0647 - Die Haut des Vampirs
Schwester zu, »in jedem gutsortierten Haushalt ist alles vorhanden, was man für die Asema-Bekämpfung braucht.«
»Bis auf die Eulenkrallen«, gab Uschi zu bedenken.
Der Schamane blinzelte sie listig an. »Es gibt auch noch Kräuter, mit denen ihr euch sozusagen impfen könnt. Denn Asemas mögen nur süßes Blut. Und ihr beiden meisjes seht mir verdammt süß aus, wenn ich alter Mann das mal sagen darf. Die Kräutermischung läßt euer Blut bitter werden. Das wittern die Asemas und beißen euch nicht. Denn bitteres Blut können sie nicht ausstehen.«
Rob Tendyke war in Gedanken versunken. »Der Goldene Jaguar -was wird aus ihm, wenn es keine Asemas mehr gibt?«
»Asemas wird es immer geben«, erwiderte Ben mit dem Brustton der Überzeugung. »Der ewige Kampf des Guten gegen das Böse. Der Gouden Jaguar ist eine Art Schutzgeist der Menschen. Ohne ihn wären die hautlosen Nachtjäger schon längst übermächtig geworden. Die Asemas können ihn nicht besiegen. Deshalb haben sie so eine Heidenangst vor ihm. Marijke hat mir berichtet, was vorhin am Flußufer geschehen ist.«
Tendyke schwieg. Er hing seinen Gedanken nach.
»Was willst du überhaupt von dem Goldenen Jaguar?« fragte der Schamane.
»Wenn ich das wüßte.« Der Abenteurer zuckte mit den Achseln. »Ich wollte ihn sehen. Ob es ihn wirklich gibt. Nun, ich habe ihn gesehen. Nun könnten wir eigentlich nach Hause zurückkehren.«
Den Peters-Zwillingen war anzumerken, daß sie das für eine verdammt gute Idee hielten.
Aber der greise Ben sagte: »Ich glaube nicht an Zufälle. Es hat seinen Sinn, daß ihr hierher gekommen seid. Die Kräfte der Asemas scheinen neuerdings zuzunehmen. Sie werden aggressiver. So nahe an unser Dorf haben sie sich schon lange nicht mehr herangewagt. Aber wenn das Böse stärker wird, nimmt auch die Macht des Guten zu. Vielleicht ist das der wahre Grund, weshalb es euch hierher verschlagen hat.«
***
»Wenn Sie ein Versteck für uns haben, sollten Sie es uns besser schnell zeigen, Ma'am!« rief Fooly aufgeregt. Er schwirrte in der Luft wie ein kleiner dicker Hubschrauber. Die haßerfüllte Meute raste heran, während Zamorra, Nicole und der Drache neben der alten Frau in dem roten Sari warteten.
Aber die Teestubenbesitzerin bedeutete der flatternden Echse, still zu sein. Sie murmelte einige Sätze in einer uralt klingenden Sprache, breitete die Arme aus und bewegte die Finger.
»Vertraut mir!« sagte sie noch in holperigem Englisch zu dem Trio.
Etwas anderes blieb ihnen auch nicht übrig. Ihr Vorsprung schmolz immer mehr zusammen. Die knüppelschwingenden Männer näherten sich wutschäumend.
Nicole spürte, wie ihre Knie weich wurden. Aber ihr fiel etwas auf. Obwohl die Verfolger sie, Zamorra und Fooly gut erkennen können mußten, schienen sie durch das Trio hindurchzusehen. Die Blicke der Männer waren auf das andere Ende der Gasse gerichtet. Dorthin, wo absolut niemand zu erkennen war.
Wenn sie noch fliehen wollten, wäre es jetzt jedenfalls zu spät. Der erste Knüppelbesitzer hatte sie erreicht. Nicole stand vor ihm. Er würde sie unmöglich übersehen können.
Doch er tat es. Statt dessen richtete er seine zornblitzenden braunen Augen auf die Teestubenbesitzerin.
»He, Yashoda! Wir suchen drei Tempelschänder, zwei Weiße und ein Höllenwesen! Sind die hier vorbeigelaufen?«
Die Alte nickte langsam und würdig. »Ja, Ravinder. Sie sind Richtung Hafen gerannt.« Und sie deutete die Gasse hinab.
Eine riesige Staubwolke wurde aufgewirbelt, als der Lynchmob an ihnen vorbeistürmte. Zamorra wartete, bis nichts mehr von den Wütenden zu sehen war. Dann sagte er: »Diese Art der Unsichtbarkeitsmagie ist verblüffend wirksam.«
»Die Welt ist voller Geheimnisse, Professor Zamorra«, erwiderte die Frau in dem roten Sari. »Darf ich Sie nun bitten, mir zu folgen?«
Der Parapsychologe war nicht sehr erstaunt darüber, daß sie seinen Namen kannte. Schließlich trug sie einen ähnlichen Anhänger um den Hals wie jener, den sein rätselhafter Besucher auf Château Montagne gehabt hatte.
Yashoda ging voraus. Der Freiluft-Teeausschank bestand neben den einfachen Bänken und Tischen nur noch aus einer abgeschabten Theke unter einem löcherigen Sonnendach. Es roch nach starkem Darjeeling, der in verschiedenen Kannen auf durstige Kehlen wartete.
Die Frau warf Blicke in alle Richtungen und schob dann eine Verkleidung unter dem Tresen zur Seite.
»Dort ist eine Falltür«, informierte sie das Trio. »Es ist etwas eng, aber es
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