0662 - Wächter der Knochengruft
bereits gespannt.
***
Zamorra hatte es gerade noch geschafft, sich ein Handtuch umzuknoten, als Sheriff Bancroft bereits auf der Terrasse erschien. Nicole Duval und Uschi Peters kümmerten sich um derlei Kleinigkeiten weniger.
»Ah, schön, daß ich Sie gerade so passend hier antreffe«, behauptete Bancroft. »Und wenn auch noch zufällig der Hausherr und der dritte hübsche Zwilling in der Nähe…«
»Was für ein dritter Zwilling?« unterbrach Uschi ihn verwundert. »Sheriff, sollte es Ihrer Allgemeinbildung entgangen sein, daß Zwillinge für gewöhnlich höchstens zu zweit auftreten?«
»Ach, das darf man doch nicht so verbissen sehen«, grummelte Bancroft. »Ich meinte Ihre Schwester, Lady. Und da hier schon zwei hübsche Damen herumlaufen, ist mir das so 'rausgerutscht.«
»Was liegt denn an?« wollte Zamorra wissen.
»Mord natürlich«, grinste Bancroft ihn an. »Unser aller ungeliebtes Hobby. Wo ist denn Tendyke?«
»In Tallahassee, beim Gouverneur«, erteilte Uschi Auskunft. »Soll er etwa jemanden ermordet haben?«
Bancroft ließ sich auf einem der Stühle nieder und vertiefte sich in den Anblick der beiden höchst unzureichend bekleideten Ladys. Dabei erzählte er von den Vorfällen der vergangenen Nacht.
»Wenn Sie Rob verdächtigen, sind Sie aber gewaltig schief gewickelt!« protestierte die blonde Telepathin.
»Tu ich ja gar nicht«, erwiderte der Sheriff. Er nickte Nicole zu. »Wir beide haben doch damals diesem Franco einen Besuch abgestattet. Erinnern Sie sich? Das war im Zusammenhang mit den Schlangenbiestern.. Damals…«
Nicole winkte ab. Sie entsann sich noch sehr gut. Damals hatte sie Bancroft unter anderem ihre telepathische Begabung eingestanden und ihm auch erklärt, was es mit dem Ssacah-Kult auf sich hatte.
»Ist etwas mit diesem Franco?« erkundigte sie sich. Schon damals hatte sie das ungute Gefühl gehabt, daß jene Sache noch längst nicht ausgestanden war. [3]
»Kommt drauf an«, brummte Bancroft. »Einer der Toten wurde jedenfalls nicht besonders weit von seiner Wohnung entfernt gefunden.«
»Das heißt, Sie verdächtigen diesen Magier?«
»Es liegt ja wohl nahe, daß er in diese Sache zumindest verwickelt sein könnte, oder?« grummelte Bancroft.
»Zwischen sein könnte und ist liegt aber noch ein himmelweiter Unterschied«, warnte Zamorra.
»Müssen Sie mir nicht erzählen«, erwiderte der Sheriff. »Ich bin hauptsächlich hier, weil ich hoffte, ein paar hübsche Girls… äh«, er hüstelte gekünstelt, »wollte natürlich lügen, ein paar weiterführende Informationen zu erhalten, was diesen ganzen magischen Kram angeht.«
»Über Franco wissen wir heute auch nicht mehr als damals«, erwiderte Nicole.
»Wären Sie bereit, mich zu begleiten, wenn ich ihm einen erneuten Besuch abstatte?« fragte Bancroft. »Speziell Ihrer telepathischen Fähigkeiten wegen…«
Nicole nickte. »Warum nicht?«
»Haben Sie Zeit? Dann erledigen wir das sofort.«
»Eigentlich hatte ich etwas anderes vor«, sagte Nicole und entsann sich, daß sie im Internet nach ungewöhnlichen Vorfällen in der Antarktis hatte forschen wollen. »Aber das hat auch noch eine oder drei Stunden Zeit. Warten Sie, ich ziehe mir nur eben etwas an, damit Sie mich nicht gleich nach Verlassen des Privatgrundstücks wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses oder so verhaften.«
»Wofür halten Sie mich?« protestierte Bancroft. »In meiner Eigenschaft als Sheriff des Dade-County stellte ich fest, daß Sie ordnungsgemäß bekleidet sind.« Er grinste.
Aber Nicole war schon unterwegs ins Haus, zum Gästezimmer.
Man mußte es ja wirklich nicht übertreiben…
***
Der Wächter beobachtete die seltsam aussehende Schlange, die immer noch weiter wuchs und jetzt fast schon die Größe eines Menschen erreicht hatte. Er fühlte sich von ihren Blicken verfolgt, wenn er sich durch das versiegelte Gewölbe bewegte, um seine Kontrollgänge zu absolvieren, wie er es schon immer getan hatte.
Die Schlange mit dem drachenähnlichen Kopf sprach nicht mehr.
Glaubte sie, bereits alles Erforderliche gesagt zu haben?
Immer noch hatte der Wächter nicht herausgefunden, wie sie ins Innere dieser uralten Gruft gelangt war. Vermutlich würde ihm nicht viel anderes übrigbleiben, als sie selbst zu einer Auskunft zu zwingen.
Aber davor scheute er noch zurück, solange er auf andere Möglichkeiten hoffte. Denn es bestand das Risiko, daß sie gefährlicher war, als es auf den ersten Blick den Anschein hatte. Der Wächter konnte
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