0654 - Wo Deborah den Teufel trifft
mache. Das stimmt nicht. Ich sehe das sehr realistisch. Deborah Caine steckt in Schwierigkeiten, und zwar in außergewöhnlichen, die mit der satanischen Beeinflussung ihrer Psyche zusammenhängen.«
»Gut gesprochen.«
»Sei nicht ironisch.«
»Das bin ich nicht. Nur finde ich, dass du mich hättest vorwarnen sollen. Ich freute mich auf den Urlaub…«
»Wärst du dann auch mit mir gefahren?«
»Ich denke schon.«
»Okay.« Sie nickte. »Es war mein Fehler, da gebe ich dir Recht. Du kannst mir auch Bescheid geben, wenn es nicht geklappt hat. Oder nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Sollte ich allerdings Recht behalten und Deborah tatsächlich unter dem Einfluss einer fremden Macht steht, möchte ich, dass du es auch zu würdigen weißt.«
»Mache ich. Weißt du schon, wie?«
»Das überlasse ich dir, John. Oder hast du so wenig Fantasie?«
Diesmal musste ich lachen. »In der Regel nicht.«
»Dann lass dir was einfallen.«
Wir hatten die Dünnlandschaft verlassen und rollten auf Grafton-on-Sea zu. Der Ort bildete eine kompakte Masse. Es gab wohl einen gewissen Kern, ein Zentrum, aber die Häuser gruppierten sich auch weiter von diesem Zentrum weg. Es waren Backsteinbauten mit roten Ziegelsteinfassaden und weiß gestrichenen Fensterläden. In den geputzten Scheiben fanden oft genug die Strahlen der Sonne ein Ziel und ließen das Glas aufblitzen.
»Wo wohnt deine Freundin?«
»Wir müssen durch den Ort fahren. Ihr Haus liegt ziemlich am Ende.«
»Lebt sie dort allein?«
»Ja - noch.«
»Und ihr Verlobter?«
»Schaut ab und zu vorbei. Er hat geschäftlich oft in London und Oxford zu tun.«
»Dann ist Deborah nicht berufstätig?«
»Nein. Sie war es. Plötzlich kündigte sie ihre Stellung bei einer Baugesellschaft.«
»War das der Zeitpunkt, als ihre Veränderung begann?«
»Ja, das fiel zeitgleich. Die Beeinflussung war dermaßen stark, dass sie ihr Leben änderte.«
»Mit Einwilligung des Verlobten?«
»Er hat es nicht gern gesehen, John, aber Debbie ist ein freier Mensch, der über sich selbst befinden kann. Sie hat außerdem den Plan gehabt, wieder einen Beruf zu ergreifen.«
»Den erlernten?«
»Das weiß ich nicht.« Jessica räusperte sich. »Sie wollte wohl diesen Formalismus des Jobs hinter sich lassen und etwas tun, wo sie Kontakt mit Menschen hatte.«
»Da gibt es natürlich viele Berufe.«
»Das wusste sie auch. Deshalb wollte sie noch auswählen und sich mit der Berufswahl Zeit lassen.«
Jessica hob die Schultern. »Aber die Veränderung nahm zu, wie ich aus den Telefongesprächen erfahren konnte.«
»Woher kennst du sie eigentlich?« Ich ging vom Gas, denn wir hatten den Ort erreicht und die ersten Häuser flankierten die saubere Straße. Sauber war auch der Ort. Man tat hier etwas, wusste, was man den Touristen schuldig war, und wollte ihnen neben der relativ sauberen Seeluft auch ein dazu passendes Ambiente bieten.
Hochhäuser sah ich nicht. Die neuen Bauten waren ziemlich flach und schmiegten sich in das Gelände, wobei sie oft durch Hänge und Hügel geschützt wurden.
Mit Ziegeln oder mit Reet gedeckte Dächer sorgten auch für eine optimale Auflockerung. In den kleinen Geschäften wurde all das angeboten, was die Einheimischen und auch die Touristen brauchten, um sich ernähren zu können.
Etwas passte nicht in diese Idylle. Es war kein Schmutz oder Dreck, beileibe nicht. Ich wurde misstrauisch, als ich den Polizeiwagen sah, der mitten auf der Fahrbahn parkte.
Ein zweiter Wagen stand ebenfalls dort und der erinnerte mich an ein Fahrzeug der Mordkommission. In respektvoller Entfernung umstanden Einheimische und Touristen die Szene. Wenn sie näher treten wollten, wurden sie von den Beamten zurückgehalten.
Ich räusperte mich und machte durch dieses Geräusch Jessica Long aufmerksam.
»Da ist etwas passiert, John…«
»Sieht mir nach einem Verbrechen aus. Ich erkenne den Wagen der Mordkommission.«
»Mein Gott.« Sie schlug die Hand gegen den Mund, nahm sie wieder weg und flüsterte: »Das wird doch nicht etwa mit Deborah zusammenhängen? Das wäre ja furchtbar.«
»Wir werden sehen.«
Ich ließ den Wagen langsam an die entsprechende Stelle heranrollen. Wir wurden gehört. Ein Polizist, der uns bisher den Rücken zugewandt hatte, drehte sich um, um uns anzuhalten.
Dicht vor seinen Füßen kam der Rover zur Ruhe. Ich löste den Gurt. Zugleich mit Jessica stieg ich aus.
Der Beamte wusste nicht so recht, an wen er sich wenden sollte, entschied sich dann
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