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0657 - Der letzte Henker

0657 - Der letzte Henker

Titel: 0657 - Der letzte Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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herauszufinden: Das Experiment.
    Dabei fragte er sich ernsthaft, warum es nicht schon früher zu ähnlichen Geschehnissen gekommen war. Wenn es diese »unsichtbaren« Regenbogenblumen gab, warum war dann nicht schon früher jemand zufällig hineingeraten?
    Andererseits bedurfte es natürlich einer gewissen geistigen Anstrengung, die Blumen zu benutzen. Wer keine Vorstellung von seinem Ziel hatte - weil er nicht einmal wußte, mit welch fantastischer Sache er es zu tun hatte -, wurde natürlich auch nicht transportiert.
    Wie auch immer: es mußte ein Ende finden. Die Gefahr war zu groß, daß Unschuldige - Unbeteiligte - betroffen wurden.
    Geschehen war es ja schon! Rick O’Cann, Deputy Bannard! Und jetzt Nicole! Zamorra hoffte, daß sie sich ihrer Haut wehren konnte. Aber sie war praktisch waffenlos, und das Amulett durch den Abgrund der Zeit zu sich zu rufen, um damit eine wirksame magische Waffe einsetzen zu können, funktionierte in diesem Fall garantiert nicht.
    Er mußte ihr in die Vergangenheit folgen.
    Sonst erhielt er in Kürze nur ihren Kopf zurück… Und das war verdammt zu wenig!
    ***
    Vergangenheit:
    Damit hatten sie nicht gerechnet! Nicht mit meinem Angriff! Und vor allem nicht zu diesem Zeitpunkt!
    Ich machte nicht den Fehler, den »göttlichen« Don Manfrede anzugreifen. Nicht einmal die Büttel. Statt dessen nahm ich mir die Soldaten vor. Die besaßen die besseren Waffen!
    Feuerwaffen!
    Im Zeitalter des Schwarzpulvers waren Helm und Hämisch eigentlich veraltet, aber veraltet waren Rüstungen dieser Art schon gewesen seit der Erfindung der Armbrust, die einen Bolzen mühelos durch eine Ritterpanzerung direkt ins Leben des darin versterbenden Gerüsteten zu stoßen vermochte. Und nachdem der um das Jahr 1300 lebende Franziskanermönch Berthold Schwarz sein gewaltiges Schießpulver erfand, ohne sich selbst die Finger und mehr daran zu verbrennen, hatte die Kriegführung ohnehin eine völlig neue Dimension erreicht.
    Trotzdem trugen die selbst schon mit Feuerwaffen schießenden Spanier immer noch ihr Alteisen. Gut, auf diesem Kontinent gab es noch keine Armbrüste, sondern nur Speere und Pfeile, aber dennoch erschien mir das Auftreten der armierten Herrschaften gelinde gesagt etwas steinzeitlich.
    Immerhin hatte es einen Vorteil: man konnte spanische Truppen schon von weitem erkennen. Weil das Sonnenlicht sich an ihren polierten Helmen und Hämischen spiegelte… So wußte man zumindest im flachen Land schon am Montag, daß zum Wochenende kriegerischer Besuch kam…
    Einem dieser zweibeinigen Panzertierchen nahm ich Dolch und Säbel ab, verpaßte ihm dabei einen Hieb unters ungeschützte Kinn, daß er für die nächsten Stunden keinen Sold mehr beanspruchen konnte, dem zweiten entwand ich die Muskete.
    Drei, vier weitere Soldaten richteten ihre Waffen auf mich. Ich war vorbereitet. Ich konnte in jeder dieser Sekunden nach Avalon gehen. Es würde schmerzhaft sein, aber ich würde zurückkehren. Ob diesen Männern jedoch ein neues Leben vergönnt war, daran zweifelten sie wohl selbst. Und sie waren den weltlichen Vergnügungen wesentlich mehr zugetan als den Versprechungen eines jenseitigen Paradieses, in dem man nach Ansicht der hehren Geistlichkeit wohl Hosianna singen, sicher aber nicht hübsche Mädchen vernaschen durfte.
    Also senkten sie ihre Waffen und traten zurück. Keiner von ihnen wollte derjenige sein, der mein Blei in Kopf oder Brust bekam.
    Auf die veränderte Situation wurde der Calusa als erster aufmerksam. Er stieß einen schrillen Schrei aus. Deutete auf mich.
    Ich richtete die Muskete auf seine Brust. »Willst du zu deinen Ahnen?« fragte ich in seiner Sprache, von der ich schon vor Wochen das Wichtigste gelernt hatte. Ma-Chona schwieg. Er bewegte sich auch nicht mehr, schien zum Standbild versteinert zu sein. Aber Accosto reagierte. Er fuhr herum, sah mich an. »Tötet ihn!« brüllte er. »Er gehört euch!«
    Ich sah, wie Calusa-Indianer aus dem Strauchwerk ringsum kamen. Tückische Bande! Sie hatten sich versteckt gehalten und beobachtet, ob alles zu ihrer Zufriedenheit ablief. Tat es nicht. Ich zielte auf Accosto, den Henker. Ich schoß!
    Ich sah, wie das heiße Blei in seinen Kopf schlug. Wie er davon gestoßen wurde, das schwere Beil fallen ließ.
    Und genau das war es, worauf seine Leute gewartet hatten!
    Ich hatte die einzige Kugel, über die ich verfügte, abgeschossen. Und jetzt fielen sie über mich her. Ich konnte die Muskete nur noch als Schlaginstrument einsetzen. Die

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