0657 - Angst vor dem roten Phantom
will nicht hinter die verdammten Gitter. Dagegen habe ich etwas…«
»Gegen den Tod doch auch, nehme ich an.«
»Ja, schon, nur…«
»Machen Sie keinen Unsinn, Mann. Entweder Sie gehen mit mir oder es ist vorbei. Dann soll sich Costello um Ihre Sicherheit kümmern. Vielleicht kann er es besser.«
»0 Scheiße!« Felix reagierte theatralisch und presste seine Hand vor die Augen.
»Was sagen Sie?«, fragte Suko.
Costello schob die Unterlippe vor. Sein hartes Gesicht nahm einen leichten Nussknacker-Ausdruck an. »Es ist Ihr Spiel, Inspektor. Ich hätte Ihnen nicht Bescheid geben lassen, wenn Sie keinen Handlungsspielraum gehabt hätten.«
»Danke, sehr großzügig.«
»Werden Sie doch nicht sarkastisch, nehmen Sie ihn mit.«
Beide Männer drehten der Glaswand ihre Rücken zu. Nicht so Felix Picarotta. Er hatte auch den Arm wieder sinken lassen und schaute an den Männern vorbei.
»Daaa«, ächzte er, »das ist, das ist…«
Er brauchte nicht weiterzusprechen. Costello und Suko hatten begriffen.
Beide fuhren herum.
Und beide waren schockiert.
Über das schräge Dach des Wintergartens lief ein armdicker, dunkelroter Blutstreifen…
***
Es war ein furchtbarer Anblick. Zu vergleichen mit einem grauenhaften Gemälde aus einer fremden Welt, aber so verflucht real. Und selbst ein Mensch wie Costello zeigte Nerven. Seine rechte Hand zur Faust geschlossen - fing an zu zittern.
Felix Picarotta stand unbeweglich auf der Stelle. Er sah allerdings aus, als würde er jeden Moment zu Boden fallen.
Der Streifen rann weiter. Er hatte die hinter dem Wintergarten liegende Idylle auf grausame Art und Weise zerstört. Es gab auch keine Erklärung für dieses schlimme Bild.
Noch keine!
Suko bewegte sich als Erster. Er hatte längst die Glastür an der Seite gesehen, durch die man in den Garten laufen konnte. Er flog fast über den hellen Teppich und hoffte nur, dass die Tür nicht verschlossen war.
Sie war es nicht. Hart riss er sie auf und hörte das schwappende Geräusch, als sie ihm entgegenschwang.
Das Blut rann von außen herab.
Über dem angebauten Wintergarten lagen das normale Mauerwerk und natürlich auch die entsprechenden Fenster. Suko hatte schon einen Verdacht und den sah er bestätigt, als er über den weichen Rasen lief.
Der Tote hing aus einem der Fenster direkt über dem Dach. Er hatte eine Schräglage eingenommen, sodass sein Blut aus der schlimmen Wunde nach unten rinnen konnte.
Den Mann kannte Suko auch.
Es war der Butler!
***
»Gib gut auf die Kleine Acht, John!«, hatte Lady Sarah Goldwyn gesagt, als wir uns von ihr verabschiedeten.
»Kleine ist gut«, meinte Jane und schüttelte den Kopf. »Sie kann nicht begreifen, dass ich erwachsen bin.«
»Bei mir ja auch nicht.«
Ich hatte beide Frauen nach einem längeren Telefonat kurz eingewiesen und Jane Collins hatte natürlich noch Fragen, als sie neben mir in ihrem Golf hockte.
»Wie viele Plätze sind es genau?«
»Eigentlich drei.«
»Aber?«
Ich hielt hinter einem Lieferwagen. »Kollegen, die mit Fahad zusammengearbeitet hatten, waren der Meinung, dass er sich in der letzten Zeit auf einen bestimmten konzentriert hat.«
»Wo liegt der, bitte?«
»Leider etwas weiter weg. In der Nähe von Wimbledon.«
»Gut.«
»Was ist gut?«
»Dann solltest du vorher tanken.«
»Mach ich auch noch.«
Wir fuhren eine Tankstelle an, stiegen beide aus. Ich stellte fest, dass der Sprit schon wieder teurer geworden war. Die Konzerne nutzten die Krise um Kuwait und dem Irak eiskalt aus, um immense Gewinne zu scheffeln.
Jane trug ihr Herbstkostüm. In einem sehr dunklen Rot. Der Rock war kurz, die Jacke lang, das T-Shirt unter der Jacke schwarz wie Teer.
Ich ließ den Sprit in den Tank fließen und schaute sie über das Wagendach hinweg an.
»Was ist?«, fragte sie.
»Gut siehst du aus.«
»Sehe ich immer. Oder spielst du auf meine Haare an, John?« Auf ihrer Stirn erschien eine Falte.
Sie wusste nämlich nicht, ob ich sie nur auf den Arm nehmen wollte.
»Die sind stark.« Ich grinste, holte die Zapfpistole wieder aus der Tanköffnung, um sie einzuhängen.
Jane hatte sich der Mode angeschlossen und das blonde Haar vorn zur Stirn hin sehr kurz schneiden lassen. Da standen die Strähnen hoch wie überlange Streichhölzer. Über den Rest des Kopfes floss es hinweg und lief im Nacken lang aus wie eine nach außen geschlagene Welle.
Jane drohte mir, bevor sie sich setzte. Ich zahlte in dem kleinen Häuschen bei einem mürrischen Tankwart, der es
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