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0657 - Der letzte Henker

0657 - Der letzte Henker

Titel: 0657 - Der letzte Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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noch nicht wußte, welcher dieser helmtragenden Lumpenhunde es mir abgenommen hatte.
    Plötzlich tauchte ein Schatten hinter mir auf.
    Unwillkürlich fuhr ich kampfbereit herum. Ich starrte einen Indianer an, einen Calusa - Nein! Das war kein Calusa. Er sah nur so aus. Er stank wie sie, er hatte sich hier und da bemalt wie sie, und er trug nur einen Bastgürtel, der seinen Dolch hielt. Nein, das war auch nicht ein Dolch… das war eine typische Calusa-Waffe »Paco«, flüsterte ich und ließ die Fäuste wieder sinken. »Wie kommst du hierher?«
    »Durch das Tor«, sagte er spöttisch. »Aber es gibt noch einen anderen Weg. Ich zeige ihn dir, Nachtauge. Die anderen sind in der Nähe. Aber wir konnten Igor nicht helfen.«
    »Wo ist sein Körper?« fragte ich erregt.
    »Frag lieber, so seine Knochen sind. Sie feiern gerade ein Fest.«
    »Wo?«
    »Ihr Dorf. Nicht weit von hier. Was willst du tun, Nachtauge? Krieg gegen die Menschenfresser führen?«
    Langsam schüttelte ich den Kopf. So wie Asmodis Fürst der Finsternis war und ich sein Sohn, so konnten auch diese heidnischen Kannibalen nicht aus ihrer Haut. Sie hielten für richtig, was sie taten. Nein, gegen sie wollte ich nicht Krieg führen. Aber gegen Don Manfrede Accosto!
    Gegen ihn und diesen Schamanen Ma-Chona. Das waren die Mörder und Henker, die Verbrecher. Der eine ein größenwahnsinniger Despot, der andere ein übler Zauberkünstler. Wer von ihnen die wirkliche treibende Kraft war, wußte ich nicht. Aber auf jeden Fall hatten diese beiden einen unheiligen Pakt geschlossen, der allein in den letzten zweimal zwölf Stunden drei Menschenleben gekostet hatte.
    Unwillkürlich sah ich wieder zu den Pfählen.
    Ich erschrak, sah genauer hin. Aber da gab es nur zwei Köpfe. Der dritte Pfahl war »leer«!
    Wo war der Kopf des Unbekannten?
    Paco zupfte an meinem Gürtel; normalerweise tat er dies am Ärmel, aber mein Hemd trug ja jetzt Conchita. »Es ist nicht gut, wenn man uns lange beieinander stehen sieht«, bemerkte der Fährtensucher sehr richtig. »Wie willst du von hier fort, Nachtauge? Schnell und offen oder heimlich, um zurückkehren zu können?«
    »Das Henkersschwert«, sagte ich. »Das muß ich haben.«
    »Warum?«
    Eine gute Frage. Vielleicht konnte ich herausfinden, was für eine Magie Accosto benutzt hatte, um es dermaßen scharf zu machen. Und nicht nur das - wenn ich es ihm stahl, forderte ich ihn heraus. Und damit nahm das Spiel dann eine Wendung und wurde nach meinen Regeln gespielt! »Ich muß es einfach«, sagte ich. »Weißt du, wo es sich befindet?« fragte der Indianer.
    Ich konnte nur den Kopf schütteln. Wo bewahrte dieser Irre sein Henkerswerkzeug auf?
    »Willst du es wirklich?« drängte Paco.
    Ich nickte. »Aber es wird wohl noch ein wenig dauern, bis ich es finde.«
    Seine Hand umschloß meinen Unterarm. »Nachtauge, ich muß fort, ehe sie bemerken, daß ich keiner von ihnen bin. Ich sage dir, wo die Stelle ist, an der man diese Burg ungesehen betreten und verlassen kann.«
    Er sagte tatsächlich Burg! Irgendwann einmal mußte er diesen Begriff aufgeschnappt und ihn sich gemerkt haben - noch dazu im richtigen Zusammenhang! Hastig beschrieb er mir das Schlupfloch. Dann eilte er davon.
    Was mit den anderen war, wußte ich nun immer noch nicht!
    Statt dessen überlegte ich, wo ich das zauberisch geschärfte Henkersschwert finden konnte.
    Ich brauchte nicht einmal lange danach zu suchen. Denn plötzlich sah ich es. In der Hand von Don Manfrede Accosto!
    ***
    Gegenwart:
    »Was meinst du?« fragte Tendyke. »Was für ein Verdacht ist das?«
    Zamorra grinste schwach. »Wäre ich ein böser Mensch, könnte ich jetzt so geheimniskrämerisch werden wie du. Aber ich bin kein böser Mensch. Also: Ich glaube nicht unbedingt an ein Zeittor.«
    »Woran dann? Laß dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen!«
    Zamorras Grinsen verstärkte sich. »Dir fehlt Geduld, alter Mann. Komm, ich zeig’s dir.« Er wandte sich um und ging wieder zu der Stelle, die er eben mit dem Amulett observiert hatte.
    Nicole war bereits dort. Sie wischte mit den Füßen suchend durchs Gras, als hoffe sie, dabei etwas zu berühren. Sie ahnt es auch, dachte Zamorra, während er beobachtete, daß auch ihre Hände und Arme in ständiger Bewegung waren. Aber es ist in der Tat ein Phänomen, wie wir es bisher noch nicht erlebt haben -wenn es wirklich das ist, was ich befürchte…
    Im nächsten Moment vernahm er Nicoles überraschten Aufschrei.
    Nur einen Sekundenbruchteil

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