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066 - Marionetten des Satans

066 - Marionetten des Satans

Titel: 066 - Marionetten des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Loring
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achtzehnten Jahrhunderts. Wußten Sie, wozu diese versteckten Häuser benutzt wurden?“
    Julie schüttelte den Kopf.
    „Um entlaufene Sklaven zu verstecken. Niemand, der auf der Straße ging, ahnte etwas von der Existenz des Hauses. Sogar heute merken manche Leute gar nicht, daß es hier steht. Ursprünglich bestand das Haus aus zwei aneinandergebauten Hütten. Als ich es vor zehn Jahren kaufte, ließ ich die Trennwand niederreißen und das Innere renovieren …“ Er machte eine Pause, hob den Kopf und blickte zum zweiten Stockwerk des Theaters empor.
    Julie folgte seinem Blick, und für den Bruchteil einer Sekunde glaubte sie ein Frauengesicht zu sehen, das sich an das kleine Fenster einer Garderobe preßte. Aber die Sonne schien ihr in die Augen, und als sie blinzelte, verschwand das Gesicht. Nur noch die weißen Vorhänge waren zu sehen.
    Lou Davilla fuhr fort, als sei nichts geschehen.
    „Dann riefen mich meine Geschäfte nach Europa, und ich beschloß, das Haus zu vermieten. Das war nicht schwierig. Nur eine Person kann hier wohnen, seit das Haus renoviert worden ist. Und sie …“ Er unterbrach sich. „Nun, jedenfalls steht das Haus jetzt wieder frei zur Verfügung, und ich biete es Ihnen an. Eigentlich wollte ich es jetzt selbst benutzen, aber …“
    Die Worte rauschten an Julie vorbei. Sie hatte das seltsame Gefühl, beobachtet zu werden. Sie sah wieder zu dem Fenster hoch und glaubte zu bemerken, wie der Vorhang vorgezogen wurde, als ob jemand herabgeblickt hätte und sich nun aus Angst, entdeckt zu werden, hinter den weißen Gardinen verbarg.
    „Was ist?“ Lou Davilla suchte ihren Blick. „Sie sehen so merkwürdig aus. Stört Sie etwas?“
    „Ich glaubte …“ Wie sollte sie mitten in diesem hübschen sonnigen Garten erklären, daß sie sich plötzlich unbehaglich fühlte. „Ich dachte – jemand würde mich beobachten. Aber ich sah niemanden …“
    „Von wo aus fühlten Sie sich beobachtet? Von einem der Garderobenfenster aus?“
    „Ja, vom ersten Fenster aus.“
    Lou Davilla blickte hinauf.
    „Das ist unmöglich. Niemand kann im Theater sein. Ich habe alle Türen verschlossen.“
    Sie wurde unsicher. Und doch – woher kam dieses seltsame Unbehagen?
    „Ich weiß nicht – ich …“
    „Oh, mein Gott!“ Er brach in Gelächter aus. „Das habe ich ja ganz vergessen. Heute ist Dienstag, nicht wahr? Norsea ist hier.“
    Julie blickte ihn fragend an.
    „Norsea gehört schon jahrelang praktisch zur Familie. Sie ist eine Art Institution. Sie macht jetzt sauber. Sie ist sehr tüchtig, aber auch sehr neugierig und eifersüchtig. Sie ist vierundsechzig und noch immer eifersüchtig.“ Wieder lachte er. „Besonders, wenn‚ ihr’ Junge sich in der Gesellschaft einer jungen, attraktiven Frau befindet.“ Er blickte sie an. „Sie haben doch eine Frau gesehen, nicht wahr?“
    Julie nickte erleichtert.
    „Na sehen Sie. Sie werden sie später kennenlernen. Ich war dabei, Ihnen zu sagen, daß das Haus für mich zu klein ist. Ich brauche Platz für mein Büro, und so bin ich in das Haus neben dem Theater gezogen, das ich ebenfalls renovieren ließ. Aber ich glaube, für Sie und Ihr Kind genügt das Häuschen hier. Ich werde es Ihnen jetzt von innen zeigen.“
    Als Julie den warmen Druck seiner Finger spürte, kehrte ihre Sicherheit zurück. Sie folgte ihm über den gefliesten Weg zum Eingang.
    Das Wohnzimmer war winzig und sehr hübsch. Bunte Vorhänge hingen vor der Glaswand, die zum Garten hin lag. Als Davilla die Gardinen öffnete, sah Julie einen kleinen Steinkamin, vor dem ein Schaukelstuhl stand. Die Wände hatten Holztäfelung. Drei Wände waren bis zur Decke mit Bücherregalen verdeckt, und an der dritten Wand, neben dem Kamin, stand ein Sofa mit vielen Kissen. In der gegenüberliegenden Ecke entdeckte sie einen kleinen Tisch mit Stühlen. Ein dicker Teppich bedeckte den Fußboden. Alles wirkte warm und gemütlich. Ein Zimmer, das seine Bewohner zu umarmen schien.
    „Wie reizend!“ rief Julie. „So etwas Hübsches habe ich noch nie gesehen.“
    „Ich sagte es Ihnen ja“, erwiderte Davilla lächelnd. „Aber warten Sie, bis Sie alles gesehen haben.“
    Durch einen Gang, der die beiden ehemals getrennten Häuser miteinander verband, führte er sie in eine kleine Küche, die ganz modern eingerichtet war. Hinter einem Bambusvorhang lag ein winziges, holzgetäfeltes Arbeitszimmer mit Schreibtisch. Eine Wendeltreppe, die durch ein Hanfseil abgesichert war, führte in den Oberstock.

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