0647 - Die Haut des Vampirs
seinem Maul lodern. Und wirklich hob Kali einen ihrer Klauenfüße für einen Moment an. Man hätte glauben können, sie wollte einen Steptanz aufführen. Aber dann richtete sie einen Dreizack mit Widerhaken auf den Jungdrachen!
Zamorra erkannte die Gefahr, die Fooly plötzlich drohte.
Er wirbelte herum. Ein zweiter Blitz entwich dem Amulett. Und auch der Arm mit dem Dreizack wurde von dem magischen Körper gebrannt.
Kali röhrte auf, daß die Wände des Tempels in ihren Grundfesten zitterten. Das Blut aus ihrem Mund spritzte über alle Wände, als sie erbost ihren mächtigen Schädel schüttelte. Und dann ging sie aufs Ganze.
Sie setzte alle verbleibenden acht Arme gleichzeitig ein!
Der Parapsychologe brauchte volle Konzentration, um sie abzuwehren und gleichzeitig zurückzutreiben. Die Blitze aus dem Amulett und die Feuerlanzen von Kali jagten durch den hohen Tempelraum. Die Luft dröhnte vom Schlachtgebrüll der Todesgöttin.
Nicole zog Fooly an seinem Schwanz aus der Gefahrenzone. Er wollte protestieren, doch da jagte eine Feuersäule auf die Französin und den Drachen zu.
Nicole rief das Amulett plötzlich zu sich. Sie brauchte es in diesem Moment dringender als Zamorra. Gerade rechtzeitig schaffte sie es noch, einen magischen Schutzschild für sich selbst und Fooly aufzubauen. Ein grünlich leuchtendes Schutzfeld entstand um die beiden herum.
Die Feuerlanze bekam einen Seitwärtsdrall und raste in eine Wand, fraß ein gewaltiges Loch hinein. Steinbrocken flogen nach allen Seiten.
Nicole sprang vor. In ihrem Sari erinnerte sie an eine indische Priesterin, die sich dem dämonischen Treiben in den Weg stellen will. Sie konzentrierte sich auf das Amulett und jagte einen extrem starken Silberblitz in Kalis blutrünstigen Schädel.
Der Körper der Todesgöttin vibrierte in der Luft. Einige Feuersäulen jagten noch durch den Raum. Doch dann war die Erscheinung so plötzlich verschwunden, wie sie gekommen war.
Nur die Verwüstung nahezu des gesamten Tempels zeugte von den übernatürlichen Kräften, die hier gewütet hatten.
Und der Tod des alten Priesters.
Die letzte Feuerlanze von Kali hatte ihn in ein Häufchen Staub verwandelt.
***
Der Überfall der Asemas war wie ein böser Traum gewesen. Und die wundersame Rettung durch den Goldenen Jaguar wie das Aufwachen daraus. So schien es jedenfalls die junge Wasserträgerin zu sehen, die beinahe den Dschungelvampiren zum Opfer gefallen wäre.
Tendyke und die Peters-Zwillinge traten aus dem Unterholz heraus und begrüßten sie. Das Mädchen besaß elfenbeinschwarze Haut. Offenbar eine Nachfahrin entlaufener afrikanischer Sklaven, wie so viele Einwohner des Regenwalds von Surinam.
»Haben Sie das gesehen?« rief sie dem Trio aufgeregt entgegen. »Der Gouden Jaguar beschützt die Menschen vor den Asemas!«
Das Mädchen sprach nur Holländisch. Eine Sprache, die Tendyke dank seines früheren Lebens als holländischer Reeder van Dyke immer noch fließend beherrschte.
»Asemas, Asemas!« wiederholte Uschi oder Monica, nachdem der Abenteurer übersetzt hatte »Waren das diese bleichen Knilche? Was sind das überhaupt für Figuren?«
Die schwarze Wasserträgerin blickte sich um. Für einen Moment siegte doch wieder die Furcht über die Freude angesichts ihrer Rettung.
»Kommen Sie mit in mein Dorf«, bot sie Tendyke und den blonden Zwillingen an. »Dort ist es sicher. Und es ist nicht weit.«
Der Abenteurer und seine Begleiterinnen nahmen das Angebot gerne an. Schließlich hatten sie ihr Tagespensum sowieso geschafft und wollten für die Nacht ein ruhiges Plätzchen suchen. Wenn sie Aufnahme in einem Dorf fanden, vereinfachte das vieles.
Die junge Einheimische, die sich als Marijke vorgestellt hatte, führte das Trio hüftschwenkend über einen schmalen Pfad zu einer kleinen Ansiedlung. Dabei balancierte sie den Wasserkrug elegant auf ihrem Kopf.
Hütten aus Wellblech und Holz umstanden einen kleinen Platz. Schwarzgefleckte Schweine wälzten sich wohlig grunzend im Schlamm. Aus den schmalen Schornsteinen drang Rauch. Offenbar wurde überall gerade das Abendessen gekocht.
Hinter einem größeren Haus ertönte das beruhigende Summen eines Elektro-Generators. Durch die offenstehende Tür sah Tendyke ungefähr ein Dutzend Köpfe, die sich vor einem bunt flimmernden Fernsehschirm versammelt hatten. Eine Klangfolge drang an sein Ohr, die ihm seltsam bekannt vorkam.
Es war die Erkennungsmelodie der amerikanischen TV-Serie »Beverly Hills, 90210«.
»Offenbar
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