0658 - Flug in die Dunkelwolke
Buchführungsspeicher abgegriffen", stieß Purkher aufgeregt hervor. „Genau wie du in der vergangenen Nacht."
Peppoing brauchte nur ein paar Sekunden, um seine Montur überzustreifen. Zusammen mit Purkher eilte er in den Kontrollraum. Purkher hatte, das stellte sich rasch heraus, nicht zuviel gesagt. Temvaughn hatte das Spiel von gestern Nacht fortgesetzt. Er hatte wiederum rund zwei Millionen synthetische Codewörter erzeugt, um den Speicher zur Preisgabe seiner Geheimnisse zu bewegen. Auch diesmal war er ohne Erfolg geblieben. Als der Computer Alarm zu schlagen drohte, hatte er sich zurückgezogen. Auch diesmal hatte er versäumt, den Buchführungsspeicher zu löschen. Peppoing und Purkher hatten sofort Major Lesturgeon aus der Koje geklingelt. Um diese Zeit setzte die MARCO POLO gerade zu ihrem letzten, nur über wenige Lichtmonate hinwegführenden Linearsprung an.
Lesturgeon trug den Fall ohne Zögern seinem unmittelbaren Vorgesetzten vor. Der hielt die Sache für äußerst merkwürdig. Er schien der Theorie zuzuneigen, die Kell Peppoing vertrat: daß Ling Temvaughn plötzlich eine Geistesstörung entwickelt habe.
Lemmin Purkher dagegen war gänzlich anderer Ansicht. Er machte keinen Hehl daraus, daß er den Chief-Analyst für einen Agenten der Laren hielt.
Die Angelegenheit zog sich eine Weile hin. Lesturgeons Vorgesetzter, ein Oberst, setzte sich mit der Schiffsführung ins Benehmen. Dort war man verständlicherweise über diese Störung der eifrigen Aufmerksamkeit, mit der man nach einem Kontakt mit den Provconern Ausschau hielt, wenig erbaut.
Dennoch sickerte die Meldung bis zu Perry Rhodans engsten Mitarbeiterkreis durch, und dort wurde sie wider Erwarten äußerst ernst genommen.
Der Großadministrator bestellte Major Lesturgeon und die beiden Systemanalytiker zu einer Unterredung.
*
Perry Rhodan befand sich in seinem Arbeitsraum, der unmittelbar an den Kommandostand anschloß, als ihm der Major und seine beiden Begleiter gemeldet wurden.
„Lassen Sie die Herren wissen", trug er dem wachhabenden Robot auf, „daß sie während des Gesprächs unter telepathischer Beobachtung stehen werden."
Der Roboter gab die Anweisung weiter. Augenblicke später betraten Lesturgeon, Peppoing und Purkher den Arbeitsraum.
Rhodan kannte den Major. Von den beiden anderen wußte er, daß sie zur Besatzung der MARCO POLO gehörten, Kell Peppoing erst seit wenig mehr als einem Monat; Kontakt mit ihnen hatte er jedoch bislang noch nicht gehabt.
Rhodan bat seine Besucher, Platz zu nehmen. Ein paar Minuten verwendete er darauf, besonders Peppoing und Purkher, die in der Anwesenheit des Großadministrators nicht die übliche Unbefangenheit entwickeln zu können schienen, ein wenig aufzulockern. Dann ließ er sich zuerst von Peppoing, später von Purkher über die Ereignisse der beiden vergangenen Nächte informieren.
„Ich kenne Ling Temvaughn seit geraumer Zeit", sagte er, nachdem er alles gehört hatte, was die beiden Systemanalytiker vorzutragen hatten. „Ich kenne ihn als einen zuverlässigen Mann, der seine Aufgabe ernst nimmt. Was ich von Ihnen höre, erstaunt mich. Das heißt nicht, daß ich an der Richtigkeit Ihrer Angaben zweifle."
Und dann überraschte er sie mit einer äußerst direkten Frage.
„Glauben Sie, daß Temvaughn in der kommenden Nacht sein Glück noch einmal versuchen wird?"
„So dumm wird er doch nicht sein", antwortete Kell Peppoing und hätte sich gleich danach am liebsten auf die Zunge gebissen.
Er selbst war derjenige, der die Hypothese entwickelt hatte, Ling Temvaughn sei für seine Handlungen nicht oder nur zum Teil verantwortlich. Wie wollte er vorhersagen, was ein Verrückter in der kommenden Nacht unternehmen werde?
„Ich halte es für wahrscheinlich", sagte neben ihm Lemmin Purkher wohlüberlegt und ruhig. „Er probiert sein Glück, indem er alle möglichen Kombinationen für Codewörter der Reihe nach durchgeht. Ich weiß nicht, wie viele solcher Kombinationen es gibt, aber ich kann mir schwer vorstellen, daß es mehr als zehn Millionen sind. Wenn Temvaughn also die Geduld nicht verliert, müßte er bald am Ziel sein."
Perry Rhodan hatte ihm aufmerksam zugehört.
„Das klingt plausibel", nickte er. „In der kommenden Nacht möchte ich mit Ihnen beiden im Kontrollraum sein. Wann beginnt die Nachtschicht?"
„Zweiundzwanzig Uhr, Sir", antwortete Peppoing.
„Gut. Wir treffen uns hier um einundzwanzig Uhr dreißig.
Dann können sie mich einweisen."
Die Männer
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