0649 - Killer-Vampire
stammen.«
Er stand auf und sah Don Diego an.
»Ich bin bereit«, erklärte er feierlich, »meinen Clan einer Untersuchung zu unterziehen. Ich werde jeden einzelnen so lange verhören, bis ich sicher sein kann, daß kein Fleck der Schande auf meinem Namen liegt und mein Haus unschuldig ist. Das ist mein Angebot an dich.«
Diego nickte. Das war genau die Reaktion, mit der er gerechnet hatte. »Ich nehme dein Angebot an. Hat sonst noch jemand einen Vorschlag vorzubringen?«
Es wunderte ihn nicht, daß es Fu Long war, der als nächster aufstand.
»Diego«, sagte der Chinese lächelnd, »wir beide wissen, daß es nach Smythes Angebot nur eine Möglichkeit für die anderen Familienoberhäupter gibt. Wir müssen alle diese Verhöre durchführen, wenn wir nicht riskieren wollen, in Verdacht zu geraten. Ich bin mir sicher, daß niemand in meinem Clan es wagen würde, sich meinen Anordnungen zu widersetzen, aber wenn ich nur so gewährleisten kann, daß niemand glaubt, die Schuldigen kämen aus meinem Haus, werde ich es tun.«
»Du bist zu klug für mich«, antwortete Diego. »Ich hoffe, du wirst nie mein Feind sein.«
Er sah zu den anderen beiden Männern, die noch auf ihren Stühlen saßen. »Wie ist es mit euch, Gentlemen? Kann ich euer Einverständnis voraussetzen?«
Serras nickte stumm. Sein Gesichtsausdruck verriet, daß er von dem Vorschlag zwar nicht gerade begeistert war, aber auch wußte, daß er ihn unmöglich ablehnen konnte.
Nur Mollin schüttelte den Kopf. »Ich tue nichts, bevor ich erfahre, wie wir gegen diese Typen vorgehen werden. Das ist doch wohl wesentlich wichtiger, als sich zu fragen, wo sie herkommen. Ich will, daß sie verschwinden, und wenn ich dafür jeden Mann, den ich habe, in die Schlacht schicken muß, dann werde ich auch das tun!«
Das ist doch nicht zu fassen, dachte Diego. Jeder im Raum hatte begriffen, daß es hier um wesentlich mehr als um ein paar Amokläufer in L.A. ging. Die Ehre der Clans und die Loyalität der Familien zu ihrem Oberhaupt waren in Frage gestellt worden. Nur Mollin, feige und aufbrausend wie er war, beschäftigte sich mit nichts anderem als der Rettung seiner eigenen Haut.
Laut sagte er: »Anthony, ich habe mich der Situation bereits gewidmet. Wir werden diese Neulinge vernichten, aber wir werden uns nicht selbst die Hände schmutzig machen. Wir bleiben diskret im Hintergrund. Ich habe statt dessen jemanden kontaktiert, der diese Aufgabe für uns erledigen wird.«
»Wen?« fragte Mollin mißtrauisch.
Don Diego, Oberhaupt der fünf Vampirclans Kaliforniens und ältester Vampir des amerikanischen Konti- nents, ließ sich auf seiner Schreibtischkante nieder und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Es handelt sich um einen Europäer«, sagte Diego langsam. »Ich bin sicher, daß ihr schon einmal von ihm gehört habt. Sein Name ist Zamorra.«
***
»Monsieur, ich glaube wirklich, Sie sollten etwas unternehmen«, sagte William. »Die Schäden sind langsam nicht mehr tragbar.«
Der schottische Butler, den Zamorra und Nicole zusammen mit Lady Patricia und ihrem Sohn Rhett sozusagen »geerbt« hatten, legte einen Stapel von Papieren auf den Schreibtisch.
»Das hier ist eine genaue Aufstellung sämtlicher Reparaturen, Neuanschaffungen und Verlustschätzungen aus dem letzten Jahr. Selbstverständlich konnte ich nur den finanziellen Wert einiger Antiquitäten angeben. Der ideelle Wert, den er vernichtet hat, ist unbezahlbar.«
Dabei zeigte er mit dem Finger anklagend auf den rund ein Meter zwanzig großen Jungdrachen, der neben ihm stand und schuldbewußt den Kopf gesenkt hielt.
Zamorra nahm die Papiere und blätterte sie flüchtig durch. William hatte sich wirklich die Mühe gemacht, jedes Glas, Fenster, Teppichstück und Stuhlbein aufzulisten, das Fooly in den letzten zwölf Monaten vernichtet oder zumindest beschädigt hatte.
Der Parapsychologe wußte nur allzu gut, woher das plötzliche Interesse des Butlers an der Zerstörungswut des Drachen kam. Noch vor einer Woche waren die beiden die besten Freunde gewesen. Das änderte sich jedoch an dem verhängnisvollen Nachmittag, als William beschloß, Fooly in der Kunst des Snooker-Spielens zu unterweisen, dabei jedoch vergaß, daß Drachen im allgemeinen sehr schlechte Verlierer sind und Fooly keine Ausnahme bildete. Nach vier verlorenen Spielen war der Jungdrache erbost aufgesprungen und hatte den beachtlich großen Snooker-Tisch, den William für einen nicht gerade geringen Geldbetrag eigens aus Schottland
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