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0658 - Flug in die Dunkelwolke

Titel: 0658 - Flug in die Dunkelwolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hatte, oder daß es dem Verfolger nicht gelungen war, auf der Fährte des Solaren Flaggschiffs zu bleiben. Als die MARCO POLO zum letztenmal aus dem Linearraum hervorbrach, bot sich ihr ein beeindruckender Anblick. Ringsum auf der Panoramagalerie funkelte die verwirrende, glühende, flackernde Sternenfülle des Milchstraßenzentrums. Nur in Fahrtrichtung schien es ein riesiges, finsteres Loch zu geben, den Eingang eines gewaltigen Tunnels, der in geheimnisvolle, unerforschte Tiefen des Universums zu führen schien. Die Dunkelwolke absorbierte alles Licht, das von den hinter oder in ihr stehenden Sternen ausging. Sie war ein Gebilde absoluter Finsternis, und niemand, der das gewaltige „Loch" auf den Bildschirmen erblickte, konnte sich des Unbehagens erwehren, das ihn überfiel.
    Die Entfernung zur Oberfläche der Dunkelwolke wurde von den Tastern der MARCO POLO zu neun Lichtmonaten ermittelt.
    Das riesige Schiff nahm von neuem Fahrt auf und trat ein letztes Mal, nur für wenige Minuten, in den Linearraum. Als es wieder auftauchte, hatte sich das Bild abermals geändert. Jetzt war es kein Loch mehr, das den Terranern entgegengähnte, sondern eine gewaltige, schwarze Wand, die annähernd die Hälfte des Firmaments verdeckte und das Ende des Kosmos darzustellen schien.
    Das Zentrum der Milchstraße war ein Gebiet unerhörter Sternendichte, in dem der durchschnittliche Abstand der Fixsterne nicht mehr nach Lichtjahren, sondern nach Lichtmonaten gerechnet wurde. Eine derart enge Packung der Sonnen war der Bildung von Planeten nicht sonderlich zuträglich.
    Im Durchschnitt rechnete man, daß unter achthundert Sternen des Milchstraßeninnern nur einer über ein Planetensystem verfügte, das jedoch meist aus einem, höchstens zwei Satelliten bestand. Infolge der hohen Materiedichte waren die energetischen Verhältnisse im Mittelpunkt der Milchstraße äußerst komplex und gefährlich. Es war ein Gebiet, das der Raumfahrer nur anflog, wenn ihm seine Aufgabe keine andere Möglichkeit ließ. In einem Lichtjahr Umkreis um den derzeitigen Standort der MARCO POLO, die nach ihrer letzten Linearflugetappe relativ zu der Dunkelwolke zur Ruhe gekommen war, befanden sich insgesamt elf Sonnen, samt und sonders den relativ jungen B-, A- und F-Typen zugehörend. Keine besaß ein Planetensystem.
    An Bord des Flaggschiffs war alles gespannte Aufmerksamkeit.
    Man wußte, daß Roctin-Par mit einem Besuch seiner neugewonnenen Verbündeten rechnete. Man nahm als sicher an, daß er Mittel und Wege kannte, über das Auftauchen fremder Raumschiffe in der Nähe der Dunkelwolke ständig informiert zu sein. Aber man hatte keine Ahnung, auf welche Weise die Kontaktaufnahme mit den Provconern erfolgen würde. Die Spannung war so allgegenwärtig, daß es unmöglich schien, sie könne durch ein Ereignis, das nicht unmittelbar mit dem Flug nach Point Allegro in Zusammenhang stand, abgelenkt oder unterbrochen werden.
    Und doch geschah gerade das. Der Fall Ling Temvaughn begann, Kreise zu ziehen.
     
    *
     
    Nachdem Kell Peppoing sich mit seinem Kollegen Lemmin Purkher lange und ausgiebig besprochen hatte, war er zu der Erkenntnis gekommen, daß es am besten sei, wenn er seine nächtliche Beobachtung dem zuständigen Sicherheitsoffizier meldete. Er wandte sich an Major Omar Lesturgeon, der für solche Dinge zuständig war, und berichtete, was er wußte. Major Lesturgeon nahm den Fall äußerst ernst. Er bat Peppoing, weiterhin die Augen offenzuhalten, jedoch über der Verfolgung des vermeintlichen Spions seine Pflichten nicht zu vernachlässigen. Die eigentliche Überwachung würde von nun an der Bordsicherheitsdienst übernehmen.
    Kell Peppoing war damit einverstanden.
    In der folgenden Nacht hatte er wiederum Schicht, diesmal jedoch fahrplanmäßig. Lemmin Purkher, sich des Gefallens wohl erinnernd, den Kell ihm am vergangenen Tag getan hatte, fragte ihn, ob er die Nachtwache für ihn übernehmen könne.
    Kell, der am Tag acht Stunden lang gearbeitet hatte, war nur zu gerne bereit, auf dieses Anerbieten einzugehen.
    Mitten in der Nacht wurde er von Purkher geweckt.
    „Er war schon wieder da!" raunte Purkher aufgeregt ins Gesicht des eben erst Erwachenden.
    „Wie ... was... wer...?!" stammelte Peppoing.
    „Temvaughn. Er saß hinter derselben Konsole wie in der vergangenen Nacht und versuchte wieder, den geheimen Speicherbereich 14 abzugreifen."
    Peppoing war plötzlich hellwach.
    „Woher weißt du das?" fragte er.
    „Ich habe den

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