065 - Corrida der Dämonen
mit, daß es etwas Neues gäbe. Rund
sechshundert Meilen von Mexico City entfernt hätte man in der Nähe von Campeche
die Leiche eines Amerikaners gefunden, der vor fünf Wochen in Mexico City als
vermißt gemeldet worden war.
Morna erfuhr die Einzelheiten, die auch X-RAY-1
inzwischen durch einen normalen Routinebericht vorlagen.
»Der Mann hieß Phil Hawkins«, klang die ruhige, besonnene
Stimme des geheimnisvollen PSA-Leiters aus dem winzigem Lautsprecher der
Miniatur-Sendeanlage. »Man fand seinen verstümmelten Körper neben den Gleisen
der Bahnstrecke Villahermos — Campeche. Zunächst vermutete man, daß der Tote
eventuell aus dem Zug gestürzt war oder wurde. Man ging der Frage nach, ob
vielleicht Selbstmord vorliegt. Aber all diese Dinge haben einen kleinen
Schönheitsfehler. In der Wirbelsäule des Toten fand man eine abgebrochene
Banderilla, einen von den Wurfspießen, wie er normalerweise bei einer Corrida
de Toro Verwendung findet.«
Morna spitzte die schönen Lippen. »Es wird sich doch wohl
keiner bei ihm als Torero versucht haben?«
»Der Verdacht liegt näher, als man glaubt! Aber wenn das
so wäre, hätten wir zum erstenmal einen Anhaltspunkt dafür, was aus Menschen
wurde, die gerade innerhalb der letzten drei Moante im latein- und
südamerikanischen Raum laufend verschwanden. Es könnte eine kultische Handlung
sein, die man an dem Unglücklichen vollzogen hat. Allerdings sitzen wir hier so
weit vom Schuß und kennen die Details nicht, als daß wir es wagen könnten,
etwas mit Bestimmtheit zu behaupten.«
Morna, als langjährige Mitarbeiterin der PSA, vermochte
auch das zu hören, was X-RAY-1 nicht ausgesprochen hatte.
Er fürchtete, daß eventuell Larry Brent in die Hände der
gleichen Gruppe gefallen war. Daß man die Leiche dieses Hawkins' gefunden
hatte, mußte ein Zufall sein. Vielleicht hatte der Mann fliehen können und
hatte es geschafft, sich bis in die Nähe einer Eisenbahnstrecke zu schleppen
und einen Waggon zu erklimmen? Dann aber mußten ihn seine Kräfte verlassen
haben und er war vom fahrenden Zug gestürzt. Morna ahnte nicht, wie nahe sie
mit ihren Gedanken der Wirklichkeit kam.
»Ich werde morgen nach Villahermosa fahren«, sagte die
Schwedin leise. »Ich hoffe, dort mehr zu erfahren.«
X-Girl-C zog sich an und suchte dann das Restaurant auf.
Dort gab sie sich heiter und ungezwungen, sprach den Oberkellner
und das Serviermädchen nach ihrem Mann an und merkte, daß Larry gar nicht so
unbekannt war.
Morna spielte die Rolle, der etwas überlauten, spleenigen
Amerikanerin, deren gute Kinderstube einiges zu wünschen übrig ließ, glänzend.
Von einer mexikanischen Bedienung erfuhr sie, daß Larry
Brent vor ein paar Tagen noch mit der mexikanischen Sängerin Ondella Marichi,
die im Club de Sombrero allabendlich auftrat, zusammen war. Dieser Club lag nur
zwei Straßenzüge weiter.
»Dann wird er sich wohl köstlich amüsiert haben, mein
Gatterich«, grinste sie und griff nach ihrem Tequila sauer. »Ist sie wenigstens
hübsch?«
»Si, sie ist eine schöne Frau«, erfuhr Morna von dem
Mädchen, das selbst auf jeder Schönheitskonkurrenz Chancen gehabt hätte.
»Und sie wohnt wohl hier im Hotel?« Morna sagte das
beiläufig, aber es war eine ganz entscheidende Frage, von deren Beantwortung
unter Umständen Larry Brents weitere Reaktionen abzulesen waren.
»Si, Señora Brent! In der vierten Etage, direkt unter dem
Dachgarten-Restaurant.«
»Und wann war das gewesen?«
Daran konnte sich das Mädchen nicht mehr erinnern. Sie
glaubte jedoch sagen zu können, daß das Rendezvous vor vier oder fünf Tagen
stattfand.
Das stimmte mit dem Zeitplan überein, den die PSA
inzwischen von Larry Brents Bewegungen innerhalb von Mexico City angelegt
hatte.
»Noch eine Frage«, fuhr Morna Ulbrandson fort. »Der Club
de Sombrero ist das nur etwas für Männer oder haben dort auch Frauen Zutritt?«
»Jeder, der hin möchte, kommt «rein«, antwortete das
Serviermädchen.
Morna drückte ihr fünf Pesos in die Hand. Die Kleine
bedankte sich mit einem Knicks und huschte dann davon, um andere Gäste zu
bedienen.
Nachdenklich führte die Schwedin ihr Glas zum Mund, nahm
einen kleinen Schluck und ließ das fast halbvolle Glas auf der Theke stehen, um
in das exklusive Restaurant zu gehen, wo zwischen den mit großen weiß-grünen
Karodecken gedeckten Tischen eine Mariachi-Kapelle spielte. Die klaren, hohen
Töne der Geigen mischten sich mit dem virtuosen Spiel eines Gitaristen.
Viele Tische
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