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065 - Überfallkommando

065 - Überfallkommando

Titel: 065 - Überfallkommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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sähe. In seiner Furcht vergaß er seine Umgebung vollständig und sprach seine Gedanken laut aus.
    »Es war schrecklich ... verdammt! Ich möchte das nicht noch einmal erleben. Mark, kannst du ihn noch sehen, wie er dort stand und uns angrinste und sagte - er - er - würde wiederkommen?«
    Im Nu war Mark an seiner Seite, packte ihn am Arm und schüttelte ihn heftig.
    »Komm zu dir«, sagte er barsch. »Und halt den Mund! Kannst du denn nicht sehen, daß du Ann beunruhigst?«
    »Das tut mir furchtbar leid«, murmelte Tiser hilflos. »Habe mich wirklich schrecklich gehenlassen - noch dazu in Gegenwart einer Dame.«
    Mark gab Ann ein Zeichen mit den Augen, aber das war nicht mehr nötig. Sie nahm Hut und Handtasche auf und verließ schnell das Zimmer. Auf dem Gang hörte sie noch Tisers schrille Stimme.
    »Li Yoseph - Li Yoseph ... aber es gibt doch keinen Menschen, der unsterblich ist. Mark, du weißt doch bestimmt, daß er tot ist ...! Zehn Schritte, alter Junge, was ...?«
    Ann war froh, als sie die Tür hinter sich schließen konnte und nichts mehr von diesem Winseln hören mußte.
    Sie ging über den Treppenabsatz und öffnete die Tür zu ihrer eigenen Wohnung. Ihr Mädchen hatte den Tisch gedeckt und ein kaltes Essen serviert. Sie fühlte sich kaum hungrig, nahm deshalb erst ein Bad und kleidete sich um.
    Ronnies Tod lag nun schon über ein Jahr zurück. Ann versuchte, wieder etwas von ihrem alten, blinden, unvernünftigen Haß gegen diesen äußerlich so freundlichen Polizeibeamten in sich zu entfachen. Sie wollte ihn wieder so bitter verachten wie einst. Die düsteren Rachepläne sollten wieder in ihr lebendig werden, um derentwillen sie mit Bradley in Verbindung geblieben war. Mark hatte sie in diesem Gedanken stets bestärkt. Sie hatte aus einer Zeitung ein Bild Bradleys ausgeschnitten und es neben das Bild ihres Bruders in einen Doppelrahmen gesteckt, damit ihre Rache nicht erlahmen sollte. Ronnie hatte ein schönes, klares Profil, und in seinen Augen lag das sorglose Lachen der Jugend; Bradley, sein Mörder, blickte finster drein, zynisch und hassenswert. Sie hatte sich vorgenommen, diesen Mann in sich verliebt zu machen. Auch zu diesem Vorhaben war sie von Mark ermutigt worden. Aber die Aufgabe war qualvoll, denn sie mußte immer mit der Erinnerung an ihren Bruder kämpfen. Aber allmählich hatte sie gelernt, sich so gut zu beherrschen, daß sie seinem Mörder gegenübersitzen und ihn anlächeln konnte, während sie die Asche ihrer Zigarette abstreifte.
    Er mochte sie ganz gerne; das hatte sie am ersten Tag schon gefühlt, als sie die bittere Wahrheit über Ronnies Tod erfuhr. Aber er blieb sich stets gleich; er interessierte sich für sie und schien aufrichtig an ihrer Trauer teilzunehmen. Mark McGill hatte er heute zum erstenmal erwähnt, obgleich er oft mit ihr über Ronnie gesprochen hatte.
    »Er kam leider in schlechte Gesellschaft«, hatte er einmal von ihrem Bruder gesagt. »Ich beobachtete, wie er tiefer und tiefer sank, und ich habe mein Bestes getan, um ihn zu retten. Wenn er mir nur ein einziges Mal gesagt hätte, wie weit er sich verstrickt hatte, so hätte ich ihm helfen können.«
    Als sie sich ankleidete, setzte sie den Rahmen mit den beiden Fotografien direkt vor sich auf den Toilettentisch. Ihre Stirn lag in Falten, als sie ihre kurzgeschnittenen Haare zurückbürstete. War sie Bradley gegenüber wirklich so klug und schlau gewesen, wie sie sich vorgenommen hatte? Sie hatte nichts von ihm erfahren und war ihm nicht nähergekommen; ihr Verhältnis zu ihm blieb stets dasselbe, und er schenkte ihr sein Vertrauen nicht. Mark pflegte sie nach ihren Zusammenkünften mit Bradley zu fragen, was er gesagt hatte, aber sie konnte ihm niemals etwas Neues über seine Tätigkeit und über ihn selbst sagen.
    Bradley stammte nicht aus einer vornehmen Familie, sein Vater war ein Schreiner gewesen und hatte sich sehr für das Leben der Vögel interessiert; seine Mutter war die Tochter eines Arbeiters.
    Von jeher hatte er mit einer wahren Leidenschaft gelernt. Während er nachts sein Revier abpatrouillierte, wiederholte er die unregelmäßigen französischen Verben, und in seiner freien Zeit las er allgemeinverständlich geschriebene Bücher über Gesetzeskunde und Rechtswissenschaft.
    Ann hatte ihr Abendessen beendet und sich eine Tasse Kaffee gekocht, als Mark sie antelefonierte.
    »Ich weiß nicht, was mit Tiser los ist - es sieht mir ganz wie ein Nervenzusammenbruch aus. Er muß sich bei seiner

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