0660 - Gefangene der Zeit
der Munition beladen werden. Du brauchst ein geeignetes Startfenster, Kursberechnungen, trainierte Astronauten usw. Das dauert Tage. Die Zeit haben wir längst nicht mehr.«
»Killer-Satelliten! Die ganze Erdumlaufbahn ist doch voll von den Dingern. Warum versuchen wir nicht, die einzusetzen?«
Dieses Mal war es Ted, der Tendykes Seifenblase zum Platzen brachte. »Kannst du vergessen, Rob. Die Bewaffnung ist so armselig, daß du auch direkt mit Kieselsteinen nach dem Sternenschiff werfen könntest.«
»Dann mach einen besseren Vorschlag!« fuhr ihn der Abenteurer erneut an.
»Wir könnten die Hornissen nehmen, die im Arsenal auf den Startbänken liegen…«
Tendyke winkte ab. »Narr«, knurrte er.
Zamorra, der sich die ganze Zeit aus der Diskussion herausgehalten hatte, meldete sich zu Wort. »Rob, es hat doch keinen Sinn, daß wir uns gegenseitig Nettigkeiten sagen. Wir brauchen etwas Konstruktives.«
Er wußte, daß Tendyke mit seiner Aggression nur versuchte, ein Ventil für die eigene Hilflosigkeit zu finden, aber die Zeit war gekommen, daß auch er sich den Tatsachen stellte.
»Die Abschaltung war unsere Lebensversicherung«, fuhr Zamorra ruhig fort und lehnte sich an seinen Schreibtisch. »Wir dachten, damit seien wir vor der Dynastie sicher. Das war ein Irrtum.«
Den sie sogar selbst fahrlässig herbeigeführt haben sollten, wie Tendykes Geschäftsführer Rhet Riker behauptete. Der hatte seinerzeit den Plan entworfen und ausführen lassen - einen Deal zwischen der Dynastie und der Tendyke Industries.
Projekt 8 - dabei stand die Zahl für ein um 90 Grad gekipptes Unendlichkeitssymbol, die ›liegende Acht‹. Unendlich, ewig. Projekt DYNASTIE DER EWIGEN!
Sie lieferten den Ewigen Computer und erhielten im Gegenzug dafür andere High-Technologie. Die funktionierte bislang bestens, aber die Computer waren präpariert.
Vor einiger Zeit war dann das Dynastie-Raumschiff INFERIOR von Rob Tendyke und Zamorra mittels dieser Schaltung lahmgelegt und anschließend zerstört worden. Riker behauptete, der flüchtende Eysenbeiß habe noch davon berichten können, ehe er von Zamorra und Asmodis als Dybbuk entlarvt und von den Alphas festgenommen und abgeurteilt wurde.
Vielleicht, überlegte Zamorra, hatte Riker recht.
Zwar nicht in der Form, daß Eysenbeiß noch eine Aussage gemacht haben könnte. Der hatte damals ganz bestimmt keinen Grund mehr gehabt, denen zu helfen, die ihn vom Thron fegten. Aber vielleicht hatte sich das Wissen in Salems Unterbewußtsein eingeprägt.
Wie auch immer - die Schaltung funktionierte nicht mehr.
Zamorra machte eine kurze Pause, aber niemand schien etwas sagen zu wollen. Sogar Rob war ruhig stehengeblieben.
»Das Sternenschiff ist auf dem Weg zur Erde und nichts, was wir sagen oder tun, kann etwas daran ändern. Die Dynastie wird kommen und die Menschheit entweder versklaven oder vernichten, weil wir uns geirrt haben. Wir hatten eine Aufgabe und haben versagt. Es ist vorbei.«
Stille senkte sich über den Raum. Das leise Summen der Computer erschien mit einem Mal überlaut. Zamorra hatte ausgesprochen, was insgeheim jeder von ihnen gedacht hatte. Sie waren die einzigen, die sich der Bedrohung hätten entgegenstellen können.
Sie hatten die Chance vertan. Da gab es nichts zu beschönigen.
»Und wenn es doch eine Möglichkeit gäbe?« meldete sich eine Stimme von der Tür her.
Überrascht wandten Zamorra und die anderen sich um. Niemand wußte, wie lange der etwa 1,20 Meter große Jungdrache Fooly ihnen schon zugehört hatte, bevor er sich zu Wort meldete. Jetzt schien ihm die plötzliche Aufmerksamkeit allerdings unbehaglich zu werden, denn er trat nervös von einem Fuß auf den anderen.
Als Zamorra ihm aufmunternd zunickte, fuhr er fort: »Ihr habt doch die Regenbogenblumen im Keller. Die transportieren doch nicht nur von einem Ort zum anderen, sondern auch durch die Zeit! Warum geht ihr nicht einfach in die Vergangenheit zurück und verhindert, daß das Sternenschiff jemals gebaut wird? Ich meine, das ist nur so eine Idee, aber…«
Der Dämonenjäger lächelte resignierend. »Gut gemeint, Fooly, aber die Auswirkungen auf die Erde wären kaum vorstellbar. Und nicht nur auf sie. Wir würden Zeitparadoxa auslösen, die wir uns noch gar nicht ausmalen können. Das gesamte Raum-Zeit-Gefüge könnte ins Wanken geraten. Die Konsequenzen…«
»… können auch nicht schlimmer sein als das, was uns jetzt bevorsteht«, unterbrach Nicole ihren Chef und Lebensgefährten. »Wir
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