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0655 - Der Tod in Moskau

0655 - Der Tod in Moskau

Titel: 0655 - Der Tod in Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gesicherten Garage und benutzt öffentliche Verkehrsmittel. Der ganz kluge Moskowiter besitzt überhaupt kein Auto.«
    Er ließ sich hinter das Lenkrad fallen, während Zamorra auf der Beifahrerseite einstieg. »Es gibt Leute«, fuhr der Russe fort, »die ihrem für viel Geld gekauften Neuwagen als erstes mal ein paar Beulen verpassen, damit sie für Diebe nicht mehr ganz so attraktiv sind. Übrigens kontrolliert die Polizei Fahrzeuge, die neu oder teuer aussehen, bevorzugt.«
    »Das müßte Diebe eigentlich abschrecken«, meinte Zamorra.
    »Erstens ist die Polizei nicht überall. Zweitens ist die Polizei bisweilen bestechlich. Wenn der Autodieb anstelle der Fahrzeugpapiere ein paar Rubelchen rollen läßt, ist alles klar… bis zur nächsten Kontrolle. Mein Freund, wir sind hier nicht in Westeuropa, sondern in Mütterchen Rußland. Hier gehen die Uhren anders. Die Polizei ist generell gut, aber es gibt eine Menge schwarzer Schafe. Und keiner kann's ihnen verdenken bei den lausigen Gehältern, die manchmal erst nach Monaten oder einem Jahr ausgezahlt werden. Da verdient man sich gern mal ein bißchen hinzu.«
    Er lenkte den Mercedes durch das hektische Verkehrsgewühl der Kernstadt, in dem Fußgänger nicht den Hauch einer Chance hatten. Die hielten sich brav auf den Gehsteigen und benutzten zum Überqueren der Straßen die zahlreichen Unterführungen, um nicht wie Freiwild gejagt zu werden - die Milizionäre, die hier versuchten, das Verkehrschaos eher zu beobachten denn in geordnete Bahnen zu lenken, fischten eher vorwitzige Fußgänger ab, als daß sie versucht hätten, verwegene Autofahrer zur Räson zu bringen. Es wäre wohl auch ein recht hoffnungsloses Unterfangen gewesen…
    Rom, Neapel, Paris und Lippstadt waren dagegen harmlos.
    Einige Male konnte Saranow nur um Haaresbreite eine Kollision verhindern. Aber schließlich stoppte er den Wagen vor der Präfektur. Sie stiegen aus, Saranow schloß ab und schärfte die Alarmanlage des Wagens. Als sie zu Kommissar Ratekins Büro geleitet wurden, tauchte plötzlich der Dunkelgekleidete auf.
    »Ich dachte mir schon, daß Sie hier auftauchen, Genosse Spion«, sagte Saranow in gespielter Heiterkeit und schlug Gregor kräftig auf die Schulter. »Wann schlafen Sie eigentlich mal?«
    »Dann, wenn Sie nicht gerade versuchen, sich unserem Schutz zu entziehen«, sagte Gregor undeutlich. Immerhin mußte er Zeit gefunden haben, sich zu rasieren und die Kleidung zu wechseln; die Bügelfalten seiner Hose waren wesentlich schärfer als vor zwei Stunden.
    »Sie schon wieder?« fragte Ratekin stirnrunzelnd, als sie sein Büro betraten. »Wen schleppen Sie mir jetzt an? Zeugen, die wieder nichts gesehen haben oder sich an nichts erinnern können? Oder sind das Ihre Kollegen?«
    »Die Herrschaften Saranow und Zamorra benötigen Einblick in die vollständigen Unterlagen über die befremdlichen Mordfälle«, sagte Gregor. »Kooperation wird erbeten. Es ist sicher zum gegenseitigen Nutzen. Diese beiden Herren haben Erfahrung in solchen Dingen. Sie sind Spezialisten.«
    »Die mir jetzt vor die Nase gesetzt werden«, murrte Ratekin. »Ich werde mich beschweren. Ich gebe den Fall ab. Mir reicht's jetzt! Bolschoe swinstwo!«
    »Wir werden Ihnen nicht vor die Nase gesetzt, Kommissar«, sagte Zamorra in nahezu akzentfreiem Russisch. »Wir sind hier, um Ihnen zu helfen. Es stimmt, was Gregor sagt. Wir haben gewisse Erfahrungen sammeln können. Und die möchten wir Ihnen zugute kommen lassen. Wir sind alles andere als Aufpasser oder Befehlsgeber. Die Ermittlungen leiten nach wie vor Sie.«
    »Die Ermittlungen leitet der da«, sagte Ratekin mürrisch und wies auf den Dunkelgekleideten. »Gregor heißt er also? Schön, daß ich das auch mal erfahre.«
    Zamorra wandte sich an den Agenten.
    »Es ist sicher besser, wenn Sie uns jetzt allein lassen.«
    Gregor holte tief Luft. Er wollte etwas sagen, aber Zamorra trat unmittelbar vor ihn. Er machte eine schnelle Handbewegung. Gregor war noch schneller; er fing die Hand ab.
    »Kommen Sie mit«, sagte er.
    Zamorra folgte ihm auf den Gang.
    »Sie sind ein schlauer Wolf, Zamorra«, sagte Gregor. »Aber dieser Trick wirkt nicht. Sie wollten mich hypnotisieren, nicht wahr? Ich kenne die einleitende Bewegung, die meine Konzentration ablenken soll. So etwas machen wir schon seit Jahrzehnten, Bester.«
    »Ich bin nicht Ihr Bester«, sagte Zamorra kühl. »Trotzdem sollten Sie uns jetzt für eine Weile allein lassen. Dann wird der Kommissar umgänglicher. Ihre

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