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0662 - Wächter der Knochengruft

0662 - Wächter der Knochengruft

Titel: 0662 - Wächter der Knochengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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kein normaler Traum gewesen.
    War es nicht eher so etwas wie -ein Ruf?
    Er hatte ein Schwert gesehen.
    Der vordere Teil der Klinge war gespalten wie die Zunge einer Schlange. Die Parierstange nach vorn gebogen, der Knauf ein vom Schwert rückwärts führender Halbmond. In den Knauf eingelassen war ein blaues Juwel.
    Der Mann kannte dieses Schwert.
    Es war für ihn bestimmt. Oder vielmehr für jenen, der er in fernster Vergangenheit einmal gewesen war. Vor einer unendlich lange zurückliegenden Zeit, in einem anderen Leben.
    »Salonar«, murmelte Michael Ullich.
    ***
    Su lauschte. Sie sah sich um; kurz wog sie Risiken ab und entschied, es sei besser, die Zimmerbeleuchtung einzuschalten. Denn die Jalousien waren nicht heruntergelassen, und in diesem Fall war es weniger auffällig, bei vollem Licht zu agieren als beim Schein von Taschenlampen. Deren flackerndes Streulicht mochte Nachbarn, die zufällig herschauten, eher mißtrauisch machen als Menschen, die sich im Licht zeigten und damit signalisierten, daß alles in Ordnung war.
    Die Wohnung war nicht besonders groß. Um so einfacher war es, zu finden, was sie mitnehmen wollten - sie standen praktisch davor. »Einpacken«, raunte Su. »Schnell und lautlos. Nichts fallen lassen!«
    »Du uns fürr Anfängerr hältst?« murrte Esteban.
    »Und das Pergament nicht vergessen«, mahnte Clay. Deshalb waren sie eigentlich nur hier. Ihr Auftraggeber wollte eine bestimmte Pergamentrolle haben. Der Rest der Beute gehörte den Dieben als Belohnung.
    »'eilige Jungfrrau Marria!« ächzte Esteban. »Was ist fürr kurrioses Zeug jenes? Alptrräume wirrd man krriegen, wenn wirr chauen zu lange.«
    In der Tat bestand die Sammlung von Gegenständen, vor denen sie standen, aus recht bizarren, manchmal unheimlichen Dingen. Nicht einmal Clay konnte sich vorstellen, daß sich daraus Profit schlagen ließ.
    »Suchen wir nach dem Pergament, lassen den anderen Kram hier und verlangen statt dessen von unserem Auftraggeber eine vernünftige Belohnung«, schlug er vor.
    »Okay«, stimmte Su sofort zu.
    Aber in diesem Zimmer war das gesuchte Pergament nicht zu finden.
    Sie durchforschten das Bad und die Küche, durchsuchten Schränke und Wände mit professioneller Präzision, aber da war nichts.
    Su deutete auf die Tür, die vom Wohnzimmer in einen anderen Raum führte - vermutlich das Schlafzimmer.
    »Offnen«, ordnete sie an.
    Esteban drückte die Klinke nieder, ließ die Tür ins Innere aufschwingen. Sekunden vorher hatte Su die beiden Pistolen aus dem Bund ihrer Shorts gezogen und entsichert. Sie wollte nicht schießen, aber wenn es sich nicht vermeiden ließ…
    Sie starrte in die Dunkelheit des Zimmers.
    Dort war jemand; gleichmäßige Atemzüge verrieten, daß er schlief.
    Wir werden auch hier Licht benötigen, dachte Su. Hoffentlich wird er davon nicht wach! Viele Menschen schliefen immerhin dermaßen fest, daß sie nicht einmal ein Erdbeben bemerkten. Su hoffte, daß auch dieser Mann dazu gehörte.
    »Licht«, raunte sie, beide Waffen nach wie vor in den Händen.
    Esteban schaltete.
    Es wurde hell im Zimmer.
    Su sah den Schläfer. Er lag auf dem Bett; ein nackter junger Mann, den sie sehr attraktiv fand. Unter anderen Umständen hätte sie garantiert versucht, etwas mit ihm anzufangen. Aber hier war ein Job zu erledigen. Dennoch überlegte sie, ein paar Tage später wie zufällig Kontakt zu ihm zu suchen.
    Und es würde ihr verdammt leid tun, ihn jetzt erschießen zu müssen.
    Reine Verschwendung von Männlichkeit…
    Esteban und Clay machten sich daran, das Zimmer zu durchsuchen. Immer wieder warfen sie dem nackten Schläfer mißtrauische Blicke zu. Plötzlich hob Clay etwas hoch.
    Eine Pergamentrolle.
    »Das muß es sein«, flüsterte er.
    »Rückzug!« zischte Su mit einem letzten Blick auf den Schläfer, der ihr so gut gefiel, daß sie ihn am liebsten auf der Stelle vernascht hätte.
    In diesem Moment richtete der Mann sich auf.
    Als hätte er auf einem Brett gelegen, dessen Scharniere sich zu seinen Füßen befanden, und würde mit diesem Brett hochgeklappt.
    Von einer Sekunde zur anderen stand er senkrecht auf dem Bett.
    Su starrte ihn an, beide Pistolen auf ihn gerichtet.
    »Schieß!« schrie Clay auf. »Er hat uns gesehen!«
    Aber Su schoß nicht.
    Sie konnte es nicht.
    Nicht nur, weil der Mann unwahrscheinlich anziehend auf sie wirkte, sondern weil…
    Ja, zum Teufel, warum eigentlich?
    Sie ließ die Waffen sinken.
    Der nackte Mann, der auf seinem Bett stand, machte ein paar

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