0655 - Der Tod in Moskau
Bereitschaft und Hilfe. Man wird Sie nicht weiter behelligen.«
Er gab Ratekin und Saranow einen Wink, zu gehen.
»Da stimmt doch etwas nicht«, drängte Nadja. »Sie haben etwas in meinem Unterbewußtsein gefunden, nicht wahr? Warum wollen Sie es mir nicht verraten? Ich habe ein Recht darauf, es zu wissen.«
Zamorra zögerte. »Wurden Sie therapiert?« fragte er dann leise. »Ich meine, wegen des Schockzustandes?«
»Ich weiß nicht… ich glaube, nicht«, erwiderte sie unsicher werdend.
»Dann hat man Ihnen davon nichts gesagt. Es ist besser so, wenn der schreckliche Anblick für alle Zeiten verschlossen bleibt. Das war es, was ich gesehen habe. Ich wünsche Ihnen Glück auf Ihrem Lebensweg.«
Er wandte sich ab und ging.
Erst im Auto ergriff er wieder das Wort.
»Ich habe nur wenige Male in meinem Leben bewußt gelogen«, sagte er. »Aber hier war es vielleicht besser. Ich könnte diesem Gregor den Hals umdrehen.«
»Was hat er getan?« fragte Ratekin.
Zamorra wandte sich zu Saranow um, der seine zwei Zentner Lebendgewicht auf die Rückbank des Polizeiwagens gewuchtet hatte. »Gregors Firma ist weiter, als ich ahnte. Er hat ihr nicht nur die Erinnerung blockiert, sondern ihr auch noch etwas auf oktroyiert, das gegen andere Para-Einwirkungen arbeitet. Ich hätte vielleicht ihren Geist zerstört, wenn ich weitergemacht hätte. Ich traf auf die Blockade und mußte abbrechen, wenn ich der Frau nicht schaden wollte. Eine verdammt perfekte Sicherung. So sorgt er dafür, daß niemand an die Informationen herankommt, die er selbst sich geholt hat.«
»Wovon sprechen Sie?« fragte Ratekin nervös.
»Gregor ist Telepath«, sagte Zamorra. »Gedankenleser. Und er kann noch ein paar mehr kleine, bösartige Zaubertricks. Begegnen Sie ihm mit äußerster Vorsicht.«
»Das tue ich ohnehin«, erklärte der Kommissar. »Aber wie kann so etwas sein? Gedankenleser, und noch mehr? Wie macht er das? Sie… Sie sind Parapsychologen! Sie wissen darüber Bescheid. Sagen Sie es mir.«
»Wie er das macht, wissen wir selbst nicht«, erwiderte Zamorra. »Vielleicht werden wir es auch nicht herausfinden. Ich habe keine Lust, mich mit dem russischen Geheimdienst anzulegen. Wir versuchen rätselhafte Mordfälle aufzuklären, nicht mehr und nicht weniger.«
»Hat es Sinn, weitere Zeugen mit Ihrer Hypnose-Methode zu befragen?« fragte Ratekin.
Zamorra schüttelte den Kopf.
»Es war ein Versuch, der gescheitert ist. Wenn Gregor jedesmal dabei war, jedesmal ebenfalls die Zeugen befragt hat, dann sind sie alle mit dieser Sperre versehen.«
Saranow räusperte sich. »Kann man die nicht wieder aufheben?«
»Nicht, solange ich nicht weiß, wie er sie angelegt hat. Du erinnerst dich an ein anderes Geheimnis, Brüderchen?«
Saranow sah ihn aus großen Augen an - und verstand.
So, wie Gregor nicht wußte, wie Zamorra die Telepathensperre in Saranow verankert hatte und deshalb nichts dagegen tun konnte, so wußte Zamorra nicht, wie er die Blockierung in Nadja Karelina und anderen aushebeln konnte.
Vielleicht konnte er es herausfinden.
Aber dazu brauchte er Zeit.
Viel mehr Zeit, als ihnen zur Verfügung stand.
»Wohin jetzt?« fragte Ratekin.
Im Funk des Wagens knisterte es. Eine kaum verständliche Stimme sprach von einem Verkehrschaos nach einem Unfall, an dem ein Bus beteiligt war, der…
Und der Fahrer des Busses sei von einem Knochenmann…
»Da hin«, schlug Zamorra vor. »Bevor der Genosse Spion weitere Zeugen nur für sich reservieren kann…«
Ratekin schaltete das Blaulicht und die Sirene ein und raste los.
***
»Wer sind Sie?« fragte Eva.
Der Dunkelgekleidete versperrte ihr den Weg. Aus seinem Verhalten ging eindeutig hervor, daß er es ganz gezielt auf sie abgesehen hatte.
»Wohin ist er gegangen?« fragte er, ohne seinen Namen zu nennen.
»Wer?« gab Eva zurück. Wieder tastete sie unwillkürlich nach dem Dolch, und wieder erschauerte sie -sie wollte das nicht. Sie hatte es auch nicht gewollt, als sie dem Tod gegenübergestanden hatte. Der Dolch und ihre Lederkluft waren aus einer Welt, in der sie nicht leben wollte.
Und doch gab es da Reflexe, die sie lieber unterdrückt hätte.
»Der Mann, mit dem Sie sich unterhalten haben«, sagte der Dunkle. »Wenn er denn ein Mann war. Sagen wir besser: Das Ding…«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Lassen Sie mich gehen. Ich weiß ja nicht einmal, wer Sie sind.« Sie versuchte, sich an ihm vorbeizudrängen. Er griff zu und hielt sie am Arm fest. Der Druck seiner
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