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0649 - Der Junge von Stonehenge

0649 - Der Junge von Stonehenge

Titel: 0649 - Der Junge von Stonehenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wollte dieses Volk erforschen, wollte wissen, wie es gelebt hatte und war oft genug derjenige gewesen, der keine Ruhe fand, wenn es darum ging, immer wieder neue Gebiete zu erschließen, die mit einem Hauch von Mystik umgeben waren.
    Dazu gehörten alte Opferstätten, geheimnisvolle Orte, wie auch die gewaltigen Steinformationen von Stonehenge, wo Frank Conrad schon Tage und Nächte verbracht hatte, völlig im Bann seiner Arbeit.
    In den letzten Wochen allerdings war er nicht von seinem Zuhause fortgewesen. Gut, er hatte einige Gast-, Vorlesungen in Oxford gehalten, aber das zählte Helen nicht.
    Ansonsten hatte sich Dr. Conrad mit seinen häuslichen Forschungen beschäftigt, ohne sich allerdings um seine Frau dabei zu kümmern. Sie sagte immer, dass er da war, aber trotzdem nicht anwesend. Seine Gedanken und auch Handlungen drehten sich einzig und allein um seine Arbeit.
    Die Depressionen oder das Vertiefen in die seelische Einsamkeit waren nicht über Nacht gekommen. Es hatte zwei Wochen gedauert. Wenn Helen ihren Mann darauf ansprach, war die Antwort nur mehr ein Schulterzucken gewesen, sonst nichts.
    Sie gehörte nicht zu den Frauen, die sich duckten. Mit beiden Beinen stand sie im Leben, arbeitete als Programmiererin halbtags und sah alles sehr realistisch. Einen Draht zur Historie oder zur Archäologie besaß sie nicht.
    An diesem Tag war sie etwas später zurückgekommen. Ihren Mann fand sie im Garten sitzend vor. Er hockte in seiner Stammecke, wo eine mit Efeu überrankte Mauer, ihn vor Blicken schützte und das kleine Dach den Regen und auch die heißen Sonnenstrahlen abhielt. Der Tisch, die beiden Stühle, überhaupt die gesamte Anlage in diesem Teil des Gartens strahlten eine gewisse Gemütlichkeit aus, die von beiden Conrads so sehr geliebt wurde.
    Helen, eine hochgewachsene Frau mit blonden Haaren und modischer Brille, hatte schon auf ihren Mann zugehen wollen, als sie ihren Schritt im letzten Augenblick zurückhielt.
    Nicht dass sie gern ihren Mann beobachtet hätte, aber seine Haltung gefiel ihr überhaupt nicht. Er hockte auf dem Stuhl, den Oberkörper nach vorn geschwungen, die Ellenbogen aufgestützt, das Gesicht zwischen den Händen vergraben, starrte gegen ein aufgeschlagenes Buch und stierte trotzdem ins Leere..
    Helen kannte diesen Blick. Sie bezeichnete ihn als stumpf und deprimiert. Das hatte nichts mit Nachdenklichkeit oder Melancholie zu tun, das war einfach schlimm.
    Durch den Mund holte sie Luft und ließ den Atem anschließend geräuschvoll durch die Nase wieder ausströmen. Was sie da sah, gefiel ihr nicht. Das bereitete ihr große Sorgen. Wenn sich bei ihrem Mann nichts tat, würde er noch eingehen.
    Manchmal hatte sie den Eindruck, als wäre sein Verhalten schon die Vorstufe zum Selbstmord.
    Er hatte sie noch nicht gesehen und gab sich deshalb so, wie ihm zumute war.
    Helen hörte ihn seufzen, sah, wie er sich zurücklehnte, über seine schweißnasse Stirn strich und sich dann den grauen Knebelbart zurechtzupfte, als wollte er ihn modellieren.
    Danach starrte er über das Buch hinweg und in den Garten, bis zu dem grünen Maschendrahtzaun, der von Obststräuchern überwuchert war. Er strich über seine Augen und die zuckenden Wangen. Beweise dafür, dass er weinte. Wieder einmal.
    Diese Gefühlsaufwallung ließ seine Frau nicht kalt. Helen ballte eine Hand zur Faust. »So geht das nicht weiter!« flüsterte sie. »Das kann man nicht hinnehmen. Er muss endlich aus seinem verdammten Schneckenhaus heraus.«
    Sie nahm jetzt keine Rücksicht mehr, setzte ihre Füße sehr laut auf und sah, wie Frank erschrak. »Du?«
    »Ja, ich.«
    Frank schluckte. Mit einem Taschentuch wischte er über sein Gesicht.
    Danach versuchte er zu lächeln. »Es… es ist sehr heiß heute. Ich musste mir das Gesicht abtrocknen.«
    »War es Schweiß?«
    Irritiert blickte er Helen an. »Natürlich war es Schweiß. Was soll es denn sonst gewesen sein?«
    Sie beugte sich vor. »Tränen, Frank. Ganz simple, ganz normale Tränen. Ich weiß es.«
    »Nein, du…«
    »Hör auf, Frank! Sag nicht, dass ich mich irre. Es waren Tränen, die du vergossen hast.« Helen schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
    »Und ich will, verdammt noch mal, wissen, weshalb? Ich will, dass du mir sagst, was mit dir los ist. Weshalb bist du in diese depressive Phase hineingeraten? Was ist der Grund, Frank? Ich will hier und jetzt, dass du mit mir darüber redest.«
    Er hob den Blick. Seine Augen besaßen noch immer die strahlende Bläue der

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