0649 - Killer-Vampire
war es den Tätern gelungen, ihren Opfern literweise Blut abzuzapfen.
Weder O’Neill noch seine zehnköpfige Einsatztruppe hatten die geringste Ahnung, wie sie das gemacht hatten…
***
»Wir können nicht länger tatenlos Zusehen. Diese Idioten gefährden uns alle!«
Don Diego Francesco de Castillo lehnte sich in seinem breiten Ledersessel zurück und sah den Amerikaner an, der diese harten Worte gesprochen hatte.
»Anthony«, sagte er freundlich, »wieso setzt du dich nicht auf einen Stuhl wie alle anderen auch, damit wir die Lage in Ruhe besprechen können?«
Anthony Mollin, Besitzer zahlreicher Firmen und nach eigenen Angaben einer der reichsten Männer des Staates Kalifornien, sah sich in der großen Bibliothek um, in der sie sich versammelt hatten. Außer ihm und Don Diego befanden sich drei weitere Männer im Raum, die alle auf hohen Holzstühlen saßen und geduldig warteten. Er hatte sie gar nicht bemerkt, als er aufgeregt an den Dienern vorbeigestürmt war und sich vor dem Don aufgebaut hatte. Erst jetzt wurde ihm die Peinlichkeit der Situation bewußt. Mollin schluckte und setzte sich auf den einzigen freien Stuhl.
»Ich wollte nicht respektlos sein, Don Diego«, sagte er entschuldigend. »Die Ereignisse der letzten Tage machen mich nur ein wenig nervös.«
Der Don nickte. »Das geht uns allen so, Anthony.«
Innerlich seufzte er. Seine Position verlangte, daß er jedem der vier Familienoberhäupter die gleiche Fairneß zukommen ließ, auch wenn ihm das bei dem aggressiven und wenig intelligenten Mollin immer schwerer fiel. Zwar kannte Diego ihn erst seit rund achtzig Jahren, aber diese Zeit kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Vielleicht sollte er sich bei Gelegenheit einmal den Mollin-Clan genauer ansehen, Es mußte in dieser Familie doch jemanden geben, der Anthonys Posten besser ausfüllen konnte.
Aber zuerst mußten dringendere Probleme geklärt werden.
Don Diego stand auf und ging langsam um seinen Schreibtisch herum. »Freunde, ihr alle wißt, was sich momentan in Los Angeles abspielt. Ich muß euch nicht sagen, daß diese Mordserie mich beunruhigt.«
Die vier Männer nickten zustimmend.
»Du bist nicht allein mit deiner Sorge, obwohl ich glaube, daß du allein die Lösung des Problems kennst«, fügte Fu Long hinzu. Obwohl der Chinese erst in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts mit den Eisenbahnarbeitern nach Kalifornien gekommen war, verstand sich Don Diego mit ihm besser als mit einigen der Spanier, die er seit fast dreihundert Jahren kannte. Er schätzte Fu Longs ruhige Art und hatte seinen kometenhaften Aufstieg vom mittellosen Eisenbahnarbeiter zum reichen Kunsthändler mit Freude beobachtet.
Diego lächelte und zeigte seine langen Fangzähne. »Das könnte sein, aber zu diesem Punkt kommen wir später. Zuerst müssen wir eine andere Frage klären. Woher, in Luzifers Namen, kommen diese Irren?«
Nacheinander sah er die vier Männer an. Mollin und der zweite Spanier im Raum, Miguel Pablo Serras, senkten den Blick, während Fu Long und der Brite Jeffrey Smithe ihn interessiert ansahen.
Das Lächeln erstarb auf Diegos Lippen. »Ihr alle kennt doch die Regeln«, seufzte er. »Jeder, der seine Familie um ein neues Mitglied vergrößern will, braucht die Erlaubnis aller anderen Familienoberhäupter. Darauf haben wir uns vor Jahrhunderten geeinigt. Jetzt tauchen plötzlich Fremde in Los Angeles auf, die sich durch die Stadt morden und mit ihrem Verhalten uns alle gefährden. Da muß ich mich doch fragen, welches Familienoberhaupt hat nicht an die Regeln gehalten?«
Stille senkte sich über den Raum. Das war eine Frage, die sich jeder stellte, die aber niemand laut auszusprechen gewagt hatte. Immerhin unterstellte man damit im besten Fall einem anderen Sippenchef, die Kontrolle über seinen Clan verloren zu haben. Im schlimmsten Fall unterstellte man ihm Verrat - und einen Krieg zwischen den Familien wollte niemand riskieren.
»Vielleicht«, sagte Serras nach einem Moment und zog damit die Blicke aller auf sich, »sind es wirklich Fremde. Es könnten Ausländer sein, die nichts mit uns zu tun haben. Das wäre doch möglich, oder? Sie könnten…«
»Nein«, unterbrach Mollin ihn genervt, »das ist nicht möglich. Jeder weiß, daß Kalifornien unser Territorium ist. LUZIFER selbst hat uns die Kontrolle über den Staat gewährt. Wer würde es wagen, sich seinem Wort zu widersetzen?«
»Das ist richtig«, stimmte der Engländer Smythe ihm zu. »Die Neuen müssen aus einem unserer Clans
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