0649 - Killer-Vampire
Anwesenheit in Hollisters Motelzimmer zugegeben, O'Neills jedoch verschwiegen. Da der Tod des Mannes allerdings eindeutig auf Selbstmord zurückzuführen war und Zamorras Geschichte Sinn machte, gab es auch dort keine Probleme.
Zumindest ein Geheimnis hatten sie noch klären können: Hollisters unglaubliche Angst vor Vampiren. O'Neill hatte die Polizeimaschinerie anlaufen lassen und herausgefunden, daß dessen Frau acht Jahre zuvor ermordet worden war - und völlig blutleer aufgefunden wurde.
Der Dämonenjäger tastete nach der schnell verheilenden Schußwunde und dachte an die Dokumente, die er im Koffer liegen hatte. Wenn auch nur ein Zehntel von dem, was Hollister behauptete, stimmte, waren diese Papiere hochbrisant. Zamorra hoffte nur, daß er irgendwann die Zeit hatte, sie genau durchzuarbeiten. In gewisser Weise, dachte er, schuldete er Hollister das.
Neben ihm schlug sich Nicole plötzlich mit der flachen Hand gegen die Stirn.
»Steve Steel!« sagte sie zusammenhanglos.
Als Zamorra sie verständnislos ansah, fuhr Nicole fort: »Mir kam O'Neill doch die ganze Zeit bekannt vor, und gerade ist mir eingefallen, warum. In den Achtzigern hat er unter dem Namen Steve Steel eine ganze Reihe billiger Actionfilme gedreht. Einer davon war Killerkrieger von Saigon. Ich kann nicht glauben, daß mir das jetzt erst einfällt!«
Zamorra verbiß sich ein Grinsen. O'Neill hatte ihm von seiner Vergangenheit erzählt, ihn aber gebeten, das für sich zu behalten. Zamorra hatte sich daran gehalten. Auch jetzt ging er nicht großartig darauf ein, sondern fragte ungläubig: »Du hast dir einen Film angesehen, der Killerkrieger von Saigon heißt?«
Darüber wollte wiederum Nicole nicht reden.
***
Knapp zehntausend Meter unter ihnen fuhr der Nachtzug von Seattle nach Denver durch die Dunkelheit. Dem Schaffner war bei seinen Rundgängen der ältere Chinese aufgefallen, der seit Stunden am Fenster saß und in die Dunkelheit starrte.
»Brauchen Sie etwas, Sir?« fragte er freundlich.
Der Mann schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, danke, es geht mir gut. Aber Sie könnten mir sagen, wann wir Denver erreichen.«
Der Schaffner sah auf seine Armbanduhr. »In rund vier Stunden, Sir. Sind Sie geschäftlich unterwegs?«
»Nicht wirklich. Ich möchte in Denver eine Familie gründen. Man hat mir gesagt, es sei eine schöne Stadt, um Kinder aufzuziehen.«
Der Schaffner versicherte ihm, Denver sei sehr schön und wünschte ihm noch eine angenehme Nacht. Er verzichtete auf die Bemerkung, für Kinder sei der Chinese doch nun wirklich etwas alt, und setzte seinen Rundgang fort.
Fu Long ließ ihn gehen. Die Gier nach Blut war zwar fast übermächtig, aber er hatte gelernt, Selbstdisziplin zu üben.
Er lachte leise. Für die Freuden seiner Existenz war in Denver noch genug Zeit…
ENDE
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