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0649 - Killer-Vampire

0649 - Killer-Vampire

Titel: 0649 - Killer-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Nugget sie anlog, aber wer konnte schon sagen, ob Erics Beschreibung der Wahrheit entsprach. Immerhin hatte er mit seinen Versprechungen, der Bande das Fliegen beizubringen, auch nur einen Teil der Wahrheit gesagt. Sie biß sich nachdenklich auf die Lippe. Es war eine Gleichung mit zu vielen Unbekannten.
    Jetzt bedauerte sie, daß sie Nugget gezwungen hatte, das Mobiltelefon aus dem Fenster zu werfen. Damit hätte sie wenigstens Zamorra benachrichtigen können. So war sie auf sich gestellt.
    Sie stieg aus dem Jaguar aus, behielt Nugget aber weiter im Visier der Pistole.
    »Mach das Licht aus und steig aus«, befahl sie.
    Der Mexikaner zögerte einen Moment. Nicole vermutete, daß er schon zu oft von Situationen gehört hatte, bei denen eine nächtliche Fahrt in eine einsame Gegend mit dem Tod geendet hatte.
    Sie klopfte mit dem Lauf gegen die Fahrertür-Scheibe, um ihrem Befehl Nachdruck zu verleihen.
    Der Bandenchef öffnete die Tür und stieg langsam aus. Sein Blick wanderte zwischen der Pistole und Nicoles Gesicht hin und her.
    »Du legst mich doch nicht um?« fragte er heiser.
    Sie bedeutete ihm, zum Heck des Wagens zu gehen.
    »Nein«, antwortete sie dann, »aber ich muß sichergehen, daß du mir nicht in die Quere kommst.«
    Einen Augenblick war sie versucht gewesen, ihn ein wenig für seine Sünden büßen zu lassen, indem sie ihm nicht verriet, ob sie ihn töten würde oder nicht. Aber das wäre zu gefährlich gewesen. Er hätte sie vielleicht ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben angegriffen, weil er glaubte, es gäbe für ihn nichts mehr zu verlieren. Dann hätte Nicole ihn vielleicht wirklich töten müssen, und, egal, was er getan hatte, das wollte sie nicht.
    »Öffne den Kofferraum.«
    Der Mexikaner machte einen Schritt zurück. »O nein, du sperrst mich da nicht rein. Da ist keine Luft drin. Ich werde ersticken.«
    Nicole schüttelte den Kopf. »Wirst du nicht, das verspreche ich. Mach jetzt den Kofferraum auf.«
    Nugget ließ die Schultern hängen und befolgte die Anordnung. Ohne auf Nicoles Befehl zu warten, stieg er in den großen Heckraum und legte sich hin.
    Bevor Nicole den Deckel schloß, sah er sie noch einmal an.
    »Wenn du mich umbringst, werden meine Jungs dich fertig machen. Die finden dich überall. Das ist mein Versprechen!«
    »Du klingst wie in einem schlechten Film«, antwortete Nicole und schloß den Kofferraum lauter, als es notwendig gewesen wäre.
    Sie steckte die Pistole in den Gürtel ihrer Jeans und ging zum Zaun. Er war rund drei Meter hoch, und die Stacheldrahtrollen machten es fast unmöglich, darüber zu klettern.
    Nicole verfiel in einen leichten Laufschritt. Irgendwo mußte es doch ein Tor oder ein Pförtnerhaus geben, dessen Schloß sie vielleicht aufbrechen konnte, um auf das Gelände zu gelangen. Sie fragte sich nur, was der Vampir sich davon versprochen hatte, sie an diesen Ort zu holen. Hier schien es nichts außer Asphalt, Stacheldraht und der Erinnerung an schlechte Filme zu geben.
    Nicole spürte einen Lufthauch, der sie im Nacken streifte. Irritiert drehte sie sich um.
    Im gleichen Moment sah sie den Schatten, der riesenhaft über ihr schwebte.
    Instinktiv duckte sie sich, konnte aber nicht mehr verhindern, daß der Schlag sie traf.
    Nicole wurde durch die Luft geschleudert!
    ***
    O'Neill zog den Verband fest und bemerkte, wie Zamorra zusammenzuckte.
    »Tut mir leid«, sagte er entschuldigend, »aber Sie wollten ja nicht ins Krankenhaus. Ich bin nun mal kein Arzt.«
    Der Detective packte den Rest seines kleinen Verbandskastens zusammen und warf ihn achtlos auf den Rücksitz. Dann lehnte er sich gegen die Fahrertür und sah den Dämonenjäger an, der auf der Motorhaube saß.
    »Und was machen wir jetzt?« fragte er.
    Zamorra bewegte seinen Arm probeweise und stellte erleichtert fest, daß die Kugel, die ihn gestreift hatte, wohl keinen allzu großen Schaden angerichtet hatte. Die Wunde tat nur höllisch weh.
    O'Neill hatte recht; er hatte sich geweigert, ins Krankenhaus zu fahren. Zum einen wußte er, daß jeder Arzt verpflichtet war, Schußverletzungen der Polizei zu melden. Das aber hätte möglicherweise endlose Verhöre nach sich gezogen. Zum anderen wollte er den Detective auch nicht in die unangenehme Situation bringen, zu erklären, warum er einen Tatort verlassen hatte, ohne die Kollegen zu benachrichtigen. Der Polizist hatte bereits genug Probleme.
    O'Neill drehte die plattgeschlagene Kugel zwischen den Fingern, die er aus der Wand geklaubt hatte.

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