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0655 - Der Tod in Moskau

0655 - Der Tod in Moskau

Titel: 0655 - Der Tod in Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bin kein Hellseher, Boris! Ich weiß nicht, wo sie ist und was sie tut. Vielleicht taucht sie in Kürze mit Eva wieder im Hotel auf, oder auch hier, aber wenn sie uns beide an keinem der beiden Orte vorfindet, kann sie bei der Polizei nach uns fragen oder dich über dein Handy anrufen! Und von der Polizei lassen wir uns wieder einen Dienstwagen mit Kriegsbemalung zur Verfügung stellen. Ruf Ratekin an… so was wirkt erstens offizieller, wenn wir bei den Leuten Vorfahren, zweitens wird der Wagen nicht geklaut, und drittens kommen wir zur Not damit besser durch das Verkehrschaos.«
    »Das ist im Moment gar nicht so schlimm. Schlimm wird's erst ab siebzehn oder, achtzehn Uhr wieder.« Saranow zog sein Handy aus der Tasche und begann zu wählen.
    Zamorra fragte sich, warum Gregor noch nicht wieder aktiv geworden war. Dem mußte doch aufgefallen sein, daß er Saranow plötzlich nicht mehr telepathisch überwachen konnte. Oder hatte er darauf gewartet, daß sie den Keller wieder verließen und Saranows Wohnung betraten, um sich der dort heimlich eingebauten Abhöreinrichtungen zu bedienen?
    Der Dienstwagen kam; Ratekin saß selbst am Lenkrad. »Wo haben Sie Ihren Wachhund vom FSK?« erkundigte er sich, als die beiden Männer zustiegen.
    »Ich hatte schon befürchtet, Sie bringen ihn mit«, seufzte Saranow.
    »Anscheinend haben wir ihn abhängen können.«
    Eine halbe Stunde später fanden sie Nadja Karelina an ihrem Arbeitsplatz vor, die junge Frau, die den ersten Skelett-Mord beobachtet hatte. »Sie hat widersprüchliche Aussagen gemacht«, erklärte der Kommissar, »anfangs sprach sie von eben diesem Skelett, und später konnte sie sich angeblich an nichts mehr erinnern. Wenn der FSK-Halunke sie bedroht hat, werden Sie auch nicht mehr aus ihr herausbekommen.«
    »Er hat also zwischendurch mit ihr gesprochen?« vergewisserte Zamorra sich.
    »Er hat. Und… hm. Klingt irgendwie verrückt, nicht wahr? Ich hatte an dem Abend das Gefühl, daß ich noch irgend etwas tun wollte, es aber nicht tun konnte. Sie sind doch Parapsychologen. Halten Sie es für möglich, daß der Bursche uns hypnotisiert hat? Ich meine, die Karelina und mich?«
    »Dem traue ich alles zu!« grollte Saranow.
    »Ich wage es nicht völlig auszuschließen«, blieb Zamorra etwas vorsichtiger. »Aber wir werden das feststellen.«
    Kurz darauf sprachen sie mit Nadja Karelina.
    Zamorra bat sie, Hypnose anwenden zu dürfen, und sie stimmte nach einigem Zögern zu.
    Er versetzte sie in Trance und begann, vorsichtig nach ihrer Erinnerung zu forschen…
    ***
    Eva folgte dem Tod in den schmalen Hauseingang. Es war dunkel; dunkler, als es eigentlich hätte sein dürfen. Aber die nackte Glühbirne an der Decke brannte nicht, und das Licht, das von der Straße her kam, reichte nicht einmal zwei Meter weit. Es verlor so rasch an Helligkeit, wie Eva es noch nie zuvor gesehen hatte.
    Fast hätte sie über diese gedankliche Formulierung gelacht. Nie zuvor? Sie konnte sich doch an nichts erinnern, an ein solches Phänomen erst recht nicht!
    Oder verbarg sich irgendwo tief in ihr etwas? Wunderwald, durchzuckte sie der Begriff, um sofort wieder im Nichts zu verschwinden.
    Der Tod war stehengeblieben.
    »Du fürchtest mich nicht«, sagte er.
    Seine Stimme klang seltsam hohl, wie aus sehr weiter Ferne.
    Eva antwortete nicht.
    »Warum fürchtest du mich nicht? Weil du nicht mehr sterben kannst?« fuhr er fort.
    Sie starrte ihn an. »Was willst du damit sagen?«
    »Niemand stirbt zweimal. Du bist seltsam. Etwas wie dich sah ich nie.«
    »Warum ermordest du all diese Menschen?« ging sie zum Angriff über.
    »Es wurde mir aufgetragen.«
    »Von wem?«
    »Ich bin der Tod«, sagte er.
    »Diese Menschen hätten noch nicht sterben müssen!«
    »Das bestimmst nicht du«, erwiderte er. »Auch ich bestimme es nicht.«
    »Wer dann?«
    Er antwortete nicht. Sie sah in die schwarzen Tiefen seiner Augenhöhlen. Es war eigenartig; je länger sie mit ihm sprach, desto weniger unheimlich wurde er ihr. Aber sie fühlte auch, daß etwas mit ihr geschah. Diese unglaublich kraftvolle Leichtigkeit schwand dahin…
    Ja, das war es!
    Jetzt wußte sie, wie es bezeichnen konnte, was sie vorhin empfand, als etwas von ihm zu ihr geflossen war. Kraft und Leichtigkeit war es gewesen. Sie hatte ein beachtliches Potential magischer Energie in sich aufgenommen.
    Jetzt floß es langsam wieder zurück. Viel langsamer, als es gekommen war.
    »Was tust du mit mir?« fragte sie.
    »Ich hole mir zurück, was du mir

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