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0655 - Der Tod in Moskau

0655 - Der Tod in Moskau

Titel: 0655 - Der Tod in Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht fluchen, Genosse Spion. Nur zweihundert Meter von hier steht eine Kirche. Vor Stunden sagten Sie, sie vermuteten, daß die Mordfälle und das Auftauchen des Mädchens miteinander zu tun haben könnten. Sie erwähnten Gkirr. Schon wieder vergessen, towarisehtsch Gregor? Jetzt 'raus mit der Sprache, oder Sie sind für die nächsten Stunden von den Ermittlungen ausgeschlossen.«
    Während sie sprach, hatte sie mit der freien Hand unter seine Brust gegriffen und war in der Jackentasche blind fündig geworden. Jetzt, als die neugierigen Menschen näher kamen, klappte sie das herausgefischte kleine Etui auf und hielt den Dienstausweis des Agenten hoch. Lange genug, daß die Leute die großen Buchstaben »FSK« lesen konnten, kurz genug, daß niemand das Foto betrachten konnte, über das Nicole auch noch den Daumen hielt.
    Die Neugierigen wichen zurück.
    Sie hielten Nicole jetzt für eine FSK-Agentin.
    Allein die Geste reichte aus, ihr Raum zu verschaffen. Der Geheimdienst wurde wie in alten KGB-Zeiten immer noch gefürchtet.
    »Der Verdacht hat sich bestätigt«, preßte Gregor zornig hervor. »Das Mädchen unterhielt sich mit dem Mörder!«
    »Das haben Sie gesehen?«
    Gregor schwieg.
    Nicole wiederholte ihre Frage und verstärkte den Druck wieder.
    »Ich kann Ihnen dazu keine Antwort geben, ich darf es nicht«, keuchte der Agent.
    In diesem Moment bemerkte Nicole einen roten Schatten.
    Sie sah ihn aus den Augenwinkeln. Sie fuhr hoch, aber sie war nicht schnell genug. Der Unheimliche mußte aus dem Nichts gekommen sein. Er griff nach ihr. Blitzschnell wollte sie zur Seite ausweichen, aber die Skeletthände hielten sie fest. Warum wurde das Amulett nicht aktiv? Sie starrte in die schwarzen Augenhöhlen des Todes, der eine Hand unter ihr Kinn legte, um es hochzudrücken und ihr das Genick zu brechen.
    Aber er tat es nicht.
    Er wich zurück.
    Er verschwand.
    Aber Sekundenbruchteile vorher hatte Nicole etwas eigenartiges wahrgenommen. Eine Art Gedanke - nein, eher ein Gefühl…
    Danke…
    ***
    Mit dem Schaffner konnte Ratekin nicht sprechen, weil der das Bewußtsein noch nicht wiedererlangt hatte und bereits in ein Krankenhaus gebracht worden war. Der tote Fahrer wurde gerade in einen Zinksarg gepackt. Ratekin zog den Verschluß des Kunststoffsacks noch einmal auf, um sich den Toten anzusehen.
    »Moment mal«, sagte Saranow, der neben ihm stand. »Moment… ich glaube, den Mann kenne ich.«
    »Viele werden ihn kennen. Vor allem diejenigen, die ständig diese Linie fahren«, sagte Ratekin.
    »Der Mann heißt… warten Sie.« Saranow dachte nach. »Fedor Wassilowitsch Jerenew. Vierundvierzig Jahre alt. Geschieden. Eine jetzt… warten Sie… neunjährige Tochter, die bei seiner Ex-Frau lebt. Er fährt diesen Bus seit einem halben Jahr. Davor war er zwei Jahre woanders. Deshalb auch die Scheidung. Davor war er Fahrer auf der Straßenbahnlinie 666, die vor kurzem aufgrund des abergläubischen Druckes der orthodoxen Kirche in 616 umbenannt wurde…«
    »Woher wollen Sie das so genau wissen?« wunderte sich Ratekin. »Sie wohnen doch in einem ganz anderen Bezirk, und Ihr Weg zur Universität berührt weder jene Straßenbahnlinie noch diese Buslinie…«
    »Es stimmt«, erklärte einer der Polizisten. »Der Mann heißt Jerenew. Äh, hieß Jerenew.«
    »Woher kennen Sie ihn?« drängte Ratekin wieder.
    »Eine persönliche Sache«, wich Saranow aus.
    Es war ihm anzusehen, daß das nicht stimmte; zumindest nicht ganz.
    »Hatten Sie beruflich mit ihm zu tun?« vermutete der Kommissar.
    Saranow schwieg.
    »Staatsgeheimnis«, sagte Zamorra. »Vermutlich weiß dieser Gregor mehr darüber.«
    Ratekin murmelte eine Verwünschung. »Jetzt ist dieser Scheißkerl ausnahmsweise mal nicht da, und ich laufe trotzdem vor eine Wand! Ich schmeiß' den Job hin und züchte Turnierkrokodile in Nowosibirsk und in großen Mengen!«
    »Na gut«, brummte Saranow. »Ich Idiot habe mich verplappert, da kann ich auch weiterplappern. Stimmt, ich hatte mit Jerenew zu tun. PSI-Forschung, Kommissar. Reicht Ihnen das als Auskunft?«
    Ratekin schüttelte den Kopf und nickte dann. »Mehr werden Sie wohl nicht sagen dürfen, wie? Dobro, ich will gar nicht wissen, was Sie da angestellt haben. Mich interessiert nur, warum dieser Knochenmann ihn am hellen Tag umbringt. Warum bei Tage, warum ihn?«
    »Ich habe da eine Idee«, sagte Saranow. »Wie hießen die anderen Ermordeten? Ich habe die Namen zwar, glaube ich, gelesen, mir aber dabei weiter nichts gedacht.

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