066 - Marionetten des Satans
Beleuchtung betrat, war Mike schon da und saß an einem Ecktisch. Er strahlte, als er sie sah. Er stand auf und küßte sie auf die Wange.
„Komm, setz dich.“ Sie nahm auf der lederbezogenen Bank Platz, und er nahm ihre Hand. „Also, was ist los, Julie? Warte, ich bestelle dir einen Martini. Den kannst du sicher vertragen.“
Julie lehnte sich zurück und lächelte dankbar.
„Mhm. Hört sich gut an.“
Der Kellner nahm die Bestellung entgegen und eilte davon.
„Nun“, sagte Mike. „Laß mich dich einmal ansehen. Blond, blauäugig, die kleine Kindernase – und schön wie eh und je. Du hast dich kein bißchen verändert.“
„Unsinn, ich komme mir vor wie eine alte Krähe.“
„Sag doch nicht so etwas Lächerliches! Vielleicht ein paar winzige Fältchen um die Augen, ein gereifter Zug um den Mund, aber das steht dir gut.“ Er betrachtete sie aufmerksam und begann plötzlich zu lachen. „He, Julie! Bist du unter die Hippies gegangen?“
„Wieso?“
Er berührte ihr Ohrläppchen.
„Da, der eine Ohrring.“
Sie griff sich an das andere Ohr, an dem kein Ohrring befestigt war.
„Ich muß den anderen abgenommen haben, als ich mit der Direktorin sprach. Das ist so eine Angewohnheit von mir …“
„Mit welcher Direktorin?“
„Ich habe Bobby in der neuen Schule angemeldet.“
„Gut. Und weiter?“
„Oh, ich sage dir, Mike, der Tag war eine einzige Aufregung. Ich bin ganz durcheinander, verliere meine Sachen, bilde mir Dinge ein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß gar nicht, was mit mir los ist.“
Der Kellner servierte die Drinks.
„Nun, das werden wir bald herausfinden“, sagte Mike. „Aber jetzt wollen wir erst einmal anstoßen. Auf dein neues Haus?“
„Es gibt noch mehr, auf das wir anstoßen können. Ich habe einen Job. Ein Jahresvertrag.“
Mike grinste breit.
„Ist ja großartig.“
„Eigentlich müßte ich auf dich anstoßen, Mike. Es passierte gleich, als du dich vor ein paar Tagen von mir bei Equity verabschiedet hast. Prost!“
„Prost!“
Julie hob ihr Glas und wollte anstoßen, aber plötzlich hielt sie inne. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihr linkes Ohr. Sie rang nach Luft und riß die Augen auf.
„Julie, was ist?“
Sie konnte nicht antworten. Flammen züngelten durch ihren Kopf, und dann, so schnell, wie er gekommen war, ebbte der Schmerz wieder ab. Sie lächelte matt.
„Ich – ich weiß nicht … Es war, als ob jemand einen Nagel in meinen Kopf gebohrt hätte.“ Sie berührte leicht ihr Ohr.
„Hast du immer noch Schmerzen?“
„Nein … Oh, so etwas habe ich noch nie gespürt. Aber jetzt bin ich wieder fit.“
Erneut hoben sie die Gläser, die klingend aneinanderstießen. Dann tranken sie.
„Das tut gut.“ Julie holte tief Atem und begann zu erzählen. Sie schilderte ihre seltsamen Empfindungen, als sie Lou Davilla kennengelernt und als sie gesehen hatte, wie er hinkte …
Mike hörte aufmerksam zu. Als sie bei diesem Punkt ihrer Erzählung angelangt war, runzelte er leicht die Stirn.
„Was hast du?“ fragte sie.
„Nichts.“
„Doch, das sehe ich doch, Mike. Du sahst irgendwie verstört aus. So red doch schon. Was denkst du?“
„Dieser Kerl – dieser Davilla“, sagte Mike langsam. Er wählte seine Worte sehr sorgfältig. „Er hat einen tiefen Eindruck auf dich gemacht, nicht wahr?“
„O Mike – um Gottes willen!“ Sie brach in Gelächter aus. „Sicher ist er irgendwie interessant, und er hält viel von mir. Das schmeichelt mir natürlich ein wenig. Aber noch mehr“, sie lächelte sanft. „Noch mehr schmeichelt mir deine Eifersucht.“
„Meine Eifersucht? Da hast du verdammt recht. Gerade habe ich dich wiedergefunden, und da kommt so ein Kerl daher …“ Wieder griff er nach ihrer Hand. „Ich meine es ernst, Julie. Ich habe mir nie träumen lassen, daß ich noch einmal Gelegenheit haben würde, das zu sagen. Weißt du – als du Bill geheiratet hast, da fuhr ich für drei Tage in die Berge und ließ mich vollaufen.“
„O Mike …“
„Laß mich ausreden. Sicher, es hat andere Frauen gegeben. Aber geliebt habe ich immer nur dich. Man kann eben nur einmal im Leben wirklich lieben. Und verdammt, Julie, ich werde meine Chance wahrnehmen. Da kannst du dir doch denken, daß ich eifersüchtig bin, wenn schon wieder ein Rivale auftaucht.“
„Du bist süß, Mike.“
„Süß? Zum Teufel. Ich weiß eben, was ich will. Und jetzt Schluß davon. Wann willst du umziehen?“
„In etwa vier
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