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065 - Der Geisterreiter

065 - Der Geisterreiter

Titel: 065 - Der Geisterreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hivar Kelasker
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Taschenlampe zurück. Der Lichtkegel tanzte über den Boden und blieb dann voll auf der Gestalt liegen.
    „Glismann!“ brüllte Jürgen und beugte sich zu dem Mann hinunter. „Seid ihr denn alle wahnsinnig geworden?“ Er glaubte wohl, einen Betrunkenen vor sich zu haben. Doch dann schien er ganz langsam zu begreifen.
    Was wir sahen, lähmte uns völlig. In diesem Augenblick wurde mir bewußt, weshalb ich den ganzen Weg hierher diese undefinierbare Angst empfunden hatte. Es war die Vorahnung des kommenden Unheils gewesen.
    Glismann war tot.
    Er lag auf dem Rücken, die Beine leicht angewinkelt und die Arme weit ausgestreckt. Seine Kleidung – ein leichtes Hemd und die ehemals weißen, stark verschmutzten Leinenhosen – war versengt und geschwärzt. Aus seiner Brust ragte, genau unter dem Herzen, der Grillspieß.
    Mir wurde übel. Ich mußte wegsehen. Doch der Ausdruck im Gesicht des etwa fünfzigjährigen Mannes verfolgte mich. Es waren nicht so sehr seine Züge, die von qualvollen Schmerzen zeugten, als die weitgeöffneten, schreckerstarrten Augen, die mich so sehr beeindruckten. Dieser arme Mensch mußte etwas unvorstellbar Scheußliches gesehen haben.
    Wer mag ihn ermordet haben, dachte ich und sah verstört zu Jürgen hinüber. Er schien ähnlichen Gedanken nachzuhängen. Es mußte jemand gewesen sein, der über beachtliche Kräfte verfügte, denn der Leiter des Teams war ein ziemlich bulliger Mann gewesen.
    „Wie entsetzlich!“ flüsterte ich, den Toten mit einem Blick streifend. „Bitte, mach die Lampe aus, Jürgen!“
    Er hielt den Handscheinwerfer noch immer auf Glismann gerichtet und schien meine Worte gar nicht zu hören. Erst der nächste Donnerschlag riß ihn aus seiner Erstarrung. Mechanisch knipste er das Licht aus. Zitternd klammerte ich mich an Jürgen und spürte, daß er viel von seiner Sicherheit verloren hatte.
    „Glismann“, sagte er dumpf. „Und wo sind die anderen …?“
    Das Gewitter kam näher. In rascher Folge zuckten die Blitze vom Himmel herunter und durchschnitten die Dunkelheit. Krachend brach sich der Donner an hochaufgetürmten Wolkenbergen. Heulend raste der Wind über uns hinweg.
    Jürgen gab sich einen Ruck und zog mich in weitem Bogen um den Leichnam herum auf den mittleren Wohnwagen zu. Wir gingen nur zögernd weiter, denn wir hatten beide Angst davor, was uns dort erwarten könnte.
    „Wer kann das getan haben?“ fragte Jürgen sich laut. „Und warum?“
    Ich konnte ihm keine Antwort geben.
    Jürgen schaltete die Lampe wieder an. Er richtete den Strahl auf die geschlossene Tür des Wohnwagens. Er schien leer zu sein, jedenfalls hatten wir durch das Fenster nichts sehen können. Jürgen drückte die Klinke herunter und riß die Tür auf.
    Ich schrie gellend auf und sprang instinktiv zur Seite. Ein Körper fiel uns entgegen. Er hatte an der Tür gelehnt, und als ihm der Halt entzogen wurde, rollte er nach draußen.
    Während ich noch immer schrie, sah ich alles wie in einem Film vor mir ablaufen. Ein tiefer Schnitt klaffte in der Kehle des Mannes, dessen Kopf nur noch durch die Wirbelsäule am Körper gehalten wurde. Überall war Blut – ein einziger roter Nebel, in den ich einzutauchen schien, um das gräßliche Bild vor meinen Augen zu löschen.
    Jürgen packte mich am Arm und schüttelte mich, bis ich wieder zu mir kam. Er bemerkte nicht einmal, daß er die Lampe noch immer auf den Mann richtete, dessen Gliedmaßen vorhin so merkwürdig geschlenkert hatten.
    „Lohfeld!“ sagte er, zutiefst erschüttert.
    Meine Zähne schlugen wie im Fieber aufeinander, doch ich zwang mich, hinzusehen. In dem Gesicht dieses Mannes spiegelte sich ein Ausdruck ungläubigen Staunens. Und wieder waren es nur die Augen, an denen man den ungeheuren Schrecken ablesen konnte, den der Mörder verbreitet hatte. Verwirrung, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit mischten sich in dem starren Blick des Toten.
    Jetzt waren es schon zwei Männer, die der Fremde umgebracht hatte. Würden wir seine nächsten Opfer sein?
    „Ich habe Angst!“ flüsterte ich. „Hier irgendwo schleicht ein Wahnsinniger herum … bitte, Jürgen, laß uns gehen! Ich will nicht …!“
    „Halt endlich den Mund!“ fuhr Jürgen mich an. „Glaubst du, mir geht es anders? Aber wir müssen die anderen suchen!“
    Laut rief er die Namen seiner Kameraden. „Höhne! Osten! Kiessinger! Rudolf – wo steckt ihr?“
    Keine Antwort – nur das Dröhnen des Donners war in kurzen Zeitabständen zu hören. Es war nur noch

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