0653 - Stirb, wenn du kannst!
wieder Ruhe eingekehrt zu sein. Also gab Zamorra der Bitte Lady Patricias nach und suchte mit ihr Schottland auf. Butler William begleitete die beiden.
Auch hier ließen die Regenbogenblumen sich benutzen. Allerdings - aus der Erfahrung klug geworden - war Zamorra jetzt wesentlich vorsichtiger als früher. Er achtete nunmehr sorgsam darauf, sich nicht nur auf das richtige Ziel zu konzentrieren, sondern auch auf die richtige Zeit.
Noch einmal wollte er eine solche Odyssee nicht erleben wie jene, die Nicole und ihn schließlich bis in die Hölle geführt hatte…
Sie erreichten Caer Spook, die verlassene Ruine, die vor mehr als tausend Jahren einmal der Stamm sitz des Llewellyn-Clans gewesen war. Angeblich sollte Sir Henry hier zur Geisterstunde sein Unwesen treiben, aber Zamorra selbst hatte diesen längst verblichenen Ahnherrn niemals kennengelernt, der schon so alt sein mußte, daß Sir Bryont seinerzeit Schwierigkeiten gehabt hatte, ihn in der langen Kette der Erbfolge einzuordnen - möglicherweise war Sir Henry überhaupt kein echter Llewellyn der Erbfolge.
Mit dieser Erbfolge hatte es eine ganz spezielle Bewandtnis.
Es gab nur einen einzigen Erbfolger, auch wenn es im Laufe der Zeit viele Llewellyns gegeben hatte. Aber nur der eine Erbfolger war in der Lage, diese Linie fortzusetzen -weil er stets derselbe, wenn auch nicht der gleiche, war.
Jedes seiner Leben dauerte genau ein Jahr länger als das vorherige. Daher kannte jeder Erbfolger den Zeitpunkt seines Todes bis auf ein paar Stunden oder Tage genau. Seines natürlichen Todes, wohlgemerkt - ein Mord konnte sein Leben und damit auch die Erbfolge vorzeitig beenden, und das für immer und ewig. Aber bisher war dieser Fall noch nie eingetreten. Und so mußte der Erbfolger möglichst genau neun Monate vor seinem Tod einen Sohn zeugen.
Der eine starb, wenn der andere geboren wurde - und der Geist, das Bewußtsein, die Seele, wie auch immer man es nennen mochte, schlüpfte in den neuen Körper.
Der letzte dieser Wechsel hatte vor nicht ganz sechs Jahren stattgefunden. [2]
Damals endete das Leben von Zamorras Freund, Sir Bryont Saris ap Llewellyn. Der Erbfolger wurde als Sir Rhett Saris ap Llewellyn geboren; seine Mutter war Lady Patricia. Sie hatte, als sie Bryont Saris heiratete, sehr genau gewußt, was auf sie zukam. Daß ihr nicht mehr sehr viel Zeit mit dem Mann, den sie liebte, verbleiben würde.
Im Körper ihres Sohnes steckte jetzt der Geist ihres Mannes…
Damit mußte sie leben, und sie hatte es geschafft.
Damals hatte Zamorra ihr geholfen und sie von Llewellyn-Castle in Schottland nach Château Montagne in Frankreich geholt. Hier war sie unter Freunden, mit denen sie jederzeit reden konnte und die ihr halfen, mit dem Problem fertig zu werden. Hier war sie auch sicher vor dämonischen Angriffen. Sicher, auch Llewellyn-Castle war gegen schwarzmagische Angriffe gesichert; Zamorra hatte schließlich die M-Abwehr, die das Château schützte, von Sir Bryont übernommen. Dennoch war die gesamte Situation in Frankreich besser und übersichtlicher.
Vor allem hatte der kleine Rhett, von Nicole mit liebevollem Augenzwinkern als »Lord Zwerg« bezeichnet, was die Mutter jedesmal auf die Palme brachte, weil sie diesen Spitznamen nicht mochte, hier Spielkameraden. Da waren unten im Dorf an der Loire die Kinder der befreundeten Lafitte-Familie, und da war Fooly, der Jungdrache. Ein liebenswerter Tolpatsch mit bemerkenswerten magischen Fähigkeiten. Wenn Fooly und Lord Zwerg zusammensteckten, ging es garantiert gewaltig rund…
Bald kam der Moment, in dem Lord Zwerg eingeschult werden mußte. Da bahnte sich ein Sicherheitsproblem an; er würde vor schwarzmagischen Angriffen auch auf dem Schulweg und in der Schule selbst geschützt werden müssen. Denn bisher war noch jeder Erbfolger irgendwann zum Ziel dämonischer Attacken geworden, speziell solange er sich seiner eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten noch nicht voll bewußt war.
Auch Zamorra wußte nicht, was ein Llewellyn wirklich zu vollbringen vermochte. Bryont hatte nie darüber geredet. Aber fest stand, daß der Erbfolger des Clans über magische Fähigkeiten verfügte. Das war schon immer so gewesen, schon in grauer Vorzeit. Immerhin bestand eine der Fähigkeiten darin, die Auserwählten zur Quelle des Lebens zu führen, damit sie der relativen Unsterblichkeit teilhaftig werden konnten. Einer dieser aus erwählten Unsterblichen war Zamorra…
Erst in der Pubertät würde das alte Wissen in Sir
Weitere Kostenlose Bücher