0663 - Die Höllen-Lady
Faß leergemacht und war daraufhin zunächst sehr lustig und später sehr müde geworden.
Und so war’s dann passiert, daß er nicht mehr die Kraft hatte, zum Château zurückzufliegen, einen trockenen Schlafplatz suchte und sich zu seinen Freunden hingezogen fühlte…
Aber das erzählte er lieber niemandem.
Sonst mußte er auch noch das Faß Bier bezahlen.
Und undank seiner Tolpatschigkeit war der Kontostand seines Taschengeldes ohnehin immer noch tief in den roten Zahlen; wenn Butler William, der Fooly »adoptiert« hatte, nicht bald einer beträchtlichen Taschengelderhöhung zustimmte, würde sich das auch in den nächsten fünf- bis sechstausend Jahren nicht ändern…
»Wir wollen nur wissen, was gestern abend passiert ist«, sagte Zamorra prompt.
Hätte Fooly die Möglichkeit gehabt, zu erröten - er hätte jede gentechnisch gezüchtete Tomate übertroffen. Aber seine grünbraungetupfte Schuppenhaut ließ solche Farbwechsel nicht zu. »Ich, äh«, keuchte er, rang die Hände, hustete Funken, atmete Qualm aus, wedelte hektisch mit den Flügeln und trat nervös von einem. Fuß auf den anderen und schließlich mit dem linken auf den rechten, worauf er beinahe gestürzt wäre. »Ja, also, das war, hm… schönes Wetter heute, nicht wahr? Vielleicht sollten wir ein kleines Picknick unten an der Loirebiegung machen. Ich könnte die Würstchen und die Schnitzel grillen, und… und… und singen kann ich auch, und… ja, wir sollten sofort damit anfangen. Kommt ihr mit?«
»Was ist los, Fooly?« fragte Nicole. »Zamorra hat dir doch nur eine Frage gestellt!«
»Eine Frage? Ach ja, eine Frage… Na, wenn die jetzt beantwortet ist, können wir ja gehen, oder?«
»Sie ist noch nicht beantwortet!« sagte Zamorra.
»Äh, Chef, und warum nicht?«
»Weil ich sie dir gestellt habe und du plötzlich wie die Katze um den heißen Brei schleichst!«
»Ach, Katze…? Deshalb hast du gestern Monsieur Mostache gesagt, er solle mir eine Dose Katzenfutter geben? Ich sehe aber gar nicht aus wie eine Katze, und miauen kann ich auch nicht richtig, und auch keine Mäuse fangen und…«
»Mister MacFool!« fuhr Zamorra ihn an. »Schluß jetzt mit dem Theater! Ich will wissen, was passiert ist.«
»Alles?« hauchte Fooly entsetzt.
»Alles.«
»Uiuiuiuiui«, machte der Drache und wedelte heftig mit Flügeln und Händen. »Uiuiuiuiui, ich weiß nicht, ob das gut ist, ob du die Wahrheit wirklich verträgst, Chef. Sie ist nämlich sehr entsetzlich, und ich kann überhaupt nichts dafür, weil, wenn doch keiner nie seine Türen nicht abschließt und auch kein Schild aufstellt, daß man nicht…«
»Häh?« machte Zamorra verständnislos.
Nicole faßte nach Foolys vierfingriger Hand.
»He, gestern abend haben wir dich abgeblockt. Du solltest deine Geschichte im Château erzählen. Und dann hat keiner mehr daran gedacht… was war nun mit diesem Etwas, dieser Präsenz, die du gespürt und gesucht hast, Fooly?«
»Ach, darum geht es?« strahlte der Jungdrache erfreut auf. »Warum sagt ihr das nicht gleich?«
»War da etwa noch etwas anderes?« wollte Zamorra mißtrauisch wissen.
»Nein, nein, ganz bestimmt nicht, sicher nicht. Da war nichts. Gar nichts. Überhaupt nichts«, haspelte Fooly.
Zamorra hob die Brauen. »Warum bist du dann so nervös?«
»Weil ihr böse auf mich seid.«
»Sind wir nicht«, widersprach Nicole.
»Bestimmt nicht? Auch nicht wegen deines Autos, Mademoiselle Nicole? Dann darf ich beim nächsten Mal vielleicht doch…?«
»NEIN!!!!!« Gleich fünf Ausrufzeichen knallte sie dahinter, so energisch klang ihr Nein. »Du darfst uns jetzt erzählen, was während deiner Fahrt mit Charles passiert ist.«
»Der ist ein dummer Mensch. Er wollte mich einfach nicht verstehen und ist dann umgekehrt, ehe wir am Ziel waren«, sagte der Drache und erzählte von der Suchfahrt und seinem Problem, das erfühlte Ziel zu erreichen. »Je näher wir kamen, um so verschwommener wurde es, als würde es sich entfernen. Klingt seltsam, nicht?«
»Eine Dislokation?« überlegte Nicole.
Zamorra schüttelte den Kopf. »Dann hätte Fooly andere konkrete Ziele spüren müssen, nicht etwas Diffuses. Das war es doch, eine Unscharfe, die immer größer wurde, oder habe ich das falsch verstanden?«
»Richtig verstanden, Chef. Endlich mal jemand, der begreift, was ich sage. Aber deshalb bist du ja auch der Chef, Chef.«
»Wir könnten ausprobieren, ob du den Ursprungsort dieser Präsenz auf der Landkarte lokalisieren kannst«,
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