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0658 - Blutige Träume

0658 - Blutige Träume

Titel: 0658 - Blutige Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Fensterfronten der Häuser waren dunkel.
    Nein!
    Er wollte keine Falle stellen. Der, der sein Feind sein sollte, war doch sein Freund!
    Oder… nicht mehr?
    »Warum weiß ich es nicht?«
    Das Dunkle, das ihn beherrschte, gab ihm die Antwort nicht.
    »Wer ist Freund, wer ist Feind?«
    Du hast nur einen Freund, und der bin ich.
    Kalt lief es ihm über den Rücken.
    Er dachte an damals. An die alten Zeiten, ehe er Träger des 6. Amuletts wurde. Ehe er dadurch in magische Geschehnisse verwickelt wurde, die sein ganzes Leben veränderten, in eine andere Bahn zwangen.
    Damals hatte er keine Freunde gehabt. Mit einer einzigen Ausnahme.
    Aber sein Freund von damals - das war etwas ganz anderes als jetzt diese Einflüsterungen. Oder auch die Freundschaft mit Zamorra und seinen Leuten!
    Und jetzt…
    »Ich will nicht«, stöhnte er. »Ich will nicht mehr. Laß mich in Ruhe!«
    Aber du selbst hast dich doch dem Magischen zugewandt!
    Um Rache zu üben!
    Rache an Lucifuge Rofocale…
    Er war nie dein Feind. Er war selbst nur ein Opfer!
    »Aber er hat meinen Bruder ermordet!«
    Er konnte nicht anders. Er befand sich unter einem unheilvollen Bann. Er wollte es nicht, aber er mußte es tun. In Wirklichkeit ist er dein Freund. Dein einziger wirklicher Freund!
    »Nein…«
    Die, die du für deine Freunde hältst, sind deine wirklichen Feinde. Sie benutzen dich. Sie opfern dich, wenn es ihren Zwecken dient.
    »Nein…«
    Tu etwas. Wehr dich. Rette deine Haut. Töte die, die dich töten wollen. Sie sind in der Nähe. Sie wissen, wo du bist. Sie sind auf der Jagd!
    »Nein…«
    TU ES!
    Yves Cascal stöhnte auf. Vielleicht, dachte er, war es besser, selbst zu sterben.
    Aber dann würde seine Rache unerfüllt bleiben.
    Für sie lebte er doch!
    Rache für Maurice!
    Sollte der Feind nur kommen! Er würde ihn gebührend empfangen.
    Cascal straffte sich. Er war bereit.
    ***
    Rico Calderone spürte, wie seine Paralyse nachließ. Aber er zeigte nicht, in welchem Maß er die Kontrolle über seinen Körper zurückerhielt.
    Er hatte es mit drei Gegnern zu tun. Eine Weile fürchtete er, daß es noch mehr gab. Aber alles reduzierte sich auf einen Mann und zwei Frauen.
    Tendyke, Zamorras Gefährtin Duval und eine der Zwillinge, die ständig mit Tendyke herumpoussierten. Verdammt, wie hatten sie ihn hier gefunden? Hatte er einen Fehler gemacht? Hing es mit Ombre zusammen?
    Wahrscheinlich!
    Sie hatten ihn überrascht, als er mit keiner Überraschung gerechnet hatte. Aber - er konnte damit leben. Gewissermaßen war er von der Traufe in den Regen geraten.
    Frei von Lucifuge Rofocale, und nur noch mit menschlichen Gegnern befaßt - aber Stygia als Verbündete!
    Ihm war jetzt klar, daß er zu leichtsinnig gewesen war. Er hätte damit rechnen müssen, daß die Verflechtungen innerhalb der Zamorra-Crew sehr intensiv waren, daß ständig jeder wußte, was der andere tat.
    Solange er nur Tendyke und Zamorra selbst attackiert hatte - vorwiegend in Stygias Auftrag und auf Computer-Ebene -, hatte ihm das keine Probleme bereitet; er war davon ausgegangen, daß in diesen Fällen stets der eine wußte, was der andere tat. Okay, die Aktionen waren immer wieder fehlgeschlagen, aber damit konnte ein Mann wie Calderone leben. Trial and error - Versuch und Irrtum. Irgendwann würde es funktionieren, und solange ihm Stygia nicht die Daumenschrauben ansetzte, konnte er experimentieren. So lange, bis er Erfolg hatte.
    Lucifuge Rofocale war da anderer Ansicht.
    Er wollte schnelle Erfolge.
    Der uralte Dämon haderte mit der Zeit. Ihm fehlte Geduld.
    Das war ein Fehler.
    Aber auch Calderone hatte einen Fehler gemacht. Er hatte die Verflechtungen, die Seilschaften, unterschätzt. Diese Verbindungen funktionierten offenbar bei vermeintlichen Nebenfiguren ebenso präzise wie bei den Hauptakteuren.
    Und vielleicht deshalb saß er jetzt in der Falle.
    Immer noch zeigte er nicht, daß er wieder bei Bewußtsein war und die Kontrolle über seinen Körper immer mehr zurückkehrte. Er hielt die Augen geschlossen. Er lauschte nur und bekam so mit, was um ihn herum geschah.
    Man zog ihn an.
    Man wartete auf die Ankunft des Sheriffs.
    Man wollte Calderone der Justiz übergeben.
    Er wußte nur zu gut, was das bedeutete. Gefängnis! Lebenslang! Und er war nicht sicher, ob Stygia ihn ein zweites Mal befreien würde. Auf Lucifuge Rofocale wagte er erst gar nicht zu hoffen. Von dem hatte er sich doch selbst losgesagt, indem er das Dunkle, den zweiten Schatten, auf Ombre übergehen ließ! Der

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