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0655 - Der Tod in Moskau

0655 - Der Tod in Moskau

Titel: 0655 - Der Tod in Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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aus.
    Sie streifte die kurze Jacke ab, die sie eben erst gekauft hatte, und warf sie über ein abgestelltes Fahrrad. Dann betrat sie durch eine andere Hintertür sofort wieder das Nachbarhaus, verließ es durch die vordere Haustür, und kein Mensch kam auf die Idee, in ihr die gleiche Frau zu sehen, die eben nebenan verschwunden war.
    Weil mit dieser Dreistigkeit niemand rechnete, und weil sie jetzt keine Jacke trug, in der alle Zeugen sie gesehen hatten, sondern eine dünne Bluse.
    Das Amulett ließ sie darunter verschwinden.
    Sie gesellte sich für einen Moment unter die Schaulustigen, ging ein paar Schritte weiter zur Kreuzung und betrachtete dort das Desaster.
    Die Schäden hätten wirklich größer sein können. Offenbar hatten alle Beteiligten eine Menge Glück gehabt.
    Alle, bis auf den Busfahrer.
    »Warum er?« überlegte Nicole.
    Und warum hatte der Knochenmann nicht auf die Magie des Amuletts reagiert? Es war sogar durch seinen Körper hindurch geflogen, und nichts war geschehen!
    Dabei hätte es reagieren müssen, hätte seine magische Kraft entfesseln müssen.
    Nicole verstand das nicht.
    Ebensowenig den schrillen Laut, den der Unheimliche von sich gegeben hatte, als er Nicole direkt vor sich gesehen hatte. Er hatte darauf verzichtet, auch sie anzugreifen, und war einfach verschwunden.
    Geflohen?
    »Ich liebe Rätsel«, seufzte Nicole sarkastisch. »Können's noch ein paar mehr sein?«
    Und von Eva war immer noch nichts zu sehen.
    Die war ebenso untergetaucht wie der Knochenmann…
    ***
    Eva hatte gefühlt, daß etwas Seltsames geschah. Als Nicole nach vorn stürmte und den Knochenmann angriff, war etwas Unbeschreibliches, Unbegreifliches zwischen dem Para-Mädchen und dem Skelett entstanden. Eine Art Kraftströmung von ihm zu ihr.
    Sie hatte das nicht kontrollieren können.
    Es machte ihr Angst. Dennoch raunte ihr eine innere Stimme zu, daß sie damit den anderen half. Aber was geschah mit ihr selbst? Was bewirkte dieser Kraftfluß?
    Von einem Moment zum anderen fühlte sie sich unwahrscheinlich stark!
    Sie schien zu schweben.
    Immer unheimlicher wurde ihr dieser Vorgang, und sie faßte den spontanen Entschluß, den Bus sofort zu verlassen. Warum sie darauf verzichtete, mit Nicole darüber zu reden, konnte sie sich selbst nicht erklären, sondern gab sich einfach ihrem Gefühl hin.
    Wenn ich Merlins Tochter bin, sollte ich selbst damit fertig werden können!
    Magie war im Spiel… Magie, die für Eva etwas Fremdes darstellte, dem sie ausweichen wollte, nur konnte sie das nicht. Sie mußte sich diesem Phänomen stellen, ob sie nun wollte oder nicht.
    Kaum stand der Bus, als sie ihn auch schon verließ. Andere Fahrgäste bewegten sich nach vorn, jetzt, da der Knochenmann verschwunden war, aber Eva neigte nicht zur Schaulust. Sie tauchte so schnell wie möglich unter.
    Kaum jemand achtete auf sie, als sie sich vom Ort des Geschehens entfernte.
    Und dann, plötzlich, spürte Eva die Nähe eines anderen Wesens. Eines sehr mächtigen Wesens. Mächtig auf eine übersinnliche, magische Weise.
    Im nächsten Moment trat ihr jemand aus einem Hauseingang hervor in den Weg.
    Er winkte ihr.
    Überrascht folgte Eva dem Tod im roten Mantel…
    ***
    Da Zamorra nichts für Nicole tun konnte, beschloß er, die Zeit anderweitig zu nutzen. Sein Vorhaben, mit der Zeitschau nach dem mordenden Skelett Ausschau zu halten, die Tat zu beobachten und den Mörder eventuell zu verfolgen, konnte er vergessen. Er wollte es nicht riskieren, das Amulett zu sich zurück zu rufen. Vielleicht benötigte Nicole es auch weiterhin, und wenn Saranows Vermutung stimmte, daß sie ihrerseits eine Zeitschau durchführte, würde dieser Versuch nur alles zerstören, was sie bis dahin geschafft hatte.
    »Hat man dich eigentlich schon mit den anderen Tatzeugen reden lassen, Brüderchen Boris?« fragte er.
    Saranow schüttelte den Kopf. »Zamorra, wann denn? Ich bin doch so unversehens in diese Geschichte hineingestolpert… gestolpert worden wie du und Nicole! Ich habe den ganzen Kram doch vorher nur in der Zeitung gelesen, mir aber nichts dabei gedacht, weil die Reporter doch gern gewaltig übertreiben, wenn sie ausnahmsweise mal etwas anderes zu schreiben haben als bissige Randbemerkungen zum Jugoslawien-Krieg oder zur Unfähigkeit unserer Regierung, etwas anderes zu tun als sich selbst die Taschen zu füllen…«
    »Dann werden wir uns jetzt diese Zeugen mal ansehen«, beschloß Zamorra.
    »Und Nicole?«
    Er zuckte hilflos mit den Schultern.
    »Ich

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