0658 - Flug in die Dunkelwolke
Rhodans Anordnung getroffen worden waren, als überflüssig hätte bezeichnen können.
Zur Verabschiedung ihrer Retter hatten sich Perry Rhodan und sein Mitarbeiterstab in der Hangarschleuse eingefunden. Die Augen der Tekheter leuchteten unter den vorgewölbten Stirnen hervor. Ihre Begeisterung über das neuerworbene Raumschiff war fast physisch zu spüren.
*
„Wir gehen, Terraner", sagte Kalighan, „aber nicht für immer.
Wir werden uns wiedersehen."
„Vielleicht", antwortete Perry Rhodan zurückhaltend.
„Nicht vielleicht, sondern gewiß", strahlte der Tekheter. „Der heutige Tag bedeutet einen Neubeginn für unser Volk. Dieses Raumschiff verschafft uns die technische Überlegenheit innerhalb der Dunkelwolke. Die Vincraner werden nicht mehr lange auf uns herabschauen."
Rhodan nickte schwer.
„Ich wußte, daß Sie das Fahrzeug als Waffe zu benützen gedachten", sagte er. „Sie erinnern sich daran, daß Sie versprachen, den Kreuzer allein für die Zwecke der Raumfahrt zu verwenden. Die Waffen an Bord wurden unbrauchbar gemacht."
Er beobachtete Kalighan scharf. Aber der Tekheter zeigte, wenn überhaupt, nur eine amüsierte Reaktion.
„Ich hatte damit gerechnet", antwortete er. „Wir werden trotzdem von uns hören lassen, Terraner."
Die Tekheter gingen an Bord. Die Schotte schlossen sich.
Die Hangarautomatik bugsierte den Leichten Kreuzer schwebend bis zum Schleusenausgang. Nach wenigen Sekunden sprangen die Triebwerke an. Aufgrund der Hypnoschulung beherrschten die neuen Besitzer des Raumschiffs ihr Handwerk. Auf brausenden, rauschenden Prallfeldern stieg der Leichte Kreuzer in den nahezu wolkenlosen Himmel. Nach wenigen Augenblicken war er dem Auge entschwunden.
„Wenn das nur gutgeht!" murmelte Mart Hung-Chuin.
„Es wird nicht!" prophezeihte Perry Rhodan.
Man kehrte zum Kommandostand zurück. Das Warten war wieder angebrochen. Die gefährliche Episode in der Dunkelwolke war überstanden. Jetzt kam es darauf an, mit den Vincranern Frieden zu schließen, so daß die Vorbereitung des Kampfes gegen die larischen Invasoren ohne sekundäre Störungen vonstatten gehen konnte.
Im übrigen waren die Vincraner als Verbündete unentbehrlich.
Man brauchte sie als Piloten durch die Energiestürme der Dunkelwolke. Die Tekheter, die für jeden Piloteneinsatz einen Leichten Kreuzer als Bezahlung verlangten, kamen allein aus diesem Grund nicht in Betracht.
Mitten in das Warten barst plötzlich eine Alarmmeldung.
„Nukleare Explosion!" meldete der diensthabende Offizier des Orterstandes mit erregter Stimme. „Entfernung etwa achtundzwanzig Lichtminuten, Richtung..."
Er rasselte eine Reihe von Zahlen herunter. Über Perry Rhodans Gesicht huschte ein trauriges Lächeln.
„Ich fürchte, aus dem Wiedersehen wird nichts", sagte er halblaut.
Jedermann starrte ihn fragend an.
„Aus welchem Wiedersehen?" erkundigte sich Atlan.
„Aus dem, das Kalighan uns versprach."
„Du meinst...?"
Rhodan nickte.
„Ich meine nicht nur, ich weiß. Die Tekheter bilden sich zuviel auf ihre technischen Kenntnisse ein. Es machte Kalighan nichts aus, daß ich die Waffen an Bord des Kreuzers hatte unbrauchbar machen lassen, weil er glaubte, er könne sie mühelos wieder instandsetzen. Anscheinend hat er sich sofort an die Arbeit gemacht. Was er nicht wußte, war, daß die Geschütze mit einer Sicherheitsschaltung versehen waren, die jeden Mißbrauch durch Unbefugte zu verhindern wissen."
Er stand auf und blickte in die Runde.
„Die Solare Flotte, meine Herren, meldet den Verlust eines Kleinen Kreuzers, bislang Beiboot des Flaggschiffs MARCO POLO. Ursache: unsachgemäßes Hantieren mit den Bordwaffen."
*
Kurze Zeit später meldete sich Roctin-Par. Die Vincraner hatten nach anfänglichem Zögern zugesagt, eine Delegation zu Verhandlungszwecken nach Prov zu senden. Mit der Ankunft der Unterhändler wurde für den morgigen Tag gerechnet.
Damit war der Bann gebrochen. Für Perry Rhodan gab es keinen Zweifel, daß es gelingen würde, die Vincraner zu besänftigen und auf die Seite der verbündeten Terraner und Provconer zu ziehen. Das junge Bündnis hatte sich eine vielversprechende Ausgangsposition verschafft. Es verfügte über ein so gut wie unauffindbares Versteck. Es besaß - in den Provconern - umfassende Kenntnis der Technologie des larischen Gegners, und es hatte Zugriff zu der von den „Wissenschaftlern" entwickelten Waffe, die larischen SVE-Raumschiffen gefährlich wurde, indem sie den
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