0656 - Der Blutpriester
nun sah es doch so aus, als sei jeder, der dem Feuer des Heiligen Blutes angehörte, ein Mörder!
Mansoni verstand das alles nicht.
Als er sich der Gemeinschaft anschloß, hatte er sich das alles noch ganz anders vorgestellt. Nicht so brutal, nicht so mörderisch tödlich - nicht so echt
Was sollte er nun tun?
Zur Kirche gehen und beichten? Er konnte sich nicht vorstellen, daß der Herr des Himmels und der Erden ihm wirklich verzieh. Zumal er mit ihm schon lange nichts mehr am Hut hatte; sonst hätte er sich ja nicht einer anderen Glaubensrichtung angeschlossen!
Zur Polizei gehen? »Schaut mich an, ich bin ein Mörder, nehmt mich fest!«
Davor schreckte er zurück.
Er hatte Angst vor dem Gefängnis, panische Angst. Er wollte sich nicht einsperren lassen. Nein, niemand durfte wissen, daß er ein Mörder war!
Alle anderen vom Feuer wußten es. Auch dieser Eternale. Aber alle würden schweigen. Auch dieser Eternale? Er hatte schon eine Regel gebrochen. Vielleicht brach er auch noch andere.
Ich muß ihn töten, dachte Mansoni und erschrak über seinen Gedanken, denn mit einem weiteren Mord würde er sich nur noch tiefer in den Sumpf stürzen, der ihn bereits jetzt umgab.
Nein, das wollte er nicht!
Er wollte, er hätte sich niemals auf diese ganze Sache eingelassen.
Aber was geschehen war, ließ sich nicht mehr ändern, und Bedauern half ihm auch nicht weiter. Es gab keinen Weg mehr zurück.
Er riß eine neue Zigarettenpackung auf. Schob ein Stäbchen zwischen die Lippen und suchte mit fahrigen Bewegungen nach dem Feuerzeug.
Da blitzte vor ihm eine blaue Flamme auf. »Darf ich Ihnen Feuer geben, Signore ?« fragte der ungebetene Besucher.
***
Ein Mann mit kalten Augen hatte die beiden Männer bis zu Mansonis Wohnung verfolgt. Einen Verdacht gab es bereits vorher, aber er brauchte Sicherheit. Daß der Blonde und Mansoni, beides Neuzugänge, miteinander redeten, mußte etwas bedeuten. Verrat lag in der Luft.
Der Kaltäugige, von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet, hatte es als seine Aufgabe anzusehen, sich darum zu kümmern.
Als der Blonde das Haus verließ, betrat der Kaltäugige ohne Schlüssel Mansonis Wohnung, um ihn zu befragen.
***
Der Rolls-Royce hielt vor einem Hotel im Halteverbot. Das Hotel selbst stand in einer etwas übel beleumdeteren Gegend der Stadt. Hier verkroch sich, wer nicht gefunden werden wollte.
Der fette Mann im durchgeschwitzten Unterhemd, der hinter der Rezeption stand, warf dem Wickinger-Typ einen schrägen Blick zu. »He, mangiacazzo, kannst du deine Hämorrhoidenschaukel nicht in den Gully stopfen, statt sie vor mein Haus zu stellen? So was wie du verscheucht -mir meine Stammkundschaft!«
Der Mann, der sich Teodore Eternale nannte, beugte sich über die Tischplatte und packte zu. Mit einem Ruck riß er den Verschwitzten hoch und halb über die Platte.
»Kundschaft nachts um eins? Noch so eine Freundlichkeit, stronzo, und du kannst deine Einzelteile im ganzen Haus zusammenfegen! Vaffanculo…«
Der Blonde stieß den Dicken zurück. Der landete krachend auf seinem Stuhl und kippte fast damit um; nur die Wand hinter ihm stoppte ihn. Eternale warf einen Blick auf das Schlüsselbrett; Nr. 7 fehlte. Wortlos wandte der Blonde sich der Treppe zu und eilte nach oben.
Vor Zimmer 7 stoppte er und klopfte ein Signal.
Die Tür flog auf. Eternale sah in die Mündung einer Pistole. Hinter dem Mann mit bloßem Oberkörper, der die Waffe hielt, raffte ein fast nacktes Mädchen Kleidungsstücke zusammen. »Verschwinde, ragazza«, bellte der Pistolenmann.
Das Mädchen zwängte sich an Eternale vorbei nach draußen.
Der Blonde trat ein und warf die Tür krachend hinter sich zu. Der andere Mann schob die Pistole hinter den Hosenbund.
»Schießen Sie sich bloß nicht aus Versehen was ab, Signore. Das ist 'ne Beretta, und die geht leicht von allein los, deshalb haben Ihre tedesci Kollegen die Dinger schon vor einem Jahrzehnt ausgemustert«, warnte der Blonde.
»Dämlicher Hund«, knurrte der andere. »Sie hätten mir ruhig ein paar Minuten mehr Zeit lassen können. Die Kleine war rattenscharf, Mann! Und da's auf Spesen geht…«
Der Blonde zog ihm die Waffe aus dem Hosenbund und legte sie auf den Tisch. »Außerdem ist das Ding verräterisch. So was kennt man als Dienstwaffe der italienischen Polizei. Sie sollten sich für solche Aktionen eine andere Zimmerflak besorgen.«
»Ich brauche Ihre Belehrungen nicht. Was ist passiert? Weshalb haben Sie mich herbestellt?« Der kleine
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