0654 - Wo Deborah den Teufel trifft
Puppen nannte, in Szenen hinein. Sie prangerte durch diese Performance Missstände an und hatte einen nicht unbeträchtlichen Erfolg mit ihren Ausstellungen erzielt.
Natürlich hatte die Frau mit dem wunderschönen Mund, die mich zu einem Urlaub überreden konnte, auch einen Namen.
Sie hieß Jessica Long!
Erst vor kurzem war ich ihr wieder einmal zufällig begegnet, als ich den Bogie-Mann jagte. Da hatte ich ihr versprechen müssen, mich wieder zu melden. Nach dem letzten Fall hatte ich Jessica angerufen. Innerhalb von zehn Minuten war es ihr gelungen, mich zu diesem Urlaub zu überreden, und jetzt befanden wir uns bereits drei Tage hier.
»Guten Morgen, schöne Frau«, sagte ich lächelnd.
Sie drohte mir mit dem Finger. »Komplimenten um diese Zeit stehe ich meist skeptisch gegenüber.«
»Das solltest du nicht.« Ich schnüffelte und legte die Stirn in Falten.
»Ist was?«
»Es riecht gut.«
»Nach Kaffee. Er läuft durch. Wenn du ihn frisch trinken willst, solltest du dich beeilen, John.«
»Ich eile.« Das nahm ich wörtlich. Um den Weg abzukürzen, flitzte ich über das Doppelbett, fasste sie an den Schultern und drehte sie herum. Als Jessica aufschrie, befand sie sich bereits in der Luft, und einen Moment später landete sie rücklings und federnd auf dem Bett. Dabei klaffte ihr Morgenmantel auf.
Jessica raffte blitzschnell den Stoff vor der Brust zusammen. »Geh jetzt!«, sagte sie lachend. »Der Tag ist noch lang genug.«
»In Ordnung.«
Kurz danach stand ich unter den Strahlen der Dusche. Meine Gedanken drehten sich dabei um andere Frauen.
Ich dachte an Glenda Perkins, an Jane Collins, mit denen ich schon viele schöne Stunden erlebt hatte. Sie wussten nichts von Jessica und das sollte auch so bleiben.
Natürlich drehten sich meine Gedanken auch um Nadine Berger, die ein so furchtbares Schicksal erlitten hatte und sich als Blutsaugerin in der Gewalt des Supervampirs Will Mallmann befand. Ich hatte sie nicht vor dessen Klauen retten können.
Diese Tatsache hatte mich schockiert. Immer wieder musste ich an Nadine denken und auch daran, wo sie sich wohl jetzt befinden würde. Mit einem flauschigen Handtuch trocknete ich mich ab, schlüpfte in die frische Wäsche und danach in die weiße Sommerhose. Als Hemd wählte ich ein weit geschnittenes und luftiges Etwas, dessen Stoff ein buntes Muster aus Sommerblumen aufwies.
In zwei Etagen unterteilte sich das Haus. Wir wohnten allein darin, die obere stand leer. Jetzt, wo der große Ferienrun vorbei war, bekamen andere Urlauber wieder Luft.
Die noch feuchten Haare strich ich zurück, öffnete das Fenster weit und tankte die herrliche Sommerluft, die mir als frische Brise entgegen wehte.
In das klare Blau des Himmels segelten die Vögel hinein und es sah bei ihnen so unbeschwert aus.
Ich fühlte mich an diesem Morgen ebenfalls gut. Fast vergleichbar mit einem dieser Vögel. Ein Gefühl der Freiheit erfüllte mich und mein Job lag plötzlich Lichtjahre zurück. Weit weg in einer Ferne, die unerreichbar war.
»Kommst du, John?« Jessicas Stimme drang durch den Spalt der offenen Badezimmertür.
Ich lächelte, als ich an sie dachte. Irgendwie hatte es mich erwischt. Sie war eine wunderbare Frau, für die ich wahrscheinlich schon mehr als Freundschaft empfand, obwohl ich mir über meine Gefühle nicht im Klaren war.
Ich befand mich in einer Situation, wo ich mich einfach treiben ließ. Irgendwo würde sich schon ein Ende abzeichnen. Gemächlich schlenderte ich in die Küche. Ein kleiner Traum in Weiß und Hellgrün. An Elektrogeräten war alles vorhanden, was der Mensch braucht, und der schmale Esstisch stand wie ein Bügelbrett im rechten Winkel von der hell tapezierten Wand ab.
Es war gedeckt. Sogar frische Blumen schickten einen sommerlichen Gruß. Ja, das war etwas anderes als mein Frühstück kurz bevor ich zum Dienst fuhr. Man spürte eben die Hand einer Frau.
Und diese Frau trug ein schwarzes Seidentop zur orangefarbenen Hose. Die rotblonde Haarpracht hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Gehalten wurde er von einer roten Schleife.
Jessica sah einfach toll aus. Auf die blassen Wangen hatte sie etwas Rouge gepinselt.
»Setz dich, John.«
Ich räusperte mich. »Mein lieber Schwan, einen derartigen Frühstückstisch bin ich gar nicht mehr gewohnt.«
»Kann ich mir denken.«
Über das Geschirr, die Eier, die Konfitüre und den Käse hinweg schaute ich sie an. »Weißt du, was ich jetzt könnte, Jessica?«
»Essen.«
»Auch das. Ich
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