0654 - Wo Deborah den Teufel trifft
etwas haben wir nicht geredet. Wir waren optimistisch eingestimmt. Für uns gab es nur das Leben und die positiven Seiten davon. An den Tod hat niemand gedacht. Denken Sie denn daran?«
»Kaum«, erwiderte ich, obwohl das nicht immer stimmte. Ich wurde leider zu oft mit dem Tod konfrontiert.
Ich beglich die Rechnung und legte ein Trinkgeld dazu. Dann gingen wir. Die Leiche war abtransportiert worden. Allmählich verschwanden auch die Neugierigen. Natürlich wurde über den Fall diskutiert. Wir fingen so manche Gesprächsfetzen auf. Nicht wenige Gäste hatten Furcht und dachten an eine frühere Abreise.
»Weißt du, wo sie wohnt, oder müssen wir erst nachfragen?«
»Ich war schon hier.«
»Okay.«
Unsere Stimmung befand sich dicht vor dem Tiefpunkt, als wir wieder in den Rover stiegen. Jessica blieb für einen Moment regungslos sitzen, die Hände vor die Augen gehalten und sagte: »Wenn sich tatsächlich herausstellen sollte, dass Debbie die Täterin ist, was sollen wir dann tun, John?«
»So weit ist es noch nicht.«
»Weiche mir bitte nicht aus.«
»Nun, ja, wir müssten Sie verhaften«, sagte ich.
Wir rollten aus dem Ort, wo sich der Weg gabelte. Nach rechts führte er zum Strand, wir nahmen die andere Richtung, die in die flachen Dünen hinein führte. Dahinter breitete sich eine heideähnliche Landschaft aus, aber unterbrochen durch kleine Anhöhen, auf denen der blanke Fels grau wie Granit schimmerte.
Menschenleer war die Gegend ebenfalls nicht. Einige Häuser standen unter dem Blau des Himmels.
Ältere Bauten und keines war gerade klein. Es hatte sie schon vor Jahren gegeben.
»Wohnt Deborah in einem der Häuser?«
»Ja.« Jessica deutete nach rechts. »Da hinten liegt es. Das rote Gebäude mit den weißen Fachwerkstreifen.«
Es stand an einem idyllischen Fleckchen Erde. Wer es sah, wäre nie auf die Idee gekommen, dass sich hinter den Mauern möglicherweise ein Mensch verbarg, der mit den Mächten des Bösen im Bunde stand. Damit hatte es eigentlich begonnen. Sollte Deborah vom Satan besessen sein, würde ich es rasch herausfinden.
Wir rollten über einen schmalen Weg, der kaum Platz für Gegenverkehr zuließ.
Es war etwas Wind aufgekommen. Er spielte mit den Zweigen der Büsche und ließ sie zittern wie Laub. Jessicas Nervosität nahm zu. Sie rieb ihre Hände gegeneinander und blickte mich hin und wieder von der Seite her an.
»Hast du was?«
»Hör auf, John! Ich kann es noch immer nicht fassen. Für mich ist das alles furchtbar.«
»Wir schaffen es schon.«
»Eigentlich haben wir es immer geschafft, wenn wir etwas gemeinsam erlebten.«
»Gibt dir das Hoffnung?«
»Ob du es glaubst oder nicht, John. Es gibt mir Hoffnung. Sogar eine große. Und ich bin auch froh darüber, dass ich mit dir hergefahren bin. Wahrscheinlich hättest du von diesem fürchterlichen Mord nichts erfahren.«
»Da kannst du Recht haben.«
»Kennst du das Sprichwort ›Einmal ist keinmal‹?«
»Hör auf, so weit solltest du nicht denken.«
»Das sagst du. Ich kann aber nicht anders.«
Ich konzentrierte mich auf das Haus. Es lag in einer völligen Ruhe und machte einen sauberen, zugleich aber auch unbewohnten Eindruck, denn hinter den sauberen Scheiben der Fenster bewegte sich nichts. Da zitterten nicht einmal die Vorhänge.
In einem kleinen Anbau an der rechten Seite war die Garage untergebracht. Das Tor stand offen.
Aus dem Innern leuchtete uns ein feuerroter Mazda entgegen.
»Dann wollen wir mal«, sagte ich und stieg aus.
Jessica holte mich vor der Tür ein. »Bitte, John, ich möchte schellen.«
»Wie du willst.«
»Es ist besser, wenn sie zuerst meine Stimme hört.«
»Dann los!«
Die Klingel bestand aus einem grün angestrichenen Metallkreis, aus dessen Mitte ein heller Knopf hervorschaute.
Jessica holte tief Luft, bevor sie schellte. Beide waren wir gespannt, was auf uns zukommen würde…
***
Der Kopf war ziemlich weit gerollt, bevor er zur Ruhe gekommen war. Er lag mit dem Gesicht nach oben. Aus starren Augen glotzte er in den düsteren Himmel.
Sie schaute ihn an. Kein Muskel regte sich in ihrem Gesicht. Nur in den Augen glänzte der Triumph. Ein Zeichen dafür, dass sie es geschafft hatte. Sie war mit sich zufrieden.
Ihr Blick glitt an der Schwertklinge entlang nach unten, wo das Blut noch herablief. Scharf stieß sie die Luft aus. Dann schrak sie plötzlich zusammen, als sie eine raunende, dunkel klingende Stimme vernahm, die sie anredete.
»Das hast du gut gemacht, Deborah…«
Auf
Weitere Kostenlose Bücher