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065 - Der Geisterreiter

065 - Der Geisterreiter

Titel: 065 - Der Geisterreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hivar Kelasker
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eine Frage der Zeit, wann sich das Gewitter entlud.
    „Wir müssen sie suchen“, meinte Jürgen mit einem schwachen Versuch, etwas Sinnvolles zu unternehmen. Er nahm meine Hand und hielt sie fest. Es war, als wolle er Halt bei mir suchen, dabei war ich den furchtbaren Eindrücken ebenso hilflos ausgeliefert wie er.
    Voll furchtbarer Ahnungen gingen wir zu der Baracke hinüber.
    Die Archäologen besaßen zwar ein kleines Notstromaggregat, aber uns fiel nicht ein, es anzuwerfen. So tappten wir in der Dunkelheit weiter, zögernd und voller Furcht, wieder auf die Spur dieses unfaßbaren Verbrechens zu stoßen.
    Nichts rührte sich. Kein Laut kam aus dem Gebüsch ringsum. Nicht ein einziges Tier ließ sich hören oder sehen. Die gesamte Natur schien stumm und ergeben auf den erlösenden Regen zu warten. Nur die Zweige der Bäume wurden von dem böigen Wind hin und her geschüttelt, schienen nach uns greifen zu wollen, tasteten durch die Finsternis und erfüllten sie mit geheimnisvollem Rascheln und Flüstern.
    „Mein Gott, Jürgen“, sagte ich, als wir vor der gähnenden Öffnung der Baracke standen, aus der uns ein dumpfer, modriger Geruch entgegenwehte. „Was sollen wir nur tun? Wir müssen Hilfe holen, die Polizei benachrichtigen – und einen Arzt …“
    „Ich glaube, wir brauchen keinen Arzt mehr“, kam es dumpf aus dem Raum, den Jürgen als erster betreten hatte. „Aber ich muß wissen, was hier eigentlich passiert ist!“
    Das Innere der Baracke schluckte das Licht der starken Lampe gänzlich. Dennoch konnten wir genug erkennen. Drei Schritte vom Eingang entfernt fanden wir einen dritten Körper. Er lag lang ausgestreckt und hatte die Arme dicht an den Leib gepreßt.
    Es war Höhne, der junge Student, der immer auf Jürgen eifersüchtig gewesen war. Sein Kopf lag in einer großen Blutlache, eingeschlagen von einem schweren Gegenstand. Dieses Mal schrie ich nicht mehr. Es war einfach zuviel, und irgendwie hatte ich das Gefühl, daß dieser Mord noch nicht der letzte sein würde.
    Jürgen leuchtete den Raum aus. Er fand die Waffe, die der Mörder benutzt hatte. Es war eine uralte Keule, mit bis zur Unkenntlichkeit verrostetem und verkrustetem Metall beschlagen, und stellte den ersten Fund des Ausgrabungsteams dar.
    „Nein!“ schrie Jürgen auf.
    Der Lichtstrahl irrte ab. Er verweilte auf einem Teil der Werkzeuge und auf den Tischen, die voller Fundstücke lagen. Die beiden provisorischen Bahren, auf die man die Mumien gebettet hatte, standen leer in der Ecke. Attila senior, wie die Archäologen ihr Prunkstück genannt hatten, und sein Begleiter waren verschwunden.
    Nur Reste von Torf und Lehm, einige Erdklumpen und ein paar Stücke, von denen man später sagte, daß es Lederreste gewesen sind, lagen neben den glatten, nackten Brettern.
    „Sie haben … sie haben die Mumien gestohlen!“ murmelte Jürgen. Er ließ meine Hand los. Ich stand allein in der Dunkelheit und fühlte mich verloren und hilflos. Wie gebannt blickte ich auf den Lichtkreis, der über Wände, Tische, dunkle, undefinierbare Haufen und den Boden schlich.
    Ein Teil der Waffen war offensichtlich durcheinandergeworfen worden. Neben den Bahren, die auf hölzernen, roh zusammengezimmerten Schrägen standen, lagen dunkle, modrig stinkende Binden. Damit waren die Krieger umwickelt worden – offensichtlich in großer Hast – wie mir Glismann einmal erklärte.
    Jürgen kam zu mir zurück und flüsterte: „Die Mumien sind gestohlen. Sonst nichts, soweit ich es übersehen kann. Aber wo sind Kiessinger und Osten?“
    Die Mitglieder des Teams, abgesehen von Jürgen und Rudolf Osten, nannten sich merkwürdigerweise beim Nachnamen, duzten sich aber in den meisten Fällen.
    „Komm, wir müssen sie suchen!“
    Widerstrebend folgte ich ihm.
    Wenige Meter entfernt fanden wir die Überreste des Festes; einige umgeworfene und zerbrochene Gläser, von denen keines zum anderen paßte, Würstchen, Steaks und Buletten aus gewürztem Hackfleisch, eine Spezialität von Osten. Das Fleisch war zur Hälfte verkohlt, lag aber noch auf dem erkalteten Grill, aus dem der Wind die Asche herausblies. Einige Flaschen lagen am Boden verstreut, das Kirschwasser war ausgelaufen.
    „Es muß vor dem Essen passiert sein!“ murmelte Jürgen voller Verzweiflung.
    Wir liefen weiter, im Zickzack durch die Büsche, hinter den Wohnwagen und an dem Zelt vorbei … Neben dem Zelteingang stutzte ich und hielt Jürgen an der Hand fest.
    „Da. Dort vorn!“ sagte ich. Ich

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