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0656 - Der Blutpriester

0656 - Der Blutpriester

Titel: 0656 - Der Blutpriester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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einmal in die Arbeit vertieft, wurde die Zeit nebensächlich, und als Nicole endlich ihr Terminal abschaltete und einen Blick auf die Uhr warf, stellte sie fest, daß es bereits nach 2 Uhr nachts war.
    Kein Grund, in Panik zu geraten, weil sie beide Nachtmenschen waren, die arbeiten konnten, wenn andere schliefen - was auch mit ihren Aktivitäten als Dämonenjäger zusammenhing. Die Schwarzblütigen waren nachts aktiv, und wer sie jagen und zur Strecke bringen wollte, mußte sich ihnen anpassen.
    »Ob Raffael es noch schafft, uns was Eßbares heranzuschaffen?« überlegte Nicole, die schon seit einiger Zeit Hunger verspürte, den aber bis jetzt erfolgreich unterdrückt hatte.
    Raffael Bois, der alte Diener, war zu jeder Tages- und Nachtzeit allgegenwärtig und dienstbereit. Wie der Mann das schaffte, der trotz seiner inzwischen mehr als 90 Lebensjahre topfit war, war allen ein Rätsel. Schlaf schien Raffael überhaupt nicht zu brauchen. Dafür brauchte er seine Arbeit. Er hatte sich seit jeher geweigert, ein Rentnerdasein zu akzeptieren. Seine Arbeit war sein Leben. Wahrscheinlich würde er sterben, wenn man ihm diese Arbeit nahm.
    Über die Visofon-Anlage versprach er: »Wenn Sie sich etwa zwanzig Minuten gedulden können, wird im Speiseraum ein Nachtmahl auf Sie warten.«
    20 Minuten zu überbrücken, war kein Problem. Weil beide, Nicole wie Zamorra, plötzlich Appetit auf ein ganz anderes Vergnügen bekamen…
    Nach dem Quickie dann kurz unter die Dusche, wo sie ein zweites Mal in lust- und liebevoller Hingabe ihr Vergnügen fanden.
    Auf dem Weg zum Speisezimmer schmiegte Nicole sich dann eng an ihren Gefährten und hätte sich fast am Tisch noch auf seinen Schoß gesetzt, weil sie die Nähe seines Körpers weiter genießen wollte. Aber das wäre beim Essen doch etwas hinderlich geworden, und außerdem meldete Raffael Bois überraschend Besuch an.
    »Um diese Nachtzeit?« staunte Zamorra.
    Hinter Raffael schob sich Ted Ewigk ins Zimmer.
    »Ich lege noch ein weiteres Gedeck auf«, versprach Raffael unaufgefordert.
    »Gute Idee«, erklärte Ted Ewigk, der jetzt auch merkte, wie lange er schon nichts mehr gegessen hatte -zuletzt am Mittag des vergangenen Tages, ehe er sich aufmachte, an dem Ritual der Sekte vom Feuer des Heiligen Blutes teilzunehmen.
    »Du kommst doch nicht ohne Grund mitten in der Nacht hierher«, wunderte sich Nicole. »Hat Carlotta dich 'rausgeschmissen?«
    Der »Geisterreporter«, wie er früher einmal genannt worden war, schüttelte den Kopf. »Es ist was Dienstliches«, erklärte er.
    Nicole lehnte sich zurück. »Feierabend, mein Lieber«, erklärte sie kategorisch. »Der Chef und ich haben bis jetzt am Computer gehockt und die Elektronen zum Qualmen gebracht, und alles, was wir in dieser Nacht noch für dich tun können, ist private Lebenshilfe, aber von Dämonen und anderem Kram brauchst du vor morgen mittag erst gar nicht anzufangen!«
    Ted, der sich vorzustellen versuchte, wie Elektronen qualmten, schüttelte den Kopf. »Schöne Freunde seid ihr… Das ist doch bloß 'ne Ausrede, weil ihr unanständige Dinge treiben wollt, während nebenan die Welt untergeht. Schon mal was vom Feuer des Heiligen Blutes gehört?«
    »Wenn das so was Ähnliches ist wie das Seelenfeuer, werden wir es ganz und gar nicht mögen«, stellte Zamorra trocken fest. »Davon sind wir nämlich reichlich bedient, mein Bester…« [2]
    »Es handelt sich um eine Sekte, in der Menschenopfer zur Tagesordnung gehören«, erklärte Ted. »Wollt ihr wirklich nichts davon wissen? Ich bin nämlich Mitglied derselben… und erst vor ein paar Stunden beliebte der Blutpriester wieder mal einen kräftigen Bluttrunk zu sich zu nehmen…«
    Plötzlich wollte das Essen Zamorra nicht mehr richtig schmecken. »Du bist Mitglied in einer Killersekte? Und hast an einem Blutopfer teilgenommen? Habe ich das gerade so richtig verstanden?«
    »Ich wußte doch, daß ich euer Interesse wecken kann«, sagte Ted trocken und langte selbst kräftig zu. »Also…«
    ***
    Er war durch einen dummen Zufall auf die Sekte gestoßen.
    Daß es in einer Großstadt wie Rom Mord und Totschlag gab, war normal - sofern man zynisch genug sein konnte, Gewalttaten dieser Art überhaupt als normal zu bezeichnen. Jedenfalls gehörten die entsprechenden Zeitungsmeldungen zum traurigen Alltag.
    In einer Reihe von Meldungen, die über Wochen hinweg im Lokalteil der Zeitungen als kleine Einspalter oder Polizeimeldungen auftauchten, entdeckte Ted Ewigk eine Gemeinsamkeit:

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