0658 - Blutige Träume
aufgestoßen. Der Verschwitzte trat ein. Ohne Schrotflinte, ohne Feuerlöscher.
»Was gibt das hier?« fragte er.
»Wenn Sie die Tür wieder schließen, sage ich’s Ihnen«, lächelte Zamorra.
Draußen auf dem Korridor hatten sich inzwischen noch mehr Menschen versammelt. Zamorra sah den Hakenkreuzmann, der ihm einen drohenden Blick zusandte. Dann war die Tür zu.
»Ich gebe zu, daß unser Auftritt vorhin ein Trick war«, gestand Zamorra. »Wir sind kein Liebespärchen. Wir suchen den Mann, der dieses Zimmer gemietet hat.«
»Ist jetzt wohl weg, nachdem er mir fast die Bude angezündet hätte«, grummelte der Verschwitzte. »Wer sind Sie?«
»Mein Name ist Zamorra, das ist Miss Peters. Und Sie?«
»William Conroy. Wer bezahlt den Schaden?«
»Die Feuerversicherung«, sagte Zamorra. »Falls Sie eine haben. Tja, wir sind hier jetzt eigentlich fertig. Wann hat sich Ihr Gast eigentlich eingefunden? Hat er im voraus bezahlt? Für wie lange?«
»Für diese Nacht. Er traf heute mittag ein. Verdammt, wenn ich geahnt hätte, daß er…«
Zamorra winkte ab. Er sah sich weiter im Zimmer um. Alles war normal. Warum Cascal es verlassen hatte, um Zamorra und Uschi entgegenzustürmen und auf sie zu schießen, war unklar. Es gab keine Schwarze Magie im Raum. Nichts, was Zamorras Amulett anzeigte. Nichts, was Cascal hätte beeinflussen können.
Es mußte an dem Dunklen liegen, das Calderone auf ihn übertragen hatte.
Es schien gefährlicher zu sein, als Zamorra bisher gedacht hatte. Cascal war eigentlich ein Mann, der in sich gefestigt war. Der seinen Standort in der Welt schon vor langer Zeit gefunden hatte. Daß er in dieser radikalen Form beeinflußt worden war, erschreckte Zamorra.
Uschi griff nach Cascals Jacke und zog sie an. Die Jacke war in den Schultern zu breit, aber das störte sie nicht weiter. Zamorra grinste flüchtig, trat vor sie und zog ihr das T-Shirt herunter.
»Du ruinierst mein Outfit«, protestierte sie.
Er nahm die M-11 wieder auf. »Gehen wir«, sagte er. »Was es hier zu sehen gab, wissen wir jetzt.«
Ganz stimmte es nicht; er wußte nicht alles. Aber er wollte wieder von hier fort.
Wenig später standen sie wieder draußen auf der Straße.
»Und jetzt?« fragte Uschi.
»Hast du Kontakt zu Monica? Was haben Rob und Nicole erreicht?«
Uschi schloß die Augen. Sie suchte telepathischen Kontakt zu ihrer Zwillingsschwester. Nach einer Weile sah sie Zamorra an.
»Sie haben Calderone«, sagte sie.
»Gut. Dann sollten wir versuchen, Ombre zu kriegen. Da seine Flucht erst ein paar Minuten zurückliegt, wird es nicht schwer sein, ihm mit der Zeitschau zu folgen.«
»Du brauchst dein Amulett nicht zu bemühen«, wandte Uschi ein. »Zusammen mit meinem Lästerschwein… äh… Schwesterlein… kann ich so etwas wie eine Kreuzpeilung vornehmen. Wir können exakt feststellen, wo er sich aufhält. Und vielleicht kriege ich’s sogar mit, indem ich seine Gedanken lese.«
Was Zamorra immer noch unbegreiflich war; wieso hatte Cascal seine mentale Abschirmung aufgehoben?
»Dann macht mal«, bat er. »Wo steckt er?«
Nach einer halben Minute zuckte Uschi zusammen.
»Feuer«, stieß sie hervor.
Zamorra sah sie erstaunt an.
»Ich sehe seine Erinnerungen«, sagte die Telepathin. »Er denkt gerade wieder daran. Sein Zimmer hat gebrannt! Zamorra, es hat gebrannt ! Das Feuer hat ihn auf den Korridor getrieben, gerade als wir auftauchten…«
»Da hat nichts gebrannt!« stieß Zamorra verblüfft hervor. »Gebrannt hat es im Treppenhaus, nachdem er seine Feuerwerkskörper verschossen hat, oder was auch immer er geladen hatte… aber doch nicht in seinem Zimmer! Oder hast du irgendwo im Zimmer Brandspuren gesehen oder Rauch erschnuppert?«
»Aber er erinnert sich an Feuer«, beharrte die Telepathin. »Glaubst du, Lucifuge Rofocale könnte ihm die Flammen vorgegaukelt haben?«
»Fragen wir ihn«, beschloß Zamorra. »Wo steckt er?«
»Ich bring’ dich hin…«
***
Cascal lehnte sich an eine Hauswand und schloß die Augen. Er fühlte sich erschöpft. Was sollte er tun?
Er, der zwei Schatten warf!
Der im Bann eines Dämons war!
Dein Feind sucht dich, flüsterte die Stimme, die er nicht hören wollte, aber hören mußte. Du mußt ihn vernichten, ehe er dich vernichtet!
Er mußte nachdenken, planen. Eine Falle stellen.
»Nein!« schrie er auf.
Niemand hörte es. Wo er sich befand, herrschte Ruhe. Hin und wieder fuhr ein Auto. Passanten waren hier um diese Zeit nicht mehr unterwegs. Die
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