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0656 - Der Blutpriester

0656 - Der Blutpriester

Titel: 0656 - Der Blutpriester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gemeinsam…«
    »Wer weiß das schon?« unterbrach der Blonde ihn. »Wir beide waren doch die letzten, die gegangen sind. Niemand konnte feststellen, daß wir gemeinsam aufbrachen, weil kein anderer mehr da war!«
    Das schien Mansoni einzuleuchten.
    Trotzdem kam er nicht darüber hinweg, daß er getötet hatte. Gemordet. Nicht aus Notwehr, sondern einfach nur so. Dem Ritual gehorchend und dem Befehl des Priesters, der ihm das Messer in die Hand gedrückt hatte.
    Mansoni hatte ein Leben zerstört.
    Und der Priester hatte das Blut getrunken. Das, was in einem Kelch aufgefangen werden konnte und nicht vorher auf die Kutten der Umstehenden spritzte.
    Mansoni war froh, daß das Mädchen wenigstens nicht geschrien hatte.
    Es hatte nur ganz still und reglos dagelegen. Nicht einmal gefesselt. Aber vielleicht unter starken betäubenden Drogen. Genau wußte es Mansoni nicht, er wollte es auch nicht wissen. Er wollte nur nicht mehr daran denken müssen, was er getan hatte.
    »Wie bist du eigentlich zum Feuer gekommen?« fragte der Blonde.
    »Jemand sprach mich an. Er könne mir einen Weg zeigen, der mich aus diesem Scheißdreck hinausführt. Nicht ganz schnell, nicht von heute auf morgen, aber im Laufe der nächsten Jahre. Es würde mir besser gehen. Ich würde mehr Geld bekommen, mehr Respekt von anderen, mehr Einfluß, vielleicht sogar ein wenig Macht… Verdammt, Teodore, was will man mehr, wenn man hier leben muß? Ich bin geschieden, muß für Frau und Kind Unterhalt zahlen. Ich habe nichts gelernt, kann froh sein, daß ich überhaupt eine Arbeit habe. Der Lohn geht für die Unterhaltszahlungen und die Miete drauf. Die Wohnung kostet irre viel. Sagst du, ich könnte ja aufs Land ziehen? Die Fahrt zur Arbeit würde genausoviel kosten. Auch wenn der Fiat Panda billig ist. Ich brauche Geld. Jede Lira. Du scheinst ja schon länger dabeizusein, da du dir so ein teures Auto leisten kannst.«
    »Ich hatte es auch schon vorher«, sagte der Blonde. »Dafür brauchte ich das Feuer des Heiligen Blutes nicht.«
    »Und warum bist du dabei?«
    »Abenteuer«, sagte der Wikinger-Typ. »Mal was Neues ausprobieren, Schauen, was dahintersteckt…« Er verstummte jäh, stand auf und trat ans Fenster, um es zu öffnen und den dichten Zigarettenrauch abziehen zu lassen. »Vergiß es«, sagte er.
    Mansoni schenkte sich noch einen Grappa ein. »Was ist, wenn jemand herausfindet, daß wir uns doch nicht nur privat, sondern als Angehörige des Feuers des Heiligen Blutes kennen?«
    »Das wird nicht geschehen«, versicherte Eternale. »Außerdem fahre ich jetzt heim. Ich denke doch, daß ich dich allein lassen kann?«
    »Warum nicht?« brummte Mansoni.
    »Weil du Schwierigkeiten hast, damit fertig zu werden, daß du töten mußtest. Ich hoffe, du bist kein Selbstmörder-Typ«, erwiderte Eternale.
    »Du redest so locker darüber. Wie oft hast du eigentlich schon jemanden umgebracht?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte der Blonde. »Und ich will auch nie mit dem Zählen anfangen. Ciao, amico.« Er verließ die Wohnung, ehe Mansoni ihn noch festhalten konnte.
    Als sich die Lifttür hinter ihm schloß, hörte er Mansonis Wohnungstür wieder. Vielleicht hatte der arme Hund sich doch noch aufgerafft. Aber dann war der Blonde unten und verließ das Haus.
    Sorgfältig sah er sich um.
    Er konnte nichts Verdächtiges feststellen. Auch sein Gespür meldete sich nicht.
    Er stieg in den Rolls-Royce und fuhr los - aber noch nicht in Richtung Norden, zum Stadtrand, zu seiner Villa, dem »Palazzo Eternale«.
    Denn er wußte, daß er sich auf des Messers Schneide bewegte.
    Damit war er zu einem blade runner geworden.
    ***
    Als der Blonde fort war, hörte Mansoni auf, einen Grappa nach dem anderen zu kippen. Etwas an Eternale gefiel ihm nicht. Der Mann hatte sich ihm mit seiner Hilfsbereitschaft regelrecht aufgedrängt.
    Warum?
    Was versprach er sich davon?
    Und warum hatte er die Vorschriften - die Gesetze - der Gemeinschaft einfach so gebrochen?
    Da stimmte doch etwas nicht!
    Mansoni preßte die Hände gegen seine Schläfen. Er - ein Mörder! Und wenn tatsächlich der eine den anderen nicht namentlich kennen und keine privaten Kontakte pflegen sollte, dann doch nur, um die Mörder voreinander zu schützen! Um zu verhindern, daß einer von ihnen zur Polizei ging und die anderen denunzierte!
    Was, wenn der Blonde jetzt zur Polizei fuhr und Mansoni des Mordes bezichtigte?
    Aber damit mußte er doch auch riskieren, daß Mansoni seinerseits ihn einen Mörder schalt, denn

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