0655 - Der Tod in Moskau
nicht.« Der Dunkle lachte einmal kurz auf. »Ein Mädchen mit einem solchen Para-Potential ist nicht Ihre Geliebte, sondern Ihr Forschungsobjekt.«
»Para-Potential? Wovon reden Sie?« fragte Saranow bestürzt.
Aber der Dunkelgekleidete erhob sich und ging. »Danke für den Wodka«, sagte er lediglich, als er die Wohnung verließ.
Und Saranow stand lange am Fenster und überlegte, was die Bemerkung über das Para-Potential zu bedeuten hatte. Kannte der Dunkle, den Saranow nur unter dem Namen Gregor kannte, das Mädchen? Woher? Was wurde hier gespielt?
»Warte nur, mein lieber Genosse Spion«, murmelte der russische Parapsychologe. »Morgen mache ich eure Zentrale mal wieder zur Achterbahn…«
***
»Euer Geheimdienst arbeitet ja wirklich erstklassig«, sagte der französische Parapsychologe spöttisch. »Ein Hoch auf den Federalnaja sluzhbakontrrazvedky - habe ich das jetzt richtig ausgesprochen?«
»Nicht ganz, Brüderchen Zamorra«, korrigierte Boris Iljitsch Saranow. »Das spricht man wie Federalnaja sluzhbakontrrazvedky aus.«
»Sagen wir einfach FSK , das spricht sich einfacher aus, und es erinnert ein wenig an Freiwillige Selbstkontrolle«, schlug Nicole Duval vor.
»Ihr könnt auch ruhig beim altbewährten KGB bleiben - die Methoden haben sich nicht geändert, nicht mal die Adresse, nur der Name«, grummelte Saranow. Er wandte sich dem Dunkelgekleideten zu. »Was soll das, Genosse Spion? Sie holen diese beiden netten Menschen aus Frankreich hierher, und was noch schlimmer ist, Sie holen mich morgens um sechs Uhr früh aus dem Bett?«
»Wir dachten, Sie würden sich über ein Wiedersehen mit diesen beiden netten Menschen freuen, Boris Iljitsch«, sagte der Dunkelgekleidete.
»Dahinter steckt doch wieder eine Schweinerei«, vermutete Saranow. »Was soll das jetzt am frühen Morgen?«
Der Dunkle zeigte keine Spur von Müdigkeit, obgleich ein leichter Bartschatten verriet, daß er in dieser vergangenen Nacht nicht zur Ruhe gekommen war. »Klartext, Professor Saranow«, sagte er kalt. »Wir glauben an einen Zusammenhang zwischen den Morden und dem Auftauchen des Mädchens, das Sie unter Ihre Obhut genommen haben. Aber wir glauben nicht daran, daß Sie allein diesen Fall lösen können. Sie haben sich gestern abend wenig kooperativ gezeigt.«
»Und deshalb haben Sie den Kollegen Zamorra und seine Sekretärin einfliegen lassen?«
»Das ist nicht erst gestern abend geregelt worden«, warf Zamorra ein. »Ich glaube, so schnell ist auch der FSK nicht.«
Saranow hob beide Hände. »Brüderchen, dieser Mann hier gehört nicht direkt zum FSK. Er arbeitet für Aurora.«
Zamorra nickte. »Schön. Von was für einem Mädchen ist die Rede? Uns hat man nur gesagt, daß hier ein Skelett im roten Mantel herumläuft und Menschen umbringt, und daß man uns braucht, um diesen Fall zu klären. Offenbar bist du ein wenig in Ungnade gefallen. Jedenfalls hat man uns den Hin- und Rückflug bezahlt, das Hotel, die Einreisevisa besorgt und einen Dienstwagen gestellt. Ich weiß zwar nicht, weshalb man mir mehr zutraut als dir, aber vielleicht hast du uns ja gegenüber deinen Überwachern zu sehr gelobt. So was kann arbeitslos machen, mein Freund.«
Saranow atmete tief durch. Er sah zwischen dem Dunklen und seinen Freunden aus Frankreich hin und her. Zamorra diesmal nicht im weißen Anzug, sondern ebenso wie Nicole in Jeans und Lederjacke -Partnerlook nannte man das wohl.
»Wißt ihr eigentlich, was Aurora ist?« fragte der Russe.
Der Dunkle blinzelte.
Zamorra zuckte mit den Schultern.
»Ich dachte, die Abteilung gäbe es längst nicht mehr«, sagte er. »Ist Oberstleutnant Turbojew immer noch der Leiter? Hat man ihn inzwischen wenigstens befördert?«
»Sie sind erstaunlich gut informiert, Professor«, sagte der Dunkle. »Es stimmt, General Turbojew leitet unsere Abteilung immer noch. Und«, er zeigte ein dünnlippiges Lächeln, »wie Sie erleben konnten, macht er seinem Namen alle Ehre. Schneller kommt niemand aus dem Westen nach Rußland als durch uns.«
»Gibt es eine Möglichkeit, mit dem General persönlich zu sprechen?« fragte Zamorra. »Es könnte sein, daß wir interessante Informationen für ihn besitzen, die den FSK ebensowenig etwas angehen wie den Auslandsnachrichtendienst SWR. Aurora kann damit sicher wesentlich mehr anfangen.«
»Diese Informationen können Sie auch mir geben«, bot der Dunkle an.
Zamorra grinste.
»Besser nicht, Genosse Spion«, sagte er. »Ich traue niemandem.«
»Nennen Sie mich
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