0658 - Blutige Träume
FBI-Agenten befördert. Dann tun Sie mal Ihren Job, Rob.« Bancroft verschränkte die Arme und hielt jede weitere Bewegung für überflüssig.
Tendyke kramte mißmutig in Calderones Jacke und fand eine Ausweismappe, die er dem Sheriff zuwarf. Bancroft machte nur eine leichte Körperdrehung, winkelte einen Unterarm an und schnappte das Etui aus der Luft. Einhändig klappte er es auf.
»Ach ja«, knurrte er. »Rico Calderone, sagten Sie? Diesem Ausweis zufolge heißt der Mann Rick Maloney und ist Special Agent des FBI. Herzlichen Dank für die versaute Nacht, Rob.« Er schleuderte das Etui aufs Bett.
»Ich werde doch wohl noch Calderone erkennen!« knurrte Tendyke zornig. »Schließlich hat der Mann mal für meine Firma gearbeitet! Der Ausweis ist gefälscht!«
Nicole hob die Waffe auf, mit der Calderone geschossen hatte. »Sieht wohl kaum nach einer typischen FBI-Dienstwaffe aus. Womit das FBI schießt, können Sie sich im Internet auf der Jerry Cotton-Homepage des Bastei-Verlags ansehen. So was hier benutzt wohl eher die Mafia.«
Bancroft bewegte sich. Er nahm den Dienstausweis wieder auf und zog sein Handy aus dem Gürtelfutteral. Rasch tippte er eine Zahlenfolge ein.
»Bancroft, Sheriff im Dade-County, Florida. Meine Dienstnummer lautet…« Er rasselte eine Zahlenkolonne herunter. »Es geht um eine Überprüfung. Der Mann heißt Rick Maloney und hat die Ausweisnummer…« Wieder eine Zahlenkolonne. »Können Sie feststellen, ob er wirklich ein G-man ist und wenn ja, wo er sich gerade aufhält?«
»Dauert ein paar Minuten. Wir rufen Sie zurück.«
»Ich bin erreichbar unter… Lassen Sie sich meine Identität von meinem Büro in Miami bestätigen. Ich warte.«
Es dauerte etwa drei Minuten, dann hatte er das FBI-Büro wieder in der Leitung. »Es gibt einen G-man Rick Maloney, aber die von Ihnen genannte Ausweisnummer stimmt nicht. Sind Sie sicher, daß Sie…«
»Völlig sicher. Ich hab’ den Ausweis hier in der Hand.«
»Dann dürfen Sie von einer Fälschung ausgehen, Sheriff. Wir gehen der Sache nach. Haben Sie nicht nur den Ausweis, sondern auch den Mann?«
»Ja.«
»Wo?«
Bancroft nannte das Hotel.
»Wir schicken jemanden vom Miami-Büro. Vielen Dank, Sir.«
»Na prima«, knurrte Tendyke. »Dann kommt ja tatsächlich noch das echte FBI und verifiziert mein vorheriges Gebrüll nachträglich.«
»Bullshit. Sie sind ein Idiot, Rob«, grummelte der Sheriff. »Machen Sie da bloß keine Anspielung, sonst kriegt man Sie wegen Amtsanmaßung dran. Ich schätze mal, wir schaffen diesen Vogel gleich nach unten ins Foyer. Nicht, daß uns diese aufgeweckte Dorfgemeinschaft auf dem Korridor noch alles verdirbt.«
Er bückte sich, rollte Calderone auf den Bauch und bekam ihn dann am Hemdkragen zu fassen. Den gefälschten Ausweis hatte er vorher schon eingesteckt. Kurz zögerte er, um dann herunterzuleiern: »Mister Calderone, Sie sind hiermit verhaftet. Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß alles, was Sie von jetzt an sagen oder tun, gegen Sie verwendet werden kann. Sie haben das Recht auf einen Anwalt und ein Telefonat.« Dann nickte er den anderen zu. »Die Waffe nicht vergessen«, sagte er. »Und Sie drei, Ladies und Gentleman, verstauen Ihre Musspritzen mal möglichst unsichtbar. Wir wollen doch kein Aufsehen erregen, wenn wir jetzt nach unten gehen.«
»Wir helfen Ihnen«, bot Nicole an und wollte nach Calderone greifen.
»Finger weg«, knurrte Bancroft. »Der ist mein Geschenk, das ich wenigstens so lange genießen will, bis ich’s ans FBI weitergeben muß. Hoffentlich hat er das Hemd nicht im Billig-Supermarkt gekauft. Wenn doch und der Stoff reißt, fällt er böse auf die Schnauze.«
Er hielt Calderone geradezu lässig am Hemdkragen - und schleppte ihn ebenso lässig hinter sich her. Knie und Füße des Mannes schleiften über den Boden. Niemand sah dem Sheriff an, welche Körperkraft hinter seiner Aktion steckte.
Über den Korridor zum Lift…
»Kein Aufsehen erregen, hat er gesagt«, seufzte Nicole.
Die Hotelgäste starrten die bizarre Heldenprozession mit offenen Mündern an. Einer zeigte Courage. »He, Cop, so können Sie mit dem Mann nicht umgehen! Der hat ein Recht auf anständige Behandlung!«
»Stimmt«, gestand Bancroft. »Seine Opfer übrigens auch. Verklagen Sie mich. Macht er vielleicht auch, dann gibt's ‘ne Sammelklage. Seine Rechte habe ich ihm jedenfalls ordnungsgemäß aufgesagt. Kann mal einer die Beine nachschieben? Sonst geht die verdammte Tür nicht zu.« Er stand
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