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065 - Der Geisterreiter

065 - Der Geisterreiter

Titel: 065 - Der Geisterreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hivar Kelasker
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an den Armen Gänsehaut hatte. Ein kalter Schauer lief über meinen Rücken. „Keine Ahnung“, antwortete ich und sah ihm in die Augen. „Mir ist ausgesprochen komisch, Jürgen.“
    Er runzelte die Stirn und zog mich langsam an sich.
    „Hast du etwas gegessen …?“
    „Das ist es nicht!“ sagte ich hastig. „Ich weiß selbst nicht, wovor ich mich fürchte. Es ist eine Art Angst, wie man sie vor Prüfungen hat.“
    „Unsinn, Mädchen“, sagte er besorgt und legte seine Hand auf meine Stirn. „Du kennst die Gegend doch – warst schon so oft hier. Und jetzt traust du dich nicht, den Wagen allein zurückzufahren?“
    Ich schüttelte den Kopf und lehnte mich schwer gegen Jürgens Schulter. Seine Arme schlossen sich um mich. Er hielt mich wie ein kleines, furchtsames Mädchen.
    „Das ist es nicht“, murmelte ich in den Stoff seines Hemdes hinein. „Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll, Jürgen. Mir ist, als lauere dort vorn eine Gefahr auf uns – etwas Schreckliches, Unfaßbares!“
    Jürgen betrachtete mich schweigend. Dann küßte er mich ganz zart, als wolle er mir sagen, daß ich in seiner Gegenwart keine Angst zu haben brauche.
    Schließlich murmelte er neben meinem Ohr: „Gleich sind wir bei den anderen. Vielleicht haben sie noch einen Schluck für uns übriggelassen. Das wird dir helfen, Ille! Und nun denk’ nicht mehr daran.“
    Ich nickte.
    „Alles in Ordnung!“ sagte ich schwach.
    Jürgen startete den Motor, und wir fuhren schaukelnd und schleudernd weiter. Die Bäume bewegten sich jetzt heftig im Wind. Ihre Zweige peitschten, auf und nieder, und ab und zu trieb ein breiter Staubschleier vorbei. Bisher war noch kein Tropfen Regen gefallen. Nur die Blitze und der Donner kamen näher.
    Die Lichter des Biwaks verschwanden hinter den Büschen, kamen wieder, leuchteten stärker und stärker. Ein Fuchs schnürte über den Weg. Sekundenlang leuchteten seine
    Augen wie die eines Gespenstes. Ein großer schwarzer Vogel flog in einer Staubfahne vorbei und schrie krächzend auf, als er sich zwischen die Büsche stürzte.
    Jürgen fuhr nun etwas schneller, als freue er sich, zu seinen Freunden und Kollegen zu kommen. Ich versuchte, an den wunderschönen Nachmittag zu denken, der hinter uns lag – an das helle Sonnenlicht in meinem Zimmer, an Jürgen und seine Zärtlichkeit. Aber diese unergründliche Angst schwemmte selbst die glücklichen Erinnerungen hinweg.
    Jürgen bog nach rechts ab. Unsere Scheinwerfer beleuchteten die Wohnwagen, den tragbaren Grill, das Zelt und die kleine Fertigteilbaracke, in der die Männer die Funde lagerten und präparierten. Die Tür stand weit offen, schlug im Wind hin und her und knallte dann donnernd gegen das Holz.
    Wieder spürte ich, wie eine Welle der Angst meinen Körper durchflutete, als der Wagen langsamer wurde und auf den provisorischen Parkplatz zurollte. Die Rückleuchten eines dort abgestellten Autos strahlten dämonisch auf.
    „Die schlafen tatsächlich schon!“ wunderte sich Jürgen und sah auf die Uhr. „Knapp ein Uhr – eine merkwürdige Feier! Ich habe die Jungens trinkfester in Erinnerung, wesentlich trinkfester!“
    Ich stieg aus. „Vielleicht hat das Gewitter sie vertrieben“, sagte ich, glaubte aber nicht an diese Möglichkeit.
    Jürgen ließ das Abblendlicht brennen und reichte mir die Hand. Wir gingen auf die Wohnwagen zu. Mir fiel auf, wie still es war. Keinerlei menschliche Geräusche drangen durch die Nacht. Kälte kroch meinen Rücken hinauf.
    Plötzlich stolperte ich und schrie auf. Ich war gegen ein dickes Holzscheit gestoßen. Mein Schuh hatte die verbrannte Kruste abgerissen. Einige Funken sprangen auf und versengten die Haut meiner Beine. Ich sprang nach vorn.
    „Merkwürdig!“ brummte Jürgen, einen seltsamen Unterton in der Stimme. Er schien unsicher und irgendwie stark beunruhigt.
    Ein Windstoß trieb trockenes Laub vorbei. In der Ferne grollte der erste Donner. Sekunden später wurde die Szene von einem grellen Blitz erhellt, der uns in schonungsloser Deutlichkeit den leblosen Körper eines Mannes enthüllte.
    „Glismann!“ stieß Jürgen entsetzt hervor. „Hier vorn …“
    Den Rest verstand ich nicht mehr. Ich stand noch immer wie angewurzelt am gleichen Fleck. Meine Augen versuchten, die Dunkelheit zu durchdringen, doch das vage Licht, das aus einem der Wohnwagenfenster schien, ließ nur verschwommene Konturen erkennen.
    Jürgen war zum Wagen gerannt und kam nun mit einer schweren, bereits eingeschalteten

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