0662 - Wächter der Knochengruft
schnelle Handbewegungen.
»Ihr habt gefunden, was ihr stehlen wolltet«, sagte er. »Benutzt es nun - aber für mich!«
Seine Worte brannten sich in die Diebe ein.
»Ihr werdet, was das Pergament zeigt, für mich finden!«
Su nickte. Clay nickte; Esteban nickte.
Genau das würden sie tun und nichts anderes.
Sie gingen wieder.
Clay hielt das Pergament in der Hand, als sie die Wohnung verließen und zum Pickup zurückkehrten. Su dachte nicht einmal daran, ihre Stiefel mitzunehmen, die sie vor der Wohnungstür ausgezogen hatte, obgleich sich im rechten Schaft ihr spezielles Einbruchswerkzeug befand.
Wortlos stiegen sie alle in den Mitsubishi.
»Was ist los?« fragte Herby und sah Su drohend an. »Warum seid ihr so schnell wieder hier? Warum habt ihr keine Beute mitgebracht?«
Er war immer noch wütend auf die Anführerin der Bande.
Stumm richtete Su die Pistolen auf ihn und feuerte ihm ein halbes Dutzend Kugeln mitten ins Leben.
Dann stieß sie ihn einfach aus dem Wagen und rutschte selbst auf den Fahrersitz, um mit dem Wagen davonzurasen.
»Ist gewesen nötig solches?« fragte Esteban. »Ist laut fürr Nachbarrn zum Hörren und Polizei melden, ist auffällig, weil liegt jetzt Mann auf Strrasse, warrum, und ist überrtrrieben! Konntest du geben 'aken an Kinn ihm, ja? Errledigt wärre Prroblem und Strreit vorrbei!«
»Halt die Klappe!« warnte Su ihn. »Oder du bist der nächste, Amigo!«
Der Kolumbianer knurrte etwas Unverständliches und verstummte. Clay hielt immer noch das zusammengerollte und verschnürte Pergament in der Hand.
Er ahnte, daß Su Herby nicht nur aus persönlicher Rachsucht ermordet hatte. Es steckte noch etwas anderes dahinter: Herby war nicht im Schlafzimmer gewesen.
Deshalb gehörte er nicht mehr zu ihnen.
Sie drei waren jetzt anders.
***
Der Magier hatte die Eindringlinge bereits bemerkt, als sie seine Wohnung betraten. Aber er hatte sich schlafend gestellt und sie gewähren lassen; er wollte herausfinden, was sie beabsichtigten.
Für normale Diebe gab es bei ihm nichts zu holen. Seine Sammlung aus bizarren Gegenständen, die allesamt irgendwie mit Magie zu tun hatten, war nur für einen ganz kleinen Personenkreis wertvoll, der aber kaum normale Diebe aussenden würde.
Aber sie wollten etwas anderes: das Pergament.
Nun, sollten sie es nehmen.
Sie konnten für ihn arbeiten. Dann brauchte er sich nicht selbst die Hände schmutzig zu machen. So zwang er ihnen blitzschnell seinen Willen auf.
Es war - noch - eine relativ lockere Magie, die sich einigermaßen leicht abstreifen ließ. Dazu mußte man aber erst einmal wissen, daß man beeinflußt wurde. Der Magier beabsichtigte, den Zwang so bald wie möglich zu verstärken.
In einiger Entfernung hörte er eine Reihe von Schüssen.
Vielleicht hatte das etwas mit ihm und den Dieben zu tun, vielleicht auch nicht.
Es störte ihn nicht weiter.
Er streckte sich wieder auf seinem Bett aus, schlief ein und träumte ganz normal von seiner Freundin Dany; an das Pergament, das ihm von seinem Mentor Astaroth zugespielt worden war, dachte er jetzt nicht mehr. Darum konnte er sich später kümmern.
***
Der schwarze Cadillac Seville rollte aus; die Scheinwerfer erloschen. Ein Mann mit einem starr und kantig wirkenden Gesicht stieg aus und näherte sich dem Mitsubishi.
Su schwang sich aus dem Pickup. Der Mann, dessen Alter schwer zu schätzen war, warf einen kurzen Blick auf ihren blanken Busen und sah ihr dann ins Gesicht.
»Das Pergament«, sagte er und streckte die Hand aus.
»Die Aktion ist fehlgeschlagen«, sagte Su. »Wir haben weder das Pergament noch die uns versprochene Beute. Statt dessen haben wir einen Mann verloren.«
»Ihr Problem, Lady«, sagte der Auftraggeber. »Ich will das Pergament. Sie werden Ihren Einbruchsversuch wiederholen und diesmal wesentlich besser vorbereiten. Übrigens sollten Sie sich etwas anziehen. Sie könnten sich erkälten.«
Su verschränkte die Arme vor ihren Brüsten.
»Vergessen Sie's, Mister«, sagte sie. »Wir gehen in diese Wohnung nicht mehr hinein. Beauftragen Sie jemand anderen.«
»Sie werden gehen«, sagte der Auftraggeber. Er sah an ihr vorbei ins Innere des Pickup. Die Tür des Wagens stand noch weit offen.
Plötzlich hatte der Mann eine Pistole in der Hand.
Er schoß ohne Vorwarnung.
Clay schrie auf.
»So ein Pech aber auch«, sagte der Schütze mitleidlos und ließ die Waffe so schnell wieder verschwinden, wie er sie gezogen hatte. »Jetzt haben Sie noch einen Mann verloren.
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