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0655 - Der Tod in Moskau

0655 - Der Tod in Moskau

Titel: 0655 - Der Tod in Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Toilettenwaschbeckens bedient. Irgendwie wußte sie, daß sie schon erheblich besseren Komfort erlebt hatte, aber wann war das gewesen?
    Sie fragte sich zum Frühstücksraum durch. Weniger ihrer Lederkleidung, sondern eher des Dolches wegen erntete sie staunende und mißbilligende Blicke, aber sie wollte die Waffe nicht im Zimmer zurücklassen.
    Warum nur hatte das Einhorn sie hier in dieser Stadt abgeworfen und war dann verschwunden? Warum überhaupt hatte es sie hierher gebracht?
    Es ergab alles keinen Sinn.
    Plötzlich trat jemand an ihren Tisch. Eine Frau in Jeans, Bluse und Lederjacke.
    »Eva«, sagte sie. »Es ist schön, dich wiederzusehen!«
    Überrascht sah Tanja auf. »Wer sind Sie? Woher kennen Sie mich? Sind Sie sicher, daß Sie mich nicht mit jemandem verwechseln?«
    Die Frau setzte sich an den Tisch. Tanja sah in braune Augen mit winzigen goldene Tüpfelchen. Da war ein ganz vager Eindruck, diese Frau zu kennen, und Tanja fühlte sich irgendwie zu dieser Frau hingezogen. Sie berühren und die Wärme ihres Körpers spüren. Aber das war nie geschehen. Es war immer beim Wunsch geblieben.
    Und dann begriff sie, daß die Fremde eine andere Sprache benutzt hatte, die Tanja mühelos verstand.
    Nicht Russisch, sondern Französisch.
    »Ich bin Nicole«, sagte die Fremde. »Nicole Duval. Erinnerst du dich? An mich, an Château Montagne, an Lord Zwerg und den Drachen Fooly…?«
    Aber da war keine Erinnerung.
    Oder…?
    Die Loire, Château Montagne, eine große Stadt - Lyon. Eine dunkle Gasse. Durcheinanderstürzende, wirre Bilder aus einem Alptraum. Eine Vision von Dingen, die geschehen würden. Ein Dolch, der in der Nacht aufblitzte -Und dann war wieder alles vorbei.
    »Ich kann mich nicht erinnern«, sagte Tanja leise.
    ***
    Zamorra, Nicole und Saranow betraten das Hotel. Um ein Zimmer zu beziehen, war es eigentlich um diese Vormittagstunde etwas zu früh, aber es klappte trotzdem. »Wie gehen wir jetzt vor?« fragte Nicole.
    »Aufteilen«, schlug Zamorra vor. »Ich werde mit Boris mal der Geschichte vom Tod im roten Mantel nachspüren, und du redest mit Eva. Einverstanden?«
    »Du willst mich nur ans Hotel fesseln, damit ich nicht auf die Idee komme, einen Einkaufsbummel zu machen«, protestierte Nicole. »Immerhin sind wir mit sehr schmalem Gepäck hier, und ich habe praktisch nichts anzuziehen.«
    »Hat Tanja… hm… Eva auch nicht«, warf Saranow ein. »Diese Lederkleidung, die sie trägt, ist nicht unbedingt für einen Stadtbummel oder Museumsbesuch geeignet. Ich hatte ihr versprochen, daß wir heute etwas für sie einkaufen, aber vielleicht könntest du das wesentlich besser, Nicole.«
    »Klar«, seufzte Zamorra. »Und das mit meiner Kreditkarte. Brüderchen Boris, du bist ein Schlitzohr.«
    »Eines mit einem sehr kleinen Gehalt. Was ihr an euren westlichen Universitäten bezahlt kriegt, davon können wir hier nicht mal träumen. Und die Rubelchen rollen meist auch sehr spät an, wenn überhaupt. Viele Kollegen können das zugehörige Trauerlied lauter und kräftiger singen als der Chor der Wolgaschiffer…«
    »Schon gut«, sagte Nicole. »Ich werde mich ihrer annehmen. In welchem Zimmer finde ich sie?«
    Saranow nannte ihr den Raum. »Falls sie nicht dort ist, frühstückt sie vielleicht gerade. Bestell ihr einen freundlichen Gruß. Wo treffen wir uns später?«
    »Hier«, beschloß Zamorra. »Wenigstens solange Gregor nicht weiß, wo wir uns abhörsicher einquartiert haben. Bei dir, Boris, wäre es zwar etwas komfortabler, aber ich traue diesem Agenten nicht über den Weg. Ich möchte auf den nicht auch noch aufpassen müssen. Vermutlich wird er sowieso bald wieder auf uns stoßen, wenn wir mit der Polizei reden. Und das wird uns ja kaum erspart bleiben, wenn es um die Todesfälle geht.«
    »Dabei kann es nicht einmal schaden, Gregors Unterstützung zu bekommen. Die Polizei wird dann gleich viel auskunftsfreudiger«, prophezeite Saranow Während Nicole sich im Hotel auf die Suche nach Eva machte, kehrten die beiden Parapsychologen zum Mercedes zurück. Zamorra entdeckte Spuren an der Fahrertür, die darauf hindeuteten, daß jemand versucht hatte, das Schloß zu knacken und den Wagen zu stehlen. Möglicherweise war er dabei gestört worden.
    Saranow zuckte mit den Schultern.
    »Solche Autos werden hier schneller geklaut, als du um Hilfe schreien kannst. Vor allem, wenn sie in so abgelegenen Straßen geparkt sind wie hier. Der kluge Moskowiter läßt den Wagen in der sorgfältig verschlossenen und

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