0659 - Das Bio-Programm
gehabt, daß die Empfangsstation so weit außerhalb der Stadt steht", sagte Roctin-Par. „Wenn Ivec-Tanhor einen Transmitter mitten in Aercto-Tanam gewählt hätte, dann hätten wir keine Chance gehabt."
Der Luftverkehr in der Hauptstadt war so stark, daß eine einzelne Kapsel nicht mehr zu verfolgen war. Damit war für Rhodan auch klar, weshalb man Ivec-Tanhor nicht mehr beweisen konnte, daß er am Tage des Mordes im Hause seines Vaters und später bei dem Überfall in der Universität gewesen war.
Die Spur wäre zu erkennen gewesen, wenn er direkt von seinem Haus zum Tatort geflogen wäre. Das aber hatte er nicht getan, weil er gewußt hatte, wo die Grenzen der Satellitenbeobachtung waren.
„Das sieht nicht gut aus", sagte Roctin-Par und deutete auf die Wärmelinie, die der Gleiter Ivec-Tanhors auf dem Bildschirm zeichnete. „Er scheint zu den Tekhetern zu wollen."
Er startete und führte zugleich einige Gespräche über Bildsprechfunk mit seinen Mitarbeitern.
Damit leitete er eine große Fahndungsaktion ein.
Rhodan saß schweigend neben dem Führer der Provconer.
Er überdachte die Situation. Ihm wurde deutlicher denn je zuvor bewußt, wie gefährlich der larische Gegner war.
Die beängstigenden Möglichkeiten der Erbmassenmanipulation waren nicht mehr zu übersehen, da sie über Generationen hinweggingen. Niemand konnte sagen, wer von den Provconern sich vom Freund zum Feind wandeln würde. Wer jemals in der Gefangenschaft der Laren gewesen war, mußte damit rechnen, Opfer eines grauenhaften Verbrechens geworden zu sein.
Die Erbmassenveränderung bedeutete den Verlust der eigenen Persönlichkeit und die Umwandlung zu einem biologischen Roboterwesen.
Rhodan glaubte jetzt auch, daß Ivec-Tanhor mit dem Einflug der MARCO POLO in die Provcon-Faust aktiviert worden war.
Die Überlegungen von Ras Tschubai waren höchstwahrscheinlich richtig. Die Laren planten exakt und sehr langfristig. Sie schalteten den Zufall weitgehend aus. Und dennoch hatte ihnen dieses Mal gerade der Zufall geholfen.
Fraglos hatten sie verhindern wollen, daß ihr Agent zu einem unpassenden Zeitpunkt durch irgendeinen Funkimpuls, der nicht von ihnen abgegeben wurde, sich zu ihrem Werkzeug umformte.
Deshalb hatten sie parapsychische Impulse gewählt, weil diese nur von einer extrem kleinen Gruppe von Entitäten abgestrahlt werden konnten. Die Dunkelwolke hatte für Ivec-Tanhor wie ein Schutzschirm gewirkt - bis die MARCO POLO mit ihren Mutanten gekommen war.
Die Flugkapsel raste über die Hauptstadt hinweg. Alle zivilen Maschinen wichen nach oben und zu den Seiten aus, so daß sich ein Korridor bildete, den Roctin-Par mit hoher Geschwindigkeit durchfliegen konnte. Bald schon rückte ein einzelnes, flaches Gebäude näher.
Rhodan wandte sich zu Ras Tschubai und Gucky um, die hinter ihm neben zwei Mitarbeitern von Roctin-Par saßen.
„Seht euch schon mal um", befahl er.
Die beiden Teleporter verschwanden unmittelbar darauf aus der Kabine. Als die Kapsel auf dem Parkplatz des Gebäudes landete, kamen sie aus dem Eingang hervor. Rhodan und Roctin-Par eilten ihnen entgegen.
„Ivec-Tanhor hat da drinnen mit einem Desintegrator gewütet", berichtete Ras. „Er hat in kürzester Zeit so ziemlich alles vernichtet, was da drinnen vorhanden war."
„Gut, dann fliegen wir weiter. Den anderen nach. Ein Teil meiner Leute bleibt hier", entschied Roctin-Par.
Sie kehrten zum Gleiter zurück und starteten.
Rhodan überlegte, ob er weitere Mutanten von der MARCO POLO rufen sollte, verzichtete jedoch darauf, um die Provconer nicht zu brüskieren. Sie wollten Ivec-Tanhor allein stellen.
„Wir werden eine großangelegte Untersuchungsaktion einleiten müssen", sagte Roctin-Par. Der Gleiter flog durch ein langgestrecktes, dicht bewaldetes Tal. Auf vereinzelten Lichtungen sah Rhodan äsende Tiere. „Wie du sicher schon gehört hast, sind uns die Methoden der Erbmassenveränderung nicht unbekannt. Eine solche Manipulation ist feststellbar. Wir werden also die gesamte Bevölkerung überprüfen müssen, weil wir uns nur so vor weiteren Agenten schützen können."
Er schüttelte den Kopf.
„Ich hätte nie geglaubt, daß die Laren so weit gehen würden.
Es sollte gewisse Dinge geben, die man auch im härtesten Kampf unterläßt."
8.
Ivec-Tanhor erreichte das unscheinbare Haus, das auf dem Gipfel eines hohen Berges stand. Von hier aus konnte er bis nach Aercto-Tanam sehen.
Er sprang aus seiner Flugkapsel und rannte zu dem Gebäude
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