte immer wieder, fluchte auch, wenn er nicht durchkam, rollte zweimal über den Gehsteig und konnte nichts daran ändern, dass wir kurz vor dem Platz der Republik im Stau stecken blieben.
Der Bahnhof war bereits zu sehen, ein gewaltiges Gebäude, architektonisch dem Klassizismus einzuordnen.
»Wir steigen aus!«
»Wieso…?«
»Den Rest gehen wir zu Fuß.« Ich drückte bereits die Fondtür auf. Suko folgte mir,
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