0654 - Wo Deborah den Teufel trifft
Richtklotzes berührten, klang ein Stöhnen auf, was die Blonde zu einem leisen Lachen veranlasste.
Der Mann erstarrte. Es wirkte so, als wollte er dem Lachen nachlauschen und gleichzeitig darüber nachdenken, ob er sich auch nicht getäuscht hatte, was dieses Geräusch anging.
»Ich bin gekommen…«
»Ja«, flüsterte der Mann.
Die Blonde freute sich. »Es macht mir Spaß, mit anzusehen, wie du deinen Richtklotz umfasst. Dein Kopf hängt über und dein Hals findet genau in der Kerbe Platz, als wäre sie nur für ihn geschaffen. Das finde ich ideal und du weißt jetzt genau, weshalb mich der Weg zu dir geführt hat. Man hat dir gesagt, dass du gerichtet wirst, aber niemand hat davon gesprochen, wer dein Henker sein wird. Weißt du es nun?«
Es dauerte eine Weile, bis sich der Mann in der Lage fühlte, eine Antwort zu geben. Er hatte Schwierigkeiten, überhaupt die Worte zu formulieren. Als er sie dann aussprach, hörte es sich an, als würde er sie durch die Lippen hervorpressen.
»Ja, ich weiß es.«
»Und was sagst du?«
»Ich verfluche dich, du verdammtes Weib. Ja, ich muss dich verfluchen. Ich kann nicht anders.«
Ein hämisches Lachen hallte über den Körper des Bedauernswerten hinweg. Die Halbnackte schaute derweil gegen den düsteren Himmel, als könnte ihr dieser eine Antwort auf noch bestimmte Fragen geben. Aber die Zeit war um, das Ziel erreicht, es gab kein Zurück mehr. Sie hatte eine Aufgabe übernommen und würde sie auch beenden.
Sehr langsam hob sie das Schwert an. Es schwebte für einen Moment mit der Spitze über dem Rücken des Mannes. Es sah so aus, als wollte sie die Klinge in das Fleisch hineinfallen lassen, dann aber drehte sie die Waffe und legte die flache Seite auf den nackten Rücken. Der Mann zuckte dabei zusammen.
»Spürst du es?«, fragte sie.
»Hör auf!«
»Es ist die Waffe, mein Lieber!«
»Ich weiß.«
»Und sie ist für dich bestimmt, das wollte ich dir noch sagen. Denke daran.«
»Ja, verflucht, ja. Aber ich sage dir…« Er verstummte, weil er die Kälte der Klinge an seinem Nacken spürte. Diesmal allerdings berührte sie ihn mit der Schneide.
»Nun, mein Freund, was sagst du?«
»Geh oder tu es.«
»Ich werde es tun. Ich muss es, denn nur das befreit mich. So hat er es mir gesagt!« Sie löste das Schwert von der Halshaut des Mannes und trat einen Schritt vor. Der zweite Schritt brachte sie in die seitliche Richtung und sie blieb neben dem Mann stehen.
Als sie ihren Blick senkte, schaute sie direkt auf den frei liegenden Hals des Opfers.
Der rührte sich nicht. Aber auf seiner Haut lag ein Schauer wie festgewachsen.
»Ja, dann«, sagte die Frau, umfasste den Griff des Schwertes mit beiden Händen, weil sie auf ihre grausame Aufgabe gut vorbereitet sein wollte.
In diesem Augenblick riss sich der Mann noch einmal zusammen und schaffte es, seinen Kopf nach links zu drehen. Vielleicht hatte er auch den Luftzug gespürt, den das Anheben der Waffe verursacht hatte. Er schielte in die Höhe, schaute die Frau an und sie starrte ihm ins Gesicht.
Es war ein Gesicht, das sie sehr gut kannte. Ebenso gut wie er das ihre.
Denn beide Menschen waren miteinander verlobt!
***
Sekunden verstrichen, in denen nichts passierte. Nur in den Augen des Mannes breitete sich ein gewisser Unglaube aus, als könnte er das alles nicht begreifen.
Das hatte die Frau gemerkt. »Ich bin es wirklich, Mason.«
»Ja, das sehe ich.« Noch immer lag der eiskalte Schauer auf seinem Rücken. »Und du wirst mich töten.«
»Deshalb bin ich hier.«
»Weshalb willst du das tun? Warum soll ich sterben? Weshalb willst du mich umbringen?«
»So steht es geschrieben, mein Lieber. Ich muss es tun. Daran geht kein Weg vorbei.«
»Aber haben wir uns nicht geliebt…?« Die Frage glich mehr einem verzweifelten Aufschrei, der vom Lachen der Frau erstickt wurde.
»Geliebt?«
»Ja, Deborah!«
»Mag sein. Doch es trat jemand in mein Leben, den ich mehr liebte und der mich mehr liebte.«
»Das kann nicht sein!«, keuchte Mason. »Das kann nicht sein. Es gibt keinen Menschen, der dich mehr liebt als ich, Debbie. Nein, ich bin derjenige, der…«
»Habe ich von einem Menschen gesprochen?«
Mason Rafferty hatte die Frau genau gehört. Er verstummte. Wieder spürte er den Eishauch über seinen Rücken gleiten. Er konnte sich vorstellen, was die Frau meinte, dennoch fragte er sicherheitshalber noch einmal nach. »Wer ist es?«
»Kein Mensch.«
»Sag es!«
»Der Böse, der Teufel, der Satan!«
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